Verkauf der Süddeutschen Zeitung: Zwei Holtzbrincks im Clinch
Dieter von Holtzbrinck steigt zusammen mit Goldman Sachs in den Kampf um die "Süddeutsche Zeitung" ein - als Konkurrent seines Halbbruders.
Es gibt eine neue Folge von Deutschlands großer Medienbranchen-Seifenoper - dem "Verleger-Clan": Im Ringen um den Süddeutschen Verlag (SV) und sein Aushängeschild, die Süddeutsche Zeitung (SZ), ist eine neue Figur im Rennen: Dieter von Holtzbrinck.
Bisher konnte man das Verfahren um den Verkauf der SZ als Geschichte lesen, in der sich zwei Gesellschaftergruppen konkurrierend gegenüber stehen: die verkaufswilligen Altgesellschafter-Familien Goldschagg, Dürrmeier, von Seidlein und Schwingenstein, die 62,5 Prozent am SV halten, und die nicht verkaufswilligen (die Altgesellschafter-Familie Friedmann und die Südwestdeutsche Medien Holding SWMH, die einstieg, als der Süddeutsche Verlag nach der Branchenkrise 2001 finanziell vor dem Ruin stand).
Doch nun kommt eine neue Konkurrenz hinzu: Stefan von Holtzbrinck, der mit seinem Holtzbrinck-Konzern (Die Zeit, Tagesspiegel, Handelsblatt) bislang als ein Spitzenkandidat für die Übernahme der Mehrheitsanteile des Süddeutschen Verlags galt, gegen seinen Halbbruder Dieter. Der will dem Manager-Magazin zufolge gemeinsam mit der Investmentbank Goldman Sachs um den SV bieten.
Branchenbeobachter Horst Röper kommentiert das so: "Dass so ein großes Geschäft wie der Verkauf des Süddeutschen Verlags noch viel Wirbel verursachen würde, war eigentlich absehbar. Aber auf so einen wäre ich nicht gekommen." Denn erstaunlich daran ist: Der Frieden, für den der Name von Holtzbrinck steht - um schmutzige Wäsche zu waschen, benutzte man dort stets eine Waschmaschine, in die Öffentlichkeit jedenfalls drang nie ein schlechtes Wort - entpuppt sich nun als potenzieller Trugschluss. Dieter von Holtzbrinck will, wie das Manager-Magazin schreibt, "mit dem Unternehmen, das sein Vater 1948 gegründet hat, offenbar nichts mehr zu tun haben".
Warum er sich mit Goldman Sachs zusammentut, um um den Süddeutschen Verlag mitzubieten, ist eine andere Frage: Zumindest ein SZ-Altgesellschafter sagt jedenfalls, die Variante mit Holtzbrinck und Goldman Sachs sei reizvoll. Dieter von Holtzbrinck steht schließlich für Qualität und deren Garantie. Die Strategie ist klar: Dieter von Holtzbrinck soll das Unbehagen abpuffern, das den Investmentbankern von der Redaktion und einem Teil der Altbesitzer entgegengebracht wird.
Im Bieterverfahren sind neben dem Holtzbrinck-Verlag die WAZ, DuMont Schauberg (Frankfurter Rundschau) und die Finanzinvestoren Apax und Veronis Suhler Stevenson - wobei die SWMH, die bereits Verlagsanteile hat, ein Vorkaufsrecht genießt. SZ-Chefredakteur Hans-Werner Kilz wirbt schon seit dem Sommer für eine "Verlegerlösung", da auf Finanzinvestoren kein Verlass sei, wenn es um Qualitätsjournalismus gehe. Die Verbindung zwischen einem Verleger wie von Holtzbrinck und einer Investmentbank ist nun eine neue Option.
Fragt sich nur, ob Dieter von Holtzbrinck tatsächlich zum Branchenretter taugt. Denn dass Verleger mit Finanzinvestoren zusammenarbeiten, ist nicht neu: Als der britische Investor David Montgomery seine Einkaufstour im deutschen Markt (Berliner Zeitung, Hamburger Morgenpost) begann, war der frühere Gruner + Jahr-Chef Gerd Schulte-Hillen mit dabei. Auch er sollte Redaktionen und Verleger beruhigen und für Montgomerys Mecom-Gruppe weitere verkaufswillige Titel ausmachen. Genützt hat dies, wie man heute weiß, wenig: weder den betroffenen Blättern noch dem Image von Montgomery.
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