Verschmutzung der Oder: Alles war völlig legal
Schuld am Fischsterben in der Oder im Sommer 2022 waren Salze aus den Kohlegruben Oberschlesiens.
Am Wochenende gab das polnische Bergbauunternehmen Jastrzębska Spółka Węglowa (JSW) erstmals zu, ununterbrochen Salzwasser aus den oberschlesischen Bergbaugruben in mehrere Zuflüsse der Oder eingeleitet zu haben. Diese Praxis sei jedoch völlig legal, versicherte das Unternehmen. Das salzhaltige Grubenwasser werde abgepumpt, um die Kohle abbauen zu können, in speziellen Wasserkollektoren gesammelt und über Düsen im Flussbett kleiner und größerer Wasserläufe entsorgt.
JSW ist der größte Kokskohle-Produzent in der Europäischen Union und einer der führenden Hersteller von Stahlschmelzkoks. Das Unternehmen weist in seiner Erklärung jegliche Verantwortung für die Oder-Umweltkatastrophe im Sommer 2022 von sich. Die Salzeinleitung geschehe auf Basis wasserrechtlicher Genehmigungen durch das Landesamt für Wasserwirtschaft Wody Polskie „in einer für die Umwelt sicheren Art und Weise“, hieß es in der Stellungnahme von JSW. Beim Entsalzen des Grubenwassers falle Kochsalz als Nebenprodukt der Kohle an.
Salz wurden „kontrolliert“ in die Oderzuflüsse eingeleitet
Das Salz besitze sogar eine Zertifizierung als Nahrungsmittel. Allein im Jahr 2022 produzierte JSW eigenen Angaben zufolge 67.000 Tonnen Kochsalz. Das restliche Salz im Kohlegrubenwasser, das nicht genutzt werden könne, werde „kontrolliert“ in die Oderzuflüsse eingeleitet. Zudem werde die Salzkonzentration im Wasser an der Kontrollstation in Krzyżanowice permanent überwacht und könne dort auch reguliert werden.
Der Ort liegt allerdings in der Nähe der polnisch-tschechischen Grenze. Von dort kommt die Oder laut Greenpeace-Bericht in der höchsten Wasserqualitätsstufe 1 in Polen an. Nach dem Durchqueren des oberschlesischen Industrie- und Kohlereviers sei das Wasser der Oder jedoch so schmutzig, dass es außerhalb jeder messbaren Qualitätsstufe liege.
Der im Bericht ebenfalls benannte Bergbaukonzern Polska Grupa Górnicza (PGG) hat sich zu den schwerwiegenden Greenpeace-Vorwürfen hingegen nicht geäußert. Auch das Landesamt für Wasserwirtschaft (Wody Polskie), das Klima-und Umwelt-Ministerium sowie Polens Premier Mateusz Morawiecki scheinen den Greenpeace-Bericht noch zu prüfen. Offiziell hält das polnische Umweltministerium bis heute an der Version fest, dass die Ursache für die Katastrophe „eine natürliche“ gewesen sei.
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