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Verhaftung mit Biß

■ Erpresser von Versandhaus-Chef Otto: „Ich bin's, ich bin unbewaffnet!“

Ein Hundebiß beendete den Erpressungsversuch, der Hamburgs Millionäre in Atem hielt. Zehn Tage lang war der 53jährige Hamburger Versandhaus-Chef Michael Otto mit dem Tode bedroht worden, um ihn zur Zahlung von 2,5 Millionen Mark zu zwingen. Am Montag abend nahm die Polizei den Erpresser bei der Geldübergabe fest.

Auf der Bahnstrecke zwischen Lübeck und Kiel sollten die Millionen den Besitzer wechseln. Aus dem fahrenden Zug, so hatte der Erpresser gefordert, sollte eine Tasche mit dem kostbaren Inhalt geworfen werden. Nahe der Ortschaft Ekelsdorf gab der Täter das verabredete Funksignal, die Tasche flog – und die Falle schnappte zu. Ein Polizeihund spürte den Mann auf und biß ihn in den Arm. Daraufhin stellte er sich mit den Worten: „Ich bin's, ich bin unbewaffnet“ den Beamten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK), die auf der Lauer gelegen hatten.

Noch in der Nacht legte der 50jährige Handelsvertreter aus Eutin ein umfassendes Geständnis ab. Aus „akuter Geldnot“ habe er gehandelt, gab er als Motiv an. Der arbeitslose Kaufmann hatte rund 80.000 Mark Schulden und offenbar in dem Versuch, Otto zu erpressen, seine letzte Chance gesehen, sagte gestern der ermittelnde Staatsanwalt Peter Stechmann.

Am 17. Januar war beim Chef des weltgrößten Versandhauses der Drohbrief eingegangen. Der Kontakt mit der Polizei, durch den die Geldübergabe geregelt wurde, kam durch eine Anzeige im Hamburger Abendblatt zustande. So hatte es der Erpresser gefordert.

Seinen eigenen Angaben zufolge hatte der Handelsvertreter sein Opfer zufällig ausgewählt. Auf Michael Otto sei er über Zeitungsberichte gestoßen. Da er kein besonderes Detailwissen über den Versandhaus-Chef gezeigt habe – selbst der Erpresserbrief war nicht mit Ottos Privatadresse, sondern der Firmenanschrift versehen –, hält die Polizei ihn für glaubhaft.

Gegen den 50jährigen wurde Haftbefehl erlassen.

Elke Spanner

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