Verschwendung in Papua-Neuginea: Maseratis statt Impfstoff
Vor dem asiatisch-pazifischen Gipfeltreffen kauft die Regierung 40 Luxusfahrzeuge. Das ruft in dem armen Land Kritiker auf den Plan.
Bis zu 200.000 Euro kostet ein Quattroporte, die Beschaffung ist ein Millionenprojekt für Papua-Neuguinea. Kritiker sprachen am Wochenende von einer Verschleuderung öffentlicher Gelder. Denn Papua-Neuguinea gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Die in Melanesien gelegene Nation hat eine der höchsten Raten an häuslicher Gewalt und Vergewaltigungen. Im isolierten Hochland der Hauptinsel kommt es noch heute gelegentlich zur Verbrennung von Frauen, die der Hexerei beschuldigt werden.
Es fehlt an allem: Schulen, Straßen, Kommunikationsmitteln. Und vor allem an qualitativ guter medizinischer Versorgung. HIV-Aids ist in einigen Regionen endemisch. Die Regierung ist in Krisensituationen rasch überfordert. Sie musste im Juni den Notstand ausrufen, weil sie einer Kinderlähmung-Epidemie nicht Herr wurde. Der Nachbar Australien musste Millionen Dollar zuschießen, damit Krankenhäuser Impfstoff kaufen konnten.
„Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll“, wettert die Twitter-Autorin Tannah im Kurznachrichtendienst gegen den Maserati-Kauf durch die Regierung. „Es ist absurd, unsere Leute haben es besser verdient“.
Totale Perversion
Der Kommentator Keith Jackson meinte gegenüber australischen Medien, der Autokauf sei eine „totale Perversion“ der melanesischen Gastfreundschaft durch „ego-getroffene“ Politiker. Viele Kritiker beklagten zudem, dass die Straßen in Teilen des Landes in einem derart schlechten Zustand sind, dass Orte von der Umwelt abgeschnitten sind. Hingegen seien sie in der Hauptstadt vor der Konferenz mit hohem finanziellem Aufwand repariert worden.
Der für die Konferenz zuständige Minister Justin Tkatschenko weist jede Kritik zurück. Der Privatsektor werde für die Luxusautos bezahlen, versicherte er. Die Fahrzeuge würden nach der Konferenz weiterverkauft. Wie das genau geschehen soll und ob er bereits Käufer hat, bleibt vorerst offen.
Viele Kritiker fragen sich, wo die künftigen stolzen Maserati-Besitzer in Papua-Neuguinea ihre Autos überhaupt fahren würden. Außerhalb des Stadtgebietes von Port Moresby gibt es nur wenige befestigte Straßen und diese sind oft in schlechtem Zustand.
Wenig Freude an der Situation haben die Länder, die Papua-Neuguinea mit Hilfsgeldern unterstützen. Allen voran der Nachbar Australien. Knapp 100 Millionen Euro pumpt Canberra in die Konferenz – hunderte weitere Millionen fließen pro Jahr als Entwicklungsgelder nach Port Moresby.
Berechtigte Zweifel
Zweifel an den Hintergründen des Maserati-Kaufs sind berechtigt. Laut Transparency International gehört Papua-Neuguinea zu den korruptesten Ländern der Welt. Selbst höchste Regierungsvertreter machen gelegentlich wegen des Vorwurfs der Selbstbereicherung Schlagzeilen.
Papua-Neuguinea wird nach der Apec-Konferenz nicht nur eine neue Flotte von Luxusfahrzeugen haben, sondern auch dutzende von Rettungswagen. Diese sind zumindest kostenlos. So hat die Regierung von Japan Papua-Neuguinea 22 Ambulanzfahrzeuge geschenkt. China griff für neun Feuerwehrautos tief in die Tasche.
Ohne Selbstzweck ist die Großzügigkeit allerdings nicht: Papua- Neuguinea ist der bedeutendste Empfänger der seit Jahren laufenden Geschenk- und Kreditvergabe Chinas unter den ärmeren Ländern im Pazifik. So pumpte Peking alleine in diesem Jahr Millionen Dollar in den Ausbau von Infrastruktur und die Installation von Video-Überwachungsanlagen.
Im Gegenzug erwartet China von Port Moresby nicht nur die Unterstützung seiner Politik, allem voran im Zusammenhang mit den umstrittenen Inseln im Südchinesischen Meer. Peking erhofft sich vor allem einen erleichterten Zugang zu den enormen Rohstoffvorkommen, die im Boden von Papua-Neuguinea schlummern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!