: Vergnügen in abgespeckter Form
■ Arena ja, zusätzliches Stadion nein: Altonaer Grüne sind beim Thema Volkspark-Umbau kompromißbereiter als ihre Wähler
Das Schreckensszenario Volkspark war durchaus beeindruckend. „Giftstoffe“ schlummerten im Boden, wo die Stadt eine riesige Arena plane, warnte Lars Andersen von der GAL Altona. Die könnten in tiefere Schichten oder gar ins Grundwasser gelangen, sobald „Pfähle für die neue Mehrzweckhalle“ ins Erdreich „gerammt“ würden. Der Volkspark sei „klimatisch bedeutsam“, eine „Nahrungsfläche für Wiesenvögel“ und auch wegen der Belastung für die Anwohner „für motorisierte Besucherströme“ ungeeignet.
1000 gute Gründe für die GAL, den Volkspark als Arena-Standort abzulehnen – meinte das Luruper Publikum der GAL-Diskussion „Wieviel Arena verträgt der Volkspark?“ am Mittwoch. Aber nichts da: Altonas Fraktionschef Olaf Wuttke, Lars Andersen und die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann drehten sich auf dem Podium zu einem klaren „Jein“.
Aus Gründen der „politischen Einmischung“ hätte sich die GAL mit dem vom Senat beschlossenen Standort auseinandergesetzt, suchte Sudmann den Anwohnern zu vermitteln. Folgender Kompromiß sei vertretbar: Statt dem von der Regierung favorisierten Konzept der Firma Holzmann/Deuteron (Volksparkstadion mit 45.000 Plätzen, zusätzliche Arena mit 15.000 Plätzen, Hotel, Schwimmbad, Restaurants, Kino) wünscht die GAL Vergnügen in abgespeckter Form. Sie plädiert für den Plan des Euskirchener Projektentwicklers Rüdiger Schmitz: eine multifunktionale Arena (45.000 Plätze) mit ausfahrbarem Dach und wechselbaren Bodenbelägen. So würde weniger Fläche versiegelt. Zudem, so Wuttke, müßten die Veranstaltungen auf jährlich 50 begrenzt werden, um die Verkehrsbelastung in Maßen zu halten. Holzmann/Deuteron sprechen von mindestens 120, um die Arena wirtschaftlich tragfähig zu machen.
„Nur 50 Veranstaltungen, das macht kein Investor mit“, entgegnet die Stadtentwicklungsbehörde. Auch das GAL-Argument, ein kleineres Stadion sorge für weniger Verkehr, läßt sie nicht gelten: Das Holzmann-Konzept schließe Parallelveranstaltungen in Arena und Stadion aus. Also sei mit höchstens 45.000 Besuchern pro Abend zu rechnen; ebenso vielen wie bei Schmitz. Bei Gesprächen mit Bezirks-Koalitionspartner SPD dürfte die GAL Altona daher in den kommenden Wochen auf ähnliches Unverständnis stoßen wie bei den Anwohnern des Volksparks. hh
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