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„Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr“U-Haft für Ex-Milliardär René Benko

Der österreichische Immobilienspekulant bleibt erst mal hinter Gittern. Ihm wird Betrug im Insolvenzverfahren vorgeworfen.

Zelle statt Villa: René Benko muss in Untersuchungshaft Foto: Johann Groder/APA/dpa

Wien dpa | Der ehemalige österreichische Immobilieninvestor René Benko muss für zunächst zwei Wochen in Untersuchungshaft. Diese Entscheidung teilte das Landgericht in Wien am Freitag mit. Der Gründer der insolventen Signa-Gruppe war am Vortag in Innsbruck festgenommen worden. Als Gründe für die Haft nannte eine Sprecherin des Gerichts „Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr“.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft verdächtigt den 47-Jährigen, im Rahmen seines persönlichen Insolvenzverfahrens Vermögenswerte gegenüber Gläubigern und Behörden verheimlicht zu haben. Dabei geht es um Geld aus einer Familienstiftung sowie um teure Uhren und Waffen.

Vor dem Landgericht in Wien habe Benko keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht, teilte die Sprecherin mit. „Wir haben die Gerichtsentscheidung zur Kenntnis zu nehmen, möchten diese aber öffentlich nicht weiter kommentieren“, sagte Benkos Anwalt in einer knappen Stellungnahme.

Gegen Benko laufen in Österreich, Deutschland und Italien eine Reihe von Ermittlungen, unter anderem wegen mutmaßlichen Betrugs, Untreue und Bankrotts. Sein Anwalt hat die Vorwürfe bestritten.

Verdacht: Täuschung durch eine Art Geldkarussell

Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Benko unter anderem, Signa-Investoren durch eine Art Geldkarussell getäuscht zu haben. So habe er die Geldgeber mit dem Hinweis auf eigenes finanzielles Engagement zu Zahlungen verlockt.

Die Beträge der Investoren habe er teils durch Überweisungen über mehrere Unternehmen hinweg am Ende als seinen eigenen Beitrag zur Kapitalerhöhung ausgegeben, so die Staatsanwaltschaft. Laut Behörde wurde auch eine italienische Villa der Signa-Gruppe an eine Familienstiftung im Umfeld von Benko ohne ausreichende Bezahlung verschoben.

Der Unternehmer, der zu seinen Glanzzeiten als mehrfacher Milliardär galt, hatte mit seiner Signa-Gruppe ein großes Portfolio aufgebaut, zu dem auch die deutschen Kaufhausgruppen KaDeWe und Galeria sowie der Elbtower in Hamburg gehörten.

Im Zuge steigender Zinsen, Energiepreise und Baukosten brach das verschachtelte Firmenkonstrukt zusammen. Gläubiger haben insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro von Benko gefordert. Das Insolvenzgericht hat von dieser Summe jedoch bislang nur 47 Millionen Euro anerkannt.

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4 Kommentare

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  • Wann wird er wohl rausgekicklt?

  • Hoffentlich bleibt er auch hinter Gittern, es geht schließlich um GELD.



    Und nicht wie bei Gewalttätern, die nach Feststellung der Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt werden, nur um Leib und Leben.

  • Da muss man sich schon fragen, wie der schon zuvor gerichtlich verurteilte Straftäter Geldgeber überzeugen konnte ihm riesige Summen anzuvertrauen. Die haben dem einfach seine Lügen geglaubt.

    Der hat übrigens in seinen 'Glanz'-zeiten versucht die Medien zu hindern, über seine frühen Straftaten und seine Verurteilung zu berichten.

    • @fvaderno:

      Selbe Story wie bei Lars Windhorst, Josef Esch et al. Der reichste deutsche Geldsack, Klaus-Michael Kühne, ist jenseits der achtzig, hatte meines Wissens auch bei Benko "investiert", bzw. gezockt, und weint jetzt dass die Knete weg ist. Was schlussendlich weder ihm noch anderen Investoren gleicher Couleur irgendetwas ausmachen wird. Diese Leute haben so viel Geld, dass sie es selbst bei überdurchschnittlicher Lebenserwartung nicht mal mehr verbrennen können, geschweige denn ausgeben. Die nächsten 100 Generationen sind schon gestopft, aber man kriegt halt einfach den Kragen nicht voll und ist tödlich gelangweilt. Also investiert man Risikokapital bei solchen Windbeuteln wie Benko für den Kick. Und wenn's schief geht, macht man das als Verlust bei der Steuer geltend. Die Penunze muss WEG sein, sonst werden Leute wie Benko immer irgendwelche Gestopften auftreiben die ihnen für solche windigen Investments Geld hinterherschmeissen. Die Gekniffenen sind immer nur die Kleinanleger, und die stehen ganz hinten auf der Gläubigerliste.