piwik no script img

Verschärfung der Video-Richtlinien„YouTuben“ schwer gemacht

YouTuber protestieren: Viele Videos müssen ab sofort ohne Werbung auskommen. Denn Google setzt seine Richtlinien nun konsequent durch.

YouTube hat zum Ärger vieler Nutzer seine Richtlinien verschärft Foto: dpa

Berlin taz | Die Videoplattform YouTube hat ihre Richtlinien verschärft und damit für Unsicherheit unter vielen Produzenten von Videos gesorgt. Von Mittwoch auf Donnerstag erhielten Nutzer Nachrichten von der Muttergesellschaft Google, dass ihre Videos von YouTubes Werbeservice ab sofort ignoriert werden. Unter dem Hashtag #YouTubeIsOver verbreitete sich die Nachricht schnell im Online-Netzwerk Twitter. YouTube nennt als Grund die nicht „werbefreundlichen“ Inhalte einiger Videos.

Google erklärte, dass der Konzern bislang zu lasch mit seinen Richtlinien für YouTube-Videos umgegangen sei. In den Guidelines der Videoplattform werden seit 2015 Gewalt, sexuelle Inhalte, Drogen und andere „regulierte“ Substanzen wie etwa Alkohol, kontroverse und sensible Inhalte, selbst wenn dabei auf entsprechendes Bildmaterial verzichtet werde, als Gründe genannt, nicht den Anforderungen für Werbeeinschaltungen zu entsprechen.

Heißt im Klartext, Youtuber, deren Videos als nicht „werbefreundlich“ von Google befunden werden, bekommen ab sofort keine Werbeclips mehr zugewiesen.

Dabei sind gerade Werbung, Sponsoring und sogar Schleichwerbung das A und O für YouTuber, die ihr Hobby teilweise zum Beruf gemacht haben. An vielen Klicks und Zuschauer verdienen sie, der Entzug von Werbung bringt die Ersteller der Videos um Einnahmen.

Ein Beispiel ist der US-Star-YouTuber Phillip Defranco: Nach eigenen Angaben verdient er 250.000 Dollar pro Monat – auch dank zahlreicher Werbeeinnahmen. Über 4,5 Millionen Abonnenten erreicht der 30-jährige New Yorker mit seinen drei- bis fünfmal die Woche erscheinenden Clips. Mehr als 1,5 Milliarden Mal wird sein Kanal „Phillip Defranco Show“ aufgerufen, in dem er ironisch über das aktuelle Weltgeschehen spricht.

Ihr schönen Bastarde – Ich denke, dass ich Euch so nicht mehr nennen darf.

Phillip Defranco

Nachdem er ein Video mit dem Titel „YouTube Is Shutting Down My Channel and I'm Not Sure What To Do“ postete und damit YouTubes Vorgehen anprangerte, gelangte das ganze Thema an die Öffentlichkeit. Schon in seinen Begrüßungsworten kommt Defranco auf den Punkt: „Ihr schönen Bastarde – ich denke, dass ich Euch so nicht mehr nennen darf.“ Denn „Kraftausdrücke“ wie diese seien der Grund, dass Defrancos Videos wie viele andere seit der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ohne Werbeclips auskommen müssen.

Auf Twitter und YouTube diskutieren nun viele betroffene Blogger. Ihrer und Defrancos Meinung nach ist die plötzliche Einhaltung der schon länger existierenden Richtlinien eine Zensur der Meinungsfreiheit und der freien Inhalte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Jedem der betroffenen Youtuber steht es weiterhin frei, seine Meinung wie bisher kund zu tun. Aber ohne Werbegelder handelt es sich dabei um Zensur?

    Lächerliches Gejammer!

  • Waaaas? Youtube schaltet keine Werbung zu Videos, wo werbende keine Werbung schalten wollen????

     

    Krass.^^

     

    Youtube sollte die Werbenden zwingen!

  • Die "Youtuber" beschweren sich worüber?

  • Unsere schöne neue Welt nimmt Formen an.