piwik no script img

Verbindungen zu RechtsextremenSoldat unter Terrorverdacht

In Neubrandenburg hat die Polizei das Haus eines Soldaten durchsucht. Nach taz-Recherchen handelt es sich um einen Kampfsportler.

Das SEK hat in Sponholz das Haus eines Soldaten durchsucht wegen Verbindungen zu Rechtsextremen Foto: Felix Gadewolz/dpa

Berlin taz | SEK-Einsatz am Montagmorgen in Sponholz in der Nähe von Neubrandenburg: Rund 70 Beamt*innen der Polizei Mecklenburg-Vorpommern durchsuchen Wohn- und Büroräume eines Hauses, das direkt an der B96 liegt. Eine Sicherheitsfirma hat hier ihren Sitz. Und hier wohnt ein Soldat, gegen den wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt wird. Terrorverdacht.

Nach taz-Informationen heißt der Soldat Matthias D., ist 40 Jahre alt und in der Tollense-Kaserne in Neubrandenburg stationiert. Das ist der Standort der Panzergrenadierbrigade 41. Laut einem älteren Lokalzeitungsbericht war er in der Vergangenheit mehrfach in Afghanistan, um dort eine Sondereinheit auszubilden. Laut Nordkurier ist D. aktuell für eine Sicherheitsfirma tätig, die aber nicht auf seinen Namen läuft.

Die Staatsanwaltschaft Rostock teilt mit, dass bei der Durchsuchung überwiegend elektronische Medien gesucht wurden, um den Verdacht zu erhärten oder zu entkräften. Wie der Verdächtige geplant haben soll, die öffentliche Sicherheit zu gefährden, wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Harald Nowack, nicht sagen. Nur so viel: Man gehe nicht davon aus, dass der Beschuldigte Teil einer Gruppe ist. Auch nicht, dass Gefahr für die Bevölkerung bestehe oder bestand.

Vielmehr sollen sich die Pläne gegen einzelne Personen gerichtet haben, die aber in sicherheitsrelevanten Positionen tätig seien. „Es geht nicht um eine bestimmte Anzahl von Personen, die von ihm angegriffen werden sollten. Sondern um individuelle Personen“, sagte Nowack der taz. Und: „Es kann manchmal sein, dass man etwas großmündig unterwegs ist.“ Es könne also sein, dass sich der Verdächtige sich der Schwere bestimmter Äußerungen nicht bewusst gewesen sei.

Spitzname „Odin“

Den Durchsuchungen am Montag seien auch umfangreiche Ermittlungen des Militärischen Abschirmdienstes und des Verfassungsschutzes vorausgegangen, sagte eine Sprecherin des MAD der taz.

Der beschuldigte Matthias D. ist langjähriger Kampfsportler bei einem Rostocker Kampfsportverein, In der Vergangenheit bot D. zudem Selbstverteidigungskurse für Kinder an. Unter dem Namen „Odin“ ist der ehemalige Kickboxweltmeister bei einem jährlich stattfindenden Kampfsportevent des Vereins La Familia Fightclub in Halle an der Saale in den Ring getreten. Unter den Teilnehmenden finden sich auch immer wieder bekannte Rechtsextreme und organisierte Neonazis.

D. tritt zudem bei Wettkämpfen für das First Fight Team Neubrandenburg an. Dieses fiel in der Vergangenheit immer wieder aufgrund rechtsradikaler Aktivitäten seiner Mitglieder auf. Cheftrainer des Kampfsportclubs ist Ronny S., auf denselben Nachnamen ist die Sicherheitsfirma in D.s Haus registriert.

Ein Sprecher der Tollense-Kaserne sagte der taz, man werde die Ermittlungen zunächst abwarten, bevor man über drastische disziplinarrechtliche Schritte, etwa ein Uniformtrageverbot entscheide. Der Betroffene werde seinen Dienst aber vorerst nicht weiter ausführen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • Für mich klingt das so als ob man hier schreiben würde: Olek, ein 4 jähriger Rottweiler der zum Schutzhund ausgebildet wurde, hat immer nur die rechte Pfote erhoben.

    Klar sind nun alle Polizisten, Soldaten und Kampfsportler = brauner Sumpf. Aber ist das wirklich so oder ist es mal wieder das gute gehabe wo man mit dem Finger schön auf eine Gruppe zeigen können möchte?

    Es sind immer einzelne oder “Gruppen” innerhalb von einer großen Mengen von Menschen die ihren Dienst oder ihrer Freizeitbeschäftigung nachgehen.

    Daher finde ich auch nicht gut das man jemanden herausgepickt hat und über die eine Person auf eine generelle Neigung der gesamten Gruppe von Menschen schlussfolgert.

    Hier wäre es wichtiger wenn man die Ermittlungsbehörden ihre Arbeit tun lässt und am Ende dann die entsprechenden Einzelpersonen entsprechend behandelt werden und die Hilfe erhalten, die notwendig ist um dort das Gedankengut zum guten zu wenden.

  • Leider ist die Welt nun mal kein Ponyhof und jede Nation braucht eine Armee um sich zu verteidigen oder zumindest andere daran zu hindern einzumarschieren. Zu glauben das dieses nicht mehr passiert ist ein Wunschdenken.

    Ich war selber 8 Jahre Soldat und bin ich keine Hinsicht rechts.



    Ich schiebe mich auch eher in die Mitte-Links Fraktion und hatte deswegen in der Armee nie Probleme.

  • „langjähriger Kampfsportler bei einem Rostocker Kampfsportverein“ - Name „Odin“ - ehemaliger Kickboxweltmeister bei Kampfsportevents des Vereins La Familia Fightclub Halle … unter den Teilnehmenden immer wieder bekannte Rechtsextreme und organisierte Neonazis.



    „tritt bei Wettkämpfen für das First Fight Team Neubrandenburg an. Dieses fiel in der Vergangenheit immer wieder aufgrund rechtsradikaler Aktivitäten seiner Mitglieder auf.“



    „Cheftrainer des Kampfsportclubs ist Ronny S., auf denselben Nachnamen ist die Sicherheitsfirma in D.s Haus registriert.



    Aber die Staatsanwaltschaft: Nur so viel: Man gehe nicht davon aus, dass der Beschuldigte Teil einer Gruppe ist.“



    Aha: Einzeltäter



    „...sollen sich die Pläne gegen einzelne Personen gerichtet haben, die aber in sicherheitsrelevanten Positionen tätig seien. „Es geht nicht um eine bestimmte Anzahl von Personen, die von ihm angegriffen werden sollten. Sondern um individuelle Personen“ So sieht dann die „Einzeltäter-Theorie“ aus, wenn alle bekannten Fakten sie bereits widerlegen.



    Festnahme? I wo! Wo denken Sie denn hin??



    Alles klar? Brauchen wir noch ´nen Psychiater, der Wirrnis beim Betroffen feststellt. Vielleicht! Staatsanwaltschaft: „Es kann manchmal sein, dass man etwas großmündig unterwegs ist.“ Es könne also sein, dass sich der Verdächtige sich der Schwere bestimmter Äußerungen nicht bewusst gewesen sei.“ Ooch, der Arme!



    Falls Sie es noch nicht gewusst haben: Die Erde ist bekanntlich eine Scheibe!

  • Es ist höchste Zeit, dass sich mehr Linke bei der Bundeswehr bewerben.

    Nur so kann sich nachhaltig was ändern.

    • @rero:

      Linke in Deutschland sind überwiegend Pazifisten und wollen die Bundeswehr abschaffen.

    • @rero:

      Weil Linke ja auch Hierarchien und Gehorsam so lieben. So ein Scheiß wie Militär zieht halt eher unangenehme Charaktere an.

      • @Andreas J:

        Weil linke Staaten ja auch nie Militär hatten, es im zweiten Weltkrieg nirgendwo linke Partisanen gab und es auf Indymedia und bei linken Organisationen so gar keine Kampfrhetorik gibt.

        Wir wäre es denn, wenn man nicht aus Liebe zum Gehorsam und Waffengeilheit dahingeht, sondern aus Gemeinsinn?

        Zur Polizei könnte man wegen der Gerechtigkeit oder um denen zu helfen, die beim Recht des Stärkeren das Nachsehen haben.

        Wenn man nicht bereit ist, sich zu engagieren, darf man sich nicht beschweren, wenn es die ganz anderen tun.







        Aber Lamentieren und an der Schlechtheit der Welt verzweifeln ist moralisch leichter.

        Es gab mal eine Zeit, da galt diese Haltung als bürgerlich-dekadent.

        • @rero:

          "Es gab mal eine Zeit, da galt diese Haltung als bürgerlich-dekadent." Die Zeiten sind in Deutschland zu Glück vorbei wo man nichts Wert oder "dekadent" war wenn man nicht gedient hat.



          Ich engagiere mich in genug Projekten ohne Knarre. Scheiß auf Militär!!!!

      • @Andreas J:

        Zumal bei der "Werbung", die Polizei und Militär damit gleichzeitig machen. Welcher Linke will da freiweilig (nicht nur im Ernstfall) Kamerad sein?

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    yeah, nach dem einzel-täter, jetzt auch das einzel-opfer, rechtsradikalismus in deutschland bleibt ein "individuelles problem", bitte gehen sie weiter

  • Danke. Dranbleiben. Bis in die Sprache!



    Klare Ansage.

  • Vielen Dank für die Weitergabe der Informationen.