Verheerende Waldbrände: 60 Tage nationaler Notstand
Ecuador steckt wegen der Dürre in einer Energiekrise. Und in bedeutenden Nationalparks brennt der Wald.
Während sich die Industriestaaten auf der Weltklimakonferenz in Baku darüber streiten, wer nun wie viel Geld für Klimaschutz- und -anpassung an Entwicklungsländer zahlt, herrscht in Ecuador seit Montag ein nationaler Notstand, der zunächst 60 Tage dauern soll. Ausgerufen hat ihn der Präsident des kleinen südamerikanischen Entwicklungslandes, Daniel Noboa. Er reagierte damit auf die seit Monaten anhaltende Dürre und die dadurch provozierten verheerenden Waldbrände im Süden des Landes.
Nach Angaben des Nationalen Sekretariats für Risikomanagement (SNGR) haben die Feuer innerhalb von zehn Tagen mehr als 3.500 Hektar Wald in den südlichen Provinzen Azuay und Loja verwüstet. Das entspricht etwa einem Prozent der Fläche des Saarlands. In anderen Quellen ist von mehr als 5.000 Hektar die Rede.
Die am schlimmsten betroffene Gegend ist der Nationalpark El Cajas, der nach dem Galapagos-Nationalpark das am zweitbesten geschützte Reservat Ecuadors ist. El Cajas liegt im Nebelwald in der Provinz Azuay, auf zwischen 3.000 bis 4.000 Metern Höhe und ist normalerweise für seine vielen Wasserquellen bekannt. Inzwischen ist das Feuer im Nationalpark dem SNGR zufolge unter Kontrolle, aber noch nicht vollständig gelöscht.
„Wir erleben einen wahren Notstand, der als schlimmste Umweltkatastrophe aller Zeiten im Kanton Cuenca eingestuft wird und Schutzgebiete und den Cajas-Nationalpark gefährdet“, sagt Sixto Heras, Chef der Feuerwehr in Cuenca der nationalen Zeitung Extra. Cuenca ist die Hauptstadt Azuays und die drittgrößte Stadt Ecuadors. Seit sechs Monaten kämpften die Brandschützer bereits mit schlimmen Feuern, aber im November habe sich die Situation noch einmal verschärft.
Brände in zwei Nationalparks
Neben El Cajas bedrohen die Waldbrände auch den Podocarpus-Nationalpark in der Provinz Lojas. Beide Schutzgebiete gehören zu den größten Reservoirs der Artenvielfalt im Süden Ecuadors. Hier leben etwa der gefährdete Andenkondor oder der vom Aussterben bedrohte Bergtapir.
Die Waldbrände haben auch wirtschaftliche und soziale Folgen. Jimmy Toledo zufolge, der Präsident des Gemeinderats von San Pedro de Vilcabamba in der Provinz Loja ist, belaufen sich die Verluste auf mehr als drei Millionen US-Dollar. „Der Verlust von Bienenstöcken, Tieren und Ernten hat viele mit leeren Händen zurückgelassen“, sagte Toledo der Zeitung Expreso.
Inzwischen beteiligen sich nach Angaben des SNGR Truppen der Streitkräfte und der Nationalpolizei am Löschen der Brände in den beiden Parks. Unterstützung in Form von Hubschraubern kommt außerdem aus Peru und Italien.
Gleichzeitig hat das kolumbianische Außenministerium angekündigt, es werde dem Nachbarland Strom liefern, um dessen Energiekrise zu mindern. Denn die schlimmste Dürre seit 60 Jahren, die die Ausbreitung der Waldbrände fördert, hat auch dazu geführt, dass Ecuador Probleme mit der Energieversorgung hat.
Energiekrise durch Klimakrise
Seit dem 23. September 2024 kommt es regelmäßig zu langen Stromausfällen, die in einigen Gebieten bis zu 14 Stunden pro Tag dauern können. Der Grund: Das Land bezieht 70 Prozent seiner Energie aus Wasserkraft. Die Pegel der Stauseen liegen aber wegen des ausbleibenden Regens auf historischen Tiefstständen. In einigen Kraftwerken wurde die Stromerzeugung bereits komplett eingestellt, andere laufen nur noch stark eingeschränkt.
Währenddessen sieht es in den Nachbarländern nicht anders aus, weshalb Kolumbien zuletzt den Energieexport nach Ecuador gestoppt hatte. Dass die Lieferungen jetzt wieder aufgenommen werden, wird die Stromabschaltungen auf acht Stunden täglich reduzieren.
Die aktuelle Mehrfachkrise hat mit der Erderhitzung zu tun, wenn auch nicht nur. „Nasse Jahre sind weniger nass und trockene Jahre sind viel trockener“, sagt Julia Martínez, technische Direktorin der Stiftung Nueva Cultura del Agua (Neue Kultur des Wassers). Zwar sei die Dürre, die seit drei Jahren in vielen Teilen Südamerikas vorherrscht, auch eine Folge des natürlichen Wetterphänomens La Niña.
Der Klimawandel verschärfe jedoch solche Extreme und „führt zu weniger Wasser und zu intensiveren und häufigeren Dürren, die länger andauern und größere Gebiete betreffen“, so Martínez.
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