Verhafteter Journalist in China: Offizielle Beichte im Staatsfernsehen

Der Reporter Chen Yongzhou sitzt in China in Haft, weil er angeblich gezielt schlecht über eine Firma berichtete. Nun hat er ein Geständnis abgelegt. Wurde Druck ausgeübt?

Kahlrasiert legt Chen Yongzhou sein Geständnis ab. Bild: reuters/China Central Television

PEKING dpa/ap/afp | Der inhaftierte chinesische Journalist Chen Yongzhou hat am Samstag im Staatsfernsehen eingeräumt, falsche Artikel über das zweitgrößte Bauunternehmen des Landes verfasst zu haben. Sein Fall hatte internationale Beachtung gefunden, nachdem sein Arbeitgeber, die Zeitung New Express, kürzlich auf ihrer Titelseite seine Freilassung gefordert hatte.

Die Behörden werfen dem Reporter Rufschädigung von Zoomlion vor. Die Zeitung vertrat hingegen die Ansicht, es gebe keine Hinweise auf ein Verbrechen. Der Fall hatte auch bei anderen Journalisten Empörung ausgelöst.

Für gezielt „negative Berichterstattung“ über die Firma Zoomlion habe der Journalist „viele Male Geld erhalten, zwischen einigen Tausend Yuan und mehreren Zehntausend Yuan“, berichtete das Staatsfernsehen. Chen hatte dem Konzern vorgeworfen, seine Erträge künstlich aufgebläht zu haben.

Das Unternehmen ist der zweitgrößte Hersteller von Baumaschinen in China. Die Baumaschinenfirma Zoomlion gehört zum größten Teil der Provinzregierung von Hunan. Es ist an den Börsen in Hongkong und Shenzhen notiert.

„Ich bedaure das zutiefst. Ich hoffe, dass die Nachrichtenbranche etwas aus meinem Verhalten lernen kann“, sagte Chen in einem von der Polizei aufgezeichneten Geständnis. Er habe die kritischen Artikel geschrieben, weil er von „Geld und Ruhm“ geträumt habe. „Ich wurde benutzt, ich habe mein Fehlverhalten eingesehen“, sagte Chen.

Der 27-jährige Reporter wollte nicht sagen, wer ihn für die Texte bezahlt hatte. Unklar ist auch, ob vor seinem „Geständnis“ Druck auf ihn ausgeübt worden war. Die in Hongkong ansässige Zeitung South China Morning Post verteidigte in einem Leitartikel seine „legitime Berichterstattung“. Nach der öffentlichen Entschuldigung Chens war die Zeitung New Express zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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