Verdi-Experte zu Adventsöffnungszeiten: „Kein Konsumterror an Heiligabend“
In vielen Bundesländern ist der 24. Dezember dieses Jahr ein verkaufsoffener Sonntag. Verdi hofft, dass viele Händler nicht mitmachen – so wie Aldi.

taz: Eigentlich ist es ja schön, wenn der Heiligabend wie dieses Jahr auf den vierten Advent, also einen Sonntag, fällt. Für die Beschäftigten im Einzelhandel aber ist das weniger schön. Oder, Herr Reepen?
Uwe Reepen: Allerdings. Wenn der Heiligabend auf einen Sonntag fällt, haben die Bundesländer aber trotzdem die gesetzliche Möglichkeit, Ladenöffnungen zu erlauben. NRW zum Beispiel hat sich dafür entschieden. Geschäftstreibende dürfen also am Sonntag, den 24. Dezember, von 10 bis 14 Uhr öffnen.
Auch viele andere Landesregierungen möchten da mitmachen. Warum hat sich NRW dafür entschieden?
Nach dem Willen der schwarz-gelben Landesregierung soll es hier künftig ja sowieso acht anstatt vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr geben. Da sind die ganz schmerzfrei. Sie können sich denken, wie begeistert wir davon sind.
Fällt Heiligabend nicht auf einen Sonntag, haben die Geschäfte ja meistens auch bis 14 Uhr geöffnet. Wo sehen Sie dann speziell an diesem Sonntag das Problem?
Wir sehen das Problem auch sonst immer. Die Beschäftigten haben auch Familie, haben Kinder, die sie besuchen möchten oder die von weit weg angereist kommen.
ist Sprecher von Verdi in Nordrhein-Westfalen.
Was können Konzerne und Händler unternehmen, um ihren Mitarbeitenden zu helfen?
Die selbstständigen Kaufleute können selbst darüber entscheiden, ob sie an Heiligabend verkaufen. Wir begrüßen es natürlich, wenn sogar Großkonzerne wie Aldi jetzt sagen, dass sie dabei nicht mitmachen und ihren Mitarbeitern in ganz Deutschland die Möglichkeit geben, ein ruhiges Fest zu feiern.
Wenn am Sonntag geschlossen bleibt, folgen auf den Samstag drei Feiertage. Wird der Samstag für alle Beschäftigten im Einzelhandel und auch die Kunden dann nicht erst recht der absolute Horror?
Das wird ein Großkampftag, ja. Aber man kann die Pute oder Gans ja auch am Freitag schon abholen. Wir haben mittlerweile Öffnungszeiten bis 22 Uhr. Der Sonntag wird ohnehin für den Handel ein Rohrkrepierer, da will sich doch niemand in den Konsumterror stürzen.
Aber was, wenn man ein Geschenk vergessen hat?
Wenn einem das erst an Heiligabend auffällt, hat man trotzdem Pech gehabt. Denn es dürfen an dem Sonntag nur Geschäfte aufmachen, die Artikel für den täglichen Bedarf anbieten. Und das kann man sich ja wohl wirklich alles vorher schon besorgen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße