Verlängertes Kurzarbeitergeld: Im Job durch die Krise
Statt zwölf Monate können Beschäftigte nun bis Ende 2025 24 Monate Kurzarbeitergeld erhalten. Das ist gar nicht mal so übel.
H ubertus Heil hatte sich zu Beginn der Ampelkoalition viel vorgenommen, was das Gewerkschafterherz höher schlagen ließ: Ein Tariftreuegesetz sollte her, bei Union Busting, also der Behinderung von Betriebsräten, sollte die Staatsanwaltschaft ermitteln müssen. Doch jenseits der Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro und der Einführung des Bürgergelds konnte Heil als Arbeitsminister wenig liefern.
Bis auf eine Sache: Noch nach dem Aus der Ampel hat der Sozialdemokrat die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes verlängert. Zwar nur temporär, aber einfach per Verordnung. „Mit der Verlängerung des konjunkturellen Kurzarbeitergeldes bauen wir Brücken: für Betriebe, große wie kleine, um gestärkt aus der Krise zu kommen, und für Beschäftigte, um ihre Arbeit zu halten“, verkündete Hubertus Heil Anfang Januar, nachdem das Rest-Ampel-Kabinett seine Idee abgenickt hatte. Statt zwölf Monate können Beschäftigte nun bis Ende 2025 24 Monate Kurzarbeitergeld erhalten.
Das gibt manchem Angestellten mehr Sicherheit. Zwar beträgt das Kurzarbeitergeld lediglich 60 beziehungsweise 67 Prozent des regulären Lohns. Es kann aber eine gute Alternative zu Entlassungen sein, wenn ein Unternehmen temporär in Schieflage gerät. Statt einen Teil der Belegschaft komplett aus der Produktion zu nehmen, können sich Betriebsrat und Geschäftsführung etwa darauf einigen, dass alle nur die Hälfte arbeiten und für den dadurch bedingten Verdienstausfall anteilig Kurzarbeitergeld bekommen. Zudem können Unternehmen das Kurzarbeitergeld aufstocken.
Es ist also gut, dass die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes verlängert wurde. Denn im Zuge der Wirtschaftskrise hat die Kurzarbeit zugenommen. Laut Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit waren vergangenen November 292.802 Beschäftigte in Kurzarbeit. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es nur 174.450. Dabei profitieren auch die Unternehmen von dem Instrument. Sollte sich ihre Situation wieder verbessern, können sie dank Kurzarbeit schnell die Produktion wieder ankurbeln, statt erst mal neue Beschäftigte suchen zu müssen, weil sie in der Krise entlassen haben.
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Falls die SPD nach der Wahl wieder auf der Regierungsbank sitzen sollte, wäre es deswegen gar nicht schlecht, wenn sie da weitermacht, wo Heil aufhörte. Sie könnte zum Beispiel ein Transformations-Kurzarbeitergeld beziehungsweise Qualifizierungsgeld einführen, mit dem Beschäftigte fit für eine klimaneutrale Wirtschaft gemacht werden. Das versprach die SPD bereits 2021 und verspricht sie jetzt wieder. Wäre schön, wenn das dann auch mal kommen würde.
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