piwik no script img

Verizon kauft SuchmaschineYahoo – das Orakel schweigt

Machtlos gegen Facebook und Google: Der Webpionier verliert die Eigenständigkeit und wird vom US-Telefonkonzern Verizon geschluckt.

Mayers Sanierungsmission ist gescheitert Foto: ap

Berlin taz | Do you Yahoo? Och nö, sagten zuletzt immer mehr Internetnutzer. Deshalb verliert nun einer der großen Webpioniere nach über 20 Jahren seine Eigenständigkeit. Anfang des Jahrtausends war Yahoo noch 125 Milliarden US-Dollar wert. Nun wird das Webgeschäft der Firma für 4,8 Milliarden Dollar (4,4 Milliarden Euro) von dem US-Telekomriesen Verizon geschluckt. Dies teilten die Unternehmen am Montag mit.

Verizon will Yahoo mit den Resten eines anderen Internet­sauriers zusammenlegen, AOL. Den hatte Verizon bereits vergangenes Jahr gekauft. Und hofft nun, mit dessen Onlineportalen Huffington Post, den Technologieblogs TechCrunch Engadget und nun „Yahoo News“ einen Fuß ins Onlinewerbegeschäft zu bekommen – gegen die Platzhirsche Google und Facebook, die dort Milliarden verdienen.

Den noch 8.800 Yahoo-Mitarbeitern drohe eine „harte Integration“, schreiben Fachdienste. Yahoo-Mailkonten haben immer noch Hunderte Millionen Nutzer – allerdings münzte der Konzern dies nie in Dollars um. Bei der alten Yahoo-Gesellschaft verbleiben die Beteiligungen an der chinesischen Onlineplattform Alibaba und Yahoo Japan.

Als Yahoo gegründet wurde, waren Google und Facebook noch nicht einmal in Planung. Das WWW war 1994 so jung, dass man die Seiten wie in einem Telefonbuch nach Themen ordnen konnte. Die Stanford-Studenten Jerry Yang und David Filo taten genau das mit „Jerry und Davids Wegweiser für das World Wide Web“. Wenig später änderten sie den Namen in Yahoo, kurz für „Yet Another Hierarchically Organized Oracle“ (Noch ein hie­rarchisch geordnetes Orakel).

Start-ups im Überholgang

Als das Web zu groß für diese Art der Katalogisierung wurde, kamen Suchmaschinen wie Google, die Inhalte selbst erfassen und nach einem Algorithmus sortieren. Yahoo schaffte es nie wieder, Google einzuholen. Dabei hatte Yang den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin noch empfohlen, ihre eigene Firma zu gründen, statt weiter zu versuchen, ihre Suchformel für eine Million Dollar an damalige große Player wie Excite zu verkaufen.

Jahre später bot der damalige Yahoo-Chef Terry Semel sogar 3 Milliarden Dollar für Google – erfolglos. Er bot auch 2006 einem Mann Anfang 20 eine Milliarde Dollar für dessen aufstrebendes Onlinenetzwerk. Doch Mark Zuckerberg überzeugte seine Investoren, dass Facebook mit ihm an der Spitze viel mehr erreichen kann. Heute ist Facebook rund 350 Milliarden US-Dollar wert.

Für Yahoo-Chefin Marissa Mayer ist der Deal eine schwere Niederlage. Die einstige Google-Managerin scheiterte mit der Sanierung trotz teurer Übernahmen, zum Beispiel der Bloggingplattform Tumblr und des Fotodiensts Flickr.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!