Verlegung des Altonaer Bahnhofs: Kompromiss unter Beschuss
Mitstreiter des Verkehrsclubs Deutschland kritisieren den Kompromiss, den der Verkehrsclub zum Umzug des Bahnhofs Altona geschlossen hat.
Vor drei Wochen hatten sich Vertreter des ökologischen Verkehrsclubs, der Bahn und der Stadt in Gestalt des Finanzsenators Andreas Dressel (SPD) auf ein zehnseitiges Papier verständigt. Als Ergebnis eines beinahe einjährigen Faktenchecks, bei dem Vertreter der Bahn, der Stadt und der Zivilgesellschaft miteinander berieten, verpflichtet sich der VCD Nord, seine Klage gegen die Verlegung des Fernbahnhofs fallen zu lassen.
Im Gegenzug verpflichten sich die Bahn und die Stadt, die Kapazität des neuen Bahnhofs zu erhöhen und den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Michael Jung von der Bürgerinitiative Prellbock Altona bezeichnet die Verständigung als „Ansammlung unverbindlicher Prüfaufträge“. Der VCD hatte in Kooperation mit der Bürgerinitiative geklagt, die selbst nicht hätte vor Gericht ziehen können.
Prellbock kritisiert, dass der neue Bahnhof mit sechs statt acht Ferngleisen zu klein wäre und nicht zu den geänderten politischen Rahmenbedingungen passen: Bei den Plänen zur Verdoppelung der Reisendenzahl, eines Deutschland-Takts von 30 Minuten und des angedachten neuen S-Bahntunnels durch die Stadt müsste er in wenigen Jahren schon wieder umgebaut werden.
Prellbock will gerichtliche Klärung
Wer aus dem Hamburger Westen komme, werde künftig im ohnehin schon überlasteten Hauptbahnhof in einen Fernzug steigen. Es fehle ein vernünftiger Anschluss ans S-Bahnnetz und außerdem sei es nicht sinnvoll, den Bahnhof aus so einem dicht besiedelten Viertel wie Altona/Ottensen herauszunehmen.
Wegen der vielen Kritikpunkte wünscht sich Prellbock nach wie vor eine gerichtliche Klärung. „Wir halten es für falsch, dass der VCD dieses scharfe Schwert aus der Hand gegeben hat“, sagt Jung. „Sobald die Klage vom Tisch ist, haben wir keinen Hebel in der Hand, um die Einlösung der Zusagen zu erzwingen“, schreiben die VCD-Mitglieder Peter Schönberger und Bettina Stülpnagel-Pommarius, die für die außerordentliche Mitgliederversammlung werben.
VCD-Geschäftsführer Rainer Schneider verweist dagegen auf die Unwägbarkeit eines Gerichtsverfahrens, bei dem die Bahn signalisierte habe, dass sie es bis zum Ende durchfechten werde. Einiges, was das Oberverwaltungsgericht bemängelt habe, als es einen Baustopp für die Bahnhofsverlegung aussprach, habe die Bahn im Rahmen des Faktenchecks nachgeholt. Das gelte etwa für die Umweltverträglichkeitsprüfung und die Fahrgastuntersuchung.
Dagegen sichere die Verständigung wesentliche Verbesserungen gegenüber der ursprünglichen Planung. So verspreche die Bahn jetzt pro Stunde maximal 31 statt 24 Züge abzufertigen; statt 17.000 sollen künftig 25.500 Fahrgäste durchgeschleust werden und der Anteil der von der Verlegung betroffenen Fahrgäste, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, soll um mindestens 25 Prozent erhöht werden.
Vorwürfen, diese Vereinbarungen ließen sich nicht durchsetzen, stellt Schneider entgegen, dass laut der Verständigung die künftigen Vertragspartner die Bahn und die Stadt wären – und die habe wesentlich mehr Kraft, das durchzusetzen als der VCD oder Prellbock.
Prellbock und die kritischen VCD-Mitglieder halten die Vereinbarung aber für nicht weitgehend genug. 31 Züge in Spitzenzeiten seien heute gerade genug, ließen aber keinen Spielraum für die erwünschten Kapazitätssteigerungen. Am Bahnhof Altona seien die Gleise dafür vorhanden. Dazu komme, dass nach jetziger Planung weder die künftige S32 Richtung Bahrenfeld noch die U5 über den künftigen Fernbahnhof Diebsteich laufen solle.
Immerhin hat der VCD in die Vereinbarung hineinverhandelt, dass die Anbindung der S32 an den Diebsteich noch einmal geprüft werden soll. Dass tatsächlich die versprochenen 31 Züge pro Stunde abgefertigt werden können, sollen unabhängige Gutachter attestieren. Andernfalls werde die Klage nicht fallen gelassen, verspricht Schneider.
Außerdem soll der neue Bahnhof so gebaut werden, dass er eine künftige Erweiterung, etwa durch einen unterirdischen S-Bahnhof, nicht verhindert. Und am Ende, sagt Schneider, stelle sich die Frage, ob Altona als Fernbahnhof überhaupt gebraucht werde, wenn wie gewünscht, in Zukunft einmal Regionalzüge von Schleswig-Holstein über den Hauptbahnhof nach Niedersachsen durchfahren.
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