Verkehrsunfälle: Zug fahren ist deutlich sicherer als Auto fahren
Zahlen statt Horrorbilder: Die Allianz pro Schiene hat Unfälle der letzten zehn Jahre ausgewertet, um die Sicherheit von Bahn und Auto zu vergleichen.
Hier das Vorfahrtsschild ignoriert, da zu doll aufs Gaspedal gedrückt oder im Dunkeln die Fahrbahnmarkierung am Rand der Landstraße übersehen: Auto fahren ist in Deutschland deutlich gefährlicher, als mit dem Zug zu reisen. Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist für Menschen, die hier mit dem Auto unterwegs sind, 52-mal höher, als die gleiche Strecke mit dem Zug zu fahren.
Für Autofahrer:innen ist das Risiko, sich schwer zu verletzen, sogar 140-mal höher als für Zugreisende. Zu diesem Ergebnis kommt das Bündnis Allianz pro Schiene in einer Untersuchung von Unfallstatistiken des Statistischen Bundesamts, des Bundesverkehrsministeriums, des Eisenbahnbundesamtes und der Europäischen Kommission aus den Jahren zwischen 2015 und 2024.
„Wenn wir Bilder von einem Unfall auf der Schiene sehen, dann brennen sich diese Bilder immer besonders in den Köpfen ein“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene.
Deshalb sei es so wichtig, sich die tatsächlichen Unfallzahlen genau anzuschauen. „Die Wahrnehmung, im eigenen Auto besonders sicher unterwegs zu sein, täuscht“, betont Flege.
Zug fahren ist auch in anderen Ländern in Europa sicherer
Und er erklärt: Zugfahrten sind sicherer, weil der Zugverkehr mit Leit- und Sicherungstechnik kontrolliert wird. Laut Allianz pro Schiene ist die Bahn auch in anderen europäischen Ländern das sicherste Verkehrsmittel – mit Abstand.
Dirk Flege, Allianz pro Schiene
Beim Autofahren starben zwischen 2014 und 2023 die meisten Menschen in Rumänien, dort waren es mehr als sieben Tote pro Milliarde gefahrener Kilometer pro Person. Polen folgte mit mehr als fünf Toten im gleichen Zeitraum.
In Schweden lief es deutlich besser: Dort kamen von 2014 bis 2023 im Schnitt knapp 1,3 Menschen pro Milliarde Personenkilometer beim Autofahren um – beim Zugfahren waren es null Tote. Deutschland lag in diesen Jahren mit durchschnittlich 1,55 getöteten Menschen im Autoverkehr und 0,02 Todesopfern pro gefahrener Milliarde Kilometer pro Person beim Bahnfahren ebenfalls unter dem EU-Durschnitt.
Trotzdem: Im Straßenverkehr sind die absoluten Unfallzahlen auch in Deutschland noch immer enorm. Laut Statistischem Bundesamt steigt die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2025 voraussichtlich leicht auf 2.810. 2024 kamen 2.770 Menschen im Straßenverkehr um.
Verkehrssicherheit: mehr Verkehr auf die Schiene verlagern
„Alle drei Stunden stirbt ein Mensch auf unseren Straßen. Hinter jedem Opfer stehen trauernde Familien und Freunde“, sagte Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) im November. Der DVR fordert zum Beispiel ein generelles Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde auf schmalen Landstraßen, um den Verkehr sicherer zu machen.
Für weniger Leid und Unfälle wirbt die Allianz pro Schiene außerdem dafür, mehr Fahrten von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
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