Verbindungen zu Rechtsextremen: Soldat unter Terrorverdacht
In Neubrandenburg hat die Polizei das Haus eines Soldaten durchsucht. Nach taz-Recherchen handelt es sich um einen Kampfsportler.
Nach taz-Informationen heißt der Soldat Matthias D., ist 40 Jahre alt und in der Tollense-Kaserne in Neubrandenburg stationiert. Das ist der Standort der Panzergrenadierbrigade 41. Laut einem älteren Lokalzeitungsbericht war er in der Vergangenheit mehrfach in Afghanistan, um dort eine Sondereinheit auszubilden. Laut Nordkurier ist D. aktuell für eine Sicherheitsfirma tätig, die aber nicht auf seinen Namen läuft.
Die Staatsanwaltschaft Rostock teilt mit, dass bei der Durchsuchung überwiegend elektronische Medien gesucht wurden, um den Verdacht zu erhärten oder zu entkräften. Wie der Verdächtige geplant haben soll, die öffentliche Sicherheit zu gefährden, wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Harald Nowack, nicht sagen. Nur so viel: Man gehe nicht davon aus, dass der Beschuldigte Teil einer Gruppe ist. Auch nicht, dass Gefahr für die Bevölkerung bestehe oder bestand.
Vielmehr sollen sich die Pläne gegen einzelne Personen gerichtet haben, die aber in sicherheitsrelevanten Positionen tätig seien. „Es geht nicht um eine bestimmte Anzahl von Personen, die von ihm angegriffen werden sollten. Sondern um individuelle Personen“, sagte Nowack der taz. Und: „Es kann manchmal sein, dass man etwas großmündig unterwegs ist.“ Es könne also sein, dass sich der Verdächtige sich der Schwere bestimmter Äußerungen nicht bewusst gewesen sei.
Spitzname „Odin“
Den Durchsuchungen am Montag seien auch umfangreiche Ermittlungen des Militärischen Abschirmdienstes und des Verfassungsschutzes vorausgegangen, sagte eine Sprecherin des MAD der taz.
Der beschuldigte Matthias D. ist langjähriger Kampfsportler bei einem Rostocker Kampfsportverein, In der Vergangenheit bot D. zudem Selbstverteidigungskurse für Kinder an. Unter dem Namen „Odin“ ist der ehemalige Kickboxweltmeister bei einem jährlich stattfindenden Kampfsportevent des Vereins La Familia Fightclub in Halle an der Saale in den Ring getreten. Unter den Teilnehmenden finden sich auch immer wieder bekannte Rechtsextreme und organisierte Neonazis.
D. tritt zudem bei Wettkämpfen für das First Fight Team Neubrandenburg an. Dieses fiel in der Vergangenheit immer wieder aufgrund rechtsradikaler Aktivitäten seiner Mitglieder auf. Cheftrainer des Kampfsportclubs ist Ronny S., auf denselben Nachnamen ist die Sicherheitsfirma in D.s Haus registriert.
Ein Sprecher der Tollense-Kaserne sagte der taz, man werde die Ermittlungen zunächst abwarten, bevor man über drastische disziplinarrechtliche Schritte, etwa ein Uniformtrageverbot entscheide. Der Betroffene werde seinen Dienst aber vorerst nicht weiter ausführen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen