Verdi-Frau Welskop-Deffaa: Ein langer Weg in die Spitze
Im Familienministerium für Gleichstellung zuständig, in den einstweiligen Ruhestand versetzt und nun bei Verdi weit oben: Eva Maria Welskop-Deffaa.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Eva Maria Welskop-Deffaa ihren Weg in die Gewerkschaft gefunden hat. „Ich habe bis vor drei Jahren in Betrieben, in Branchen und in Berufen gearbeitet, in denen Verdi leider nicht so toll organisiert ist“, sagte die 56-Jährige in ihrer Bewerbungsrede auf dem Verdi-Bundeskongress in Leipzig. „Und so kam es, dass mich in meinem ganzen Leben niemand angesprochen hat, ob ich denn Gewerkschaftsmitglied werden möchte.“
Der Betrieb, in dem Welskop-Deffaa bis vor drei Jahren arbeitete, war das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die damalige Amtsinhaberin Ursula von der Leyen hatte ihre Parteifreundin aus dem Generalsekretariat des Zentralkomitees der deutschen Katholiken abgeworben. Im Familienministerium leitete die Mutter dreier erwachsener Kinder die Abteilung Gleichstellung. Und erlebte nach eigenen Angaben, „wie engagiert und wunderbar die Verdi-Frauen immer da unterwegs sind, wo es um Gleichberechtigung geht.“ Ein Engagement, das von der Leyens Nachfolgerin Kristina Schröder nicht unbedingt nachgesagt werden kann.
Im Juli 2012 beförderte Schröder Welskop-Deffaa in den einstweiligen Ruhestand. „Die Entscheidung wurde nach Ausübung des pflichtgemäßen Ermessens getroffen“ – mehr gab es nicht zur Begründung. Frauenbeauftrage aus der ganzen Republik protestierten gegen die Entlassung der „äußerst kompetenten, gut informierten und strategisch klugen Ansprechpartnerin“, die auch bei Grünen und SPD Ansehen genoss. „Rauswurf der letzten Hoffnung“, titelte die Süddeutsche Zeitung.
Für Verdi ein Glücksfall. Denn die Gewerkschaft hatte ein Quotenproblem zu lösen: Einem ungeschriebenen Gesetz folgend gehört stets ein Bundesvorstandsmitglied der CDU an. Da Elke Hannack in den DGB-Vorstand aufgerückt war, rückte Welskop-Deffaa im Juni 2013 an ihre Stelle. Dass ChristdemokratInnen gleichwohl keinen leichten Stand bei Verdi haben, zeigt ihr Wahlergebnis auf dem Leipziger Bundeskongress: Mit knapp 57 Prozent der Stimmen holte sie das mit Abstand schlechteste Ergebnis – obwohl ihr allseits eine gute Arbeit bescheinigt wurde und trotz guter Vorstellung.
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