"Valkyrie"-Dreh: "Hi, I'm Tom", sagte Tom
Die taz-Kolumnistin Barbara Bollwahn hat es geschafft - und ist derzeit als Handdouble für den Stauffenberg-Film im Einsatz. Wie's war?
I n meiner letzen "Rotkäppchenkolumne" schrieb ich von einem Angebot, das ich vor wenigen Tagen einer Produktionsfirma gemacht habe, die für die "Stauffenberg"-Verfilmung von und mit Tom Cruise arbeitet. Dass ich die Hände einer Schauspielerin, Halina Reijn, in Schreibmaschinenszenen doubeln könnte.
Die Produktionsfirma zog es allerdings vor, Frau Reijn zu einem Coach zu schicken. Sie glaubten, der könne ihr in wenigen Stunden das blinde Tanzen über die Tasten beibringen. Das Unternehmen entpuppte sich offenbar als ähnlich schwer wie das, Hitler umzubringen - und scheiterte. Deshalb war ich dann am Mittwoch doch als Handdouble gefragt.
Am Tag, als "Rotkäppchen" erschien, durfte ich vor dem Dreh auf einer Uraltschreibmaschine aus den Vierzigerjahren schon mal üben. Ängstlich starrte ich auf die Taste mit der Zahl 5, über der eine Rune prangte, und hämmerte mit den schweren Tasten Befehle zum Einsatz "Walküre" in die Maschine. Es klang wie Maschinengewehrsalven.
Wenige Stunden später wurde ich zu einem gigantischen Filmset in der Nähe vom Wannsee gefahren. Zusammen mit einem Schreibmaschinen-Coach, der auch engagiert war, bezog ich einen komfortablen Van mit Dusche, WC und allem Pipapo.
Wir gehörten zu den Ersten, denen Tom Cruise die Hand schüttelte, als er am Set erschien. "Hi, Im Tom", sagte sein Kaugummi. "Hi, Im Katie", hauchte seine Frau. Die kleine Tochter Suri lächelte süß. Den Rest des Tages passierte nicht mehr viel.
Von Mittwoch, 18 Uhr bis zum nächsten Morgen um 5 wartete ich auf meinen Einsatz.
Nachdem ich mich an Kenneth Branagh sattgesehen hatte, vertrieb ich mir die Zeit mit einer alten Schreibmaschine. Eine halbe Stunde lang knallte ich immer und immer wieder einen einzigen Satz aufs Papier: "DER FÜHRER ADOLF HITLER IST TOT."
Donnerstag Nacht soll mein Einsatz als Handdouble erfolgen
(Fortsetzung folgt)
BARBARA BOLLWAHN
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