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Verlust von Wiesen und WeidenÜberhaupt nicht im grünen Bereich

Grünland mit vielen Tier- und Pflanzenarten schrumpft stark. Nun fordert das Bundesamt für Naturschutz, den Umbruch solcher Flächen zu verbieten.

Sieht schön aus, hilft der Artenvielfalt und bringt den Bauern zu wenig Geld: Blumenwiese. Bild: dpa

BERLIN taz | Da blühen Blumen, Vögel brüten und unten graben die Regenwürmer: Auf Wiesen und Weiden können besonders viele Tier- und Pflanzenarten überleben – wenn die Bauern nicht ständig mähen und düngen oder das Grünland gleich zu Äckern umbrechen. Das tun sie aber immer häufiger, wie der erste „Grünland-Report“ zeigt, den das Bundesamt für Naturschutz (BfN) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.

„Grünland mit besonders hohem Naturwert“ ist demnach wegen intensiverer Nutzung oder Umbruch von 2009 bis 2013 bundesweit um 7,4 Prozent geschrumpft. Das sind 82.000 Hektar – eine Fläche fast so groß wie Berlin.

Die gesamte landwirtschaftliche Fläche mit Gras und krautigen Pflanzen ging nach früheren Zahlen des Statistischen Bundesamts von 2008 zu 2013 um 3,9 Prozent zurück.

Lebensraum für Kiebitz und Co

Dabei ist das Grünland für 40 Prozent der in Deutschland gefährdeten Farn- und Blütenpflanzenarten der wichtigste Lebensraum. Die Bestände des vorwiegend in Feuchtwiesen brütenden Kiebitzes zum Beispiel sind in den vergangenen 20 Jahren auf ein Viertel zurückgegangen. Zudem speichert Grünland das Treibhausgas CO2.

Zwar schrumpft auch die Agrarfläche. Aber das gehe voll zu Lasten von Wiesen und Weiden, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel. „Die Zahlen zeigen, dass die bisherigen Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft und insbesondere des artenreichen Grünlands nicht die beabsichtigte Wirkung hatten“, so die Naturschützerin.

Langweiliges Einheitsgrün

„Bunte Blumenwiesen weichen zunehmend monotonem, artenarmem Einheitsgrün, das bis zu fünf oder sogar sechs Mal im Jahr gemäht wird.“ So wollten Landwirte mehr Futter für Kühe erzeugen. Denn die Nachfrage nach Agrarprodukten steige, zum Teil weil Bioenergie gefördert wird.

Das BfN fordert deshalb „ein flächendeckendes Grünlanderhaltungsgebot“. Vor allem in Naturschutzgebieten, Flussauen und Mooren sollte Umbruch bundesweit verboten sein. Außerdem müssten die Länder mehr Agrarumweltmaßnahmen finanzieren, die die Artenvielfalt im Grünland erhöhen.

Von der Regulierung des Grünlandumbruchs in der ab 2015 geltenden Reform der EU-Agrarsubventionen verspricht sich das BfN aber so gut wie nichts. Schließlich erlaube sie über „Ausnahmeregelungen“ 5 Prozent Grünlandverlust.

Der Bauernverband lehnt neue Auflagen ab: Wenn Wiesen und Weiden wirtschaftlich genutzt werden könnten, würden sie auch erhalten.

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2 Kommentare

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  • 8G
    8378 (Profil gelöscht)

    Strafen einführen, dann wird es schnell wirtschaftlich rentabel

  • das problem ist, dass die staatlichen ämter für landwirtschaft die landwirte genauso beraten, möglichst viele schnitte auf den wiesen, damit auch die viele gülle untergebracht werden kann. das führt natürlich dazu, dass so mancher grundwasserkörper und see (bsp. waginger see) mit nitrat und nährstoffen überversorgt ist und weiter überversorgt wird. die einstellung der landwirtschaftsämter ist, dass sie die landwirte so beraten, damit sie den größtmöglichen ertrag aus ihren flächen holen. schaut man sich dann an, wieviele milliarden an steuergeldern von den landwirtschaftsämtern verteilt werden und wie sparsam der naturschutz mit fördergeldern bedacht wird, dann ist es nahezu hoffnungslos.

    trotzdem, super, dass das bfn sich jetzt so klar äußert.