Verschärfung der Krise in der DR Kongo: Land der Warlords und Killer

Die internationale Gemeinschaft muss eine Kongo-Strategie erarbeiten. Eine weitere Krise verkraftet Afrika nicht.

Ein Fahrzeug mit der Aufschrift "Police" fährt hinter Menschen her, die auf einem Mofa davonfahren.

Kinshasa: Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Regierungsgegnern Foto: Justin Makangara'/reuters

Die Dauerkrise in der Demokratischen Republik Kongo ist zu einer Konstante des 21. Jahrhunderts geworden. Seit dreißig Jahren gibt es kein landesweit funktionierendes Staatswesen mehr, bekriegen sich bewaffnete Gruppen auf Augenhöhe mit staatlichen Sicherheitskräften, mischen Nachbarländer zur Wahrung ihrer eigenen Interessen mit. All das ist Normalität geworden, trotz inzwischen 6 Millionen Kriegsvertriebenen und 25 Millionen Hungernden.

Politische Morde mitten in der Hauptstadt waren allerdings bisher die Ausnahme. Aber nun wurde mitten im Wahljahr 2023 mitten in Kinshasa die Leiche des Sprechers der aktuell aussichtsreichsten Oppositionspartei in einem Auto auf einer vielbefahrenen Straße gefunden. Die Todesumstände bleiben unklar, das Entsetzen ist groß, sogar in der Regierung.

Denn entweder es gibt ein staatliches Gewalt­monopol und dann ist Präsident Felix Tshi­sekedi ein Mörder – oder es gibt keines und dann ist Kongo ein Land der Warlords und Mafiakiller. Und das sogar in Kinshasa, wo sich längst eine korrupte Blase aus reicher kongolesischer Elite und gutverdienenden ausländischen Dauerkrisengewinnlern eingerichtet hat.

An einem verstärkten Engagement der internationalen Staatengemeinschaft, die in Kongo die größte Blauhelmtruppe der Welt stehen hat, führt nun kein Weg vorbei. Die Regierung hat in Belgien und Südafrika um Mithilfe bei der Aufklärung des Mordes gebeten. Kongos Oppositionspolitiker fordern UN-Schutz im beginnenden Wahlkampf.

Eigentlich bereitet die UN-Mission ihren Abzug vor, die internationalen Bemühungen um einen funktionierenden Staat laufen auf Sparflamme. Das wird jetzt nicht mehr gehen. Es braucht eine neue internationale Kongo-Strategie, damit dieses Riesenland nicht in eine Selbstzerstörung abgleitet, ähnlich wie Sudan. Zwei Krisen dieser Art verkraftet Afrika nicht. Ganz abgesehen von 100 Millionen Kongolesen, die kein menschenwürdiges Leben kennen.

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