Verdienstkreuz für Tafel-Gründerin: Selbstlose Egoistin
Annemarie Dose, Gründerin der "Hamburger Tafel", erhält das Bundesverdienstkreuz.
Sie selbst behauptet, die "Hamburger Tafel" aus Egoismus gegründet zu haben. Klingt absurd - immerhin verdanken ihr bis zu 20.000 HamburgerInnen Tag für Tag ein bezahlbares Mittagessen. Aber es hat wohl einen wahren Kern: Annemarie Dose, inzwischen 80 Jahre alt, hat gelernt, dass sie sich selbst hilft, wenn sie anderen hilft.
Mit 66 stand die Hausfrau und Mutter plötzlich allein da: Der Mann war gestorben, die Kinder waren aus dem Haus. Da stieß sie in den USA auf die "food banks" für Bedürftige. Ähnliches fand sie zudem in Berlin vor. "Was die können, können wir auch", mag sich Dose gedacht haben, und gründete die erste Hamburger Tafel. Innerhalb von 15 Jahren machte sie aus dem Hinterzimmer-Verein eine Unternehmung mit bis zu 100 freiwilligen Mitarbeitern. Dafür erhält sie nun das Bundesverdienstkreuz erster Klasse aus den Händen von Hamburgs Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU).
Vielleicht ist es die Abwesenheit jedes Zögerns, die Annemarie Dose so erfolgreich macht. "Jammern bringt nichts!", "Aufgeben geht nicht!" - der Optimismus, der sich in solchen Aussagen ausdrückt, wirkt nicht erzwungen. Und so ist Dose entschlossen, selbst die Wirtschaftskrise als Chance zu begreifen. Von einer Verantwortung des Staates für die Armen etwa will sie nichts hören: "Der Staat", sagt Dose, "das sind wir." Und so hat in ihrem Verständnis auch jeder die Verpflichtung, anderen zu helfen, soweit er es eben kann.
Damit freilich stellt sie einen hohen Anspruch: Was sie will, sind bessere Menschen.
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