Vergewaltigungsvorwurf gegen Ronaldo: „Wir sind tief besorgt“
Bis zuletzt hat Cristiano Ronaldo die Anschuldigungen übergehen können. Doch jetzt gehen Nationalteam und Sponsoren auf Distanz.
Vor einer Woche sah es gar nicht mal so schlecht aus für den 33-Jährigen. Cristiano Ronaldo hatte mit Juventus Turin den SSC Neapel mit 3:1 weggeputzt. Juve-Trainer Massimiliano Allegri lobte den Weltfußballer in den höchsten Tönen.
Sein portugiesische Starstürmer habe „an diesem Abend das beste Spiel zusammen mit der halben Stunde von Valencia gespielt“, lobte der Juve-Coach. „Ronaldo hatte viel Spaß und macht es gut“, sagte Allegri. „Auch wenn wir mit taktischen Fehlern begonnen haben, war Ronaldo bei unserem ersten Tor sehr gut. Von dem Moment an sind wir gewachsen.“ Ronaldo hatte alle Tore vorbereitet, letztlich das Spiel gedreht.
Auf dem Spielfeld mögen ihm solche Heldentaten in seiner neuen Heimat Italien noch gelingen, aber außerhalb der Arena, wenn es also nicht um Fußball und Tore geht, sondern aktuell um den Vorwurf der Vergewaltigung, den das Magazin Der Spiegel nach einer Veröffentlichung im Jahr 2017 bereits zum zweiten Mal gegen ihn erhoben hat, da wendet sich das Blatt doch eindeutig gegen Ronaldo.
Die Sache, gepusht von der #MeToo-Debatte über sexualisierte Gewalt, wird größer und größer, und sie lässt sich schon gar nicht mehr mit Geld aus der Welt schaffen wie bei der angeblichen Vergewaltigung im Juni 2009, als Ronaldo in Las Vegas eine Frau namens Kathryn Mayorga zum Sex gezwungen haben soll. 375.000 Dollar sollen Ronaldos Anwälte seinerzeit an Mayorga gezahlt haben, damit sie den Mantel des Schweigens über das Geschehene breitet.
Am Donnerstag wurde nun bekannt, dass Ronaldo bei den nächsten Länderspielen der portugiesischen Nationalmannschaft nicht zum Einsatz kommen wird. Gründe für diese Entscheidung wurden nicht bekannt gegeben. „Es gab ein Gespräch mit mir, dem Spieler und dem Verbandschef Fernando Gomes. Wir haben vereinbart, dass der Spieler bei dieser und der nächsten Nominierung nicht zur Verfügung stehen wird“, sagte Nationaltrainer Fernando Santos in Lissabon bei der Bekanntgabe des Kaders für die Begegnungen in Polen am 11. Oktober und in Schottland am 14. Oktober.
Juventus verteidigt seinen Star
Die Frage, ob er wisse, wie Ronaldo sich derzeit fühle, wollte Santos nicht beantworten. „Es ist eine private Angelegenheit“, sagte er. „Ich kenne Cristiano sehr gut und glaube voll und ganz, dass das, was er sagt, wahr ist“, ergänzte er. Die Nachrichtenagentur Lusa zitierte den Verbandspräsidenten unter anderem mit den Worten: „Ich kenne Ronaldo seit vielen Jahren und kann seinen guten Charakter bezeugen.“
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Ganz ähnlich äußerte sich sein Verein Juventus Turin via Twitter: „Cristiano Ronaldo hat in wenigen Monaten hier seine Professionalität und seine Hingabe gezeigt, die von jedem bei Juventus gewürdigt wird.“ Und weiter: „Die Vorfälle, die angeblich fast zehn Jahre zurückliegen, ändern nicht diese Meinung, die von jedem geteilt wird, der mit diesem großen Champion in Kontakt gekommen ist.“ Das Statement des italienischen Fußballmeisters wurde im Netz scharf kritisiert, weil nicht Ronaldos Professionalität als begnadeter Fußballer in Zweifel gezogen wird, sondern seine Integrität als vorbildlicher Sportsmann.
Ronaldo wird vorerst nicht nur nicht im Nationaldress auflaufen, er bekommt auch noch Ärger mit seinen Sponsoren Nike und dem Spielehersteller EA Sports. Nike, mit dem der 33-Jährige vor zwei Jahren einen 1 Milliarde US-Dollar schweren Vertrag abgeschlossen hatte, erklärte: „Wir sind tief besorgt über die verstörenden Anschuldigungen, und wir werden die Situation sehr genau verfolgen.“
Cristiano Ronaldo
EA Sports teilte mit, dass das Unternehmen die Situation genau überwache, weil man erwarte, dass sich auch ein Werbebotschafter namens Ronaldo mustergültig zu verhalten habe. Auf dem Cover von „FIFA 19“ war er :neben dem Brasilianer Neymar Ronaldo abgebildet. Auf der offiziellen Homepage des Unternehmens war Ronaldos Konterfei am Freitag aber schon nicht mehr zu sehen.
Der Portugiese selbst wies die Anschuldigungen zurück, im Jahr 2009 die mittlerweile 34 Jahre alte US-Amerikanerin vergewaltigt zu haben. „Mein reines Gewissen wird es mir erlauben, die Ergebnisse aller möglichen Untersuchungen in Ruhe abzuwarten“, hatte der Neuzugang von Juventus Turin am Mittwoch bei Twitter geschrieben. „Sosehr ich meinen Namen auch reinwaschen möchte, weigere ich mich, das Medienspektakel zu füttern, das von Leuten geschaffen wurde, die sich auf meine Kosten bereichern wollen.“ (mit dpa)
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