"Valkyrie": Die zweite Drehnacht

Die taz-Kolumnistin Barbara Bollwahn hat es geschafft - und ist derzeit als Handdouble für den Stauffenberg-Film im Einsatz. Ihr Durchbruch naht...

Wie hatten die Amis das Auge in ihren Besitz gebracht? Bild: reuters

Auch an meinem zweiten Drehtag bei der Stauffenberg-Produktion von und mit Tom Cruise sind meine Hände noch nicht zum Doubeln gekommen. Ich durfte mich aber erneut mit "DER FÜHRER ADOLF HITLER IST TOT!" warm schreiben.

Eine hakelige Aufgabe: Tippen mit Lederhandschuhen Bild: taz

Tom Cruise, wie immer mit einer schwarzen Klappe über dem linken Auge, saß derweil in einem von künstlichem Nebel durchfluteten Wald in einer Autoattrappe. Mehrere Männer rüttelten an der Karosserie, damit es so aussieht, als ob er fährt. In der Hand hielt er eine kleine Dose. Jedes Mal, wenn er den Deckel hob, war ein Auge zu sehen.

Ich war schwer beeindruckt. Hatten die Amerikaner das linke Auge, das der Stabschef des Befehlshabers des Ersatzheeres bei einem Fliegerangriff verloren hatte, in ihren Besitz gebracht? Als das Auge im Kasten war, hallte ein Hilferuf durch den Wald. "We need you, Barbara!" Unter einer moosbewachsenen Brücke standen Tom Cruise und Kenneth Branagh in ihren Wehrmachtsuniformen.

Halina Reijn, die Stauffenbergs Sekretärin spielt, saß in einem grauen Kostüm vor einer Schreibmaschine. Ich erklärte ihr, dass sie ihre Finger mit den grauen Lederhandschuhen schön hochreißen muss, wegen des starken Anschlags, und dass sie sie nicht zu schnell bewegen soll. Damit sie das möglichst realistisch macht, zeigte ich es ihr. "Thank you", sagte sie.

"Action!" Sie bewegte ihre Finger viel zu schnell. Würde ich so "DER FÜHRER ADOLF HITLER IST TOT!" tippen, würden sich die Buchstaben verhakeln. Am liebsten hätte ich "Cut!" geschrien. Ich beherrschte mich und sprach mit der Frau, die mich gerufen hatte. Diese wandte sich an einen Mann, den ich für den Regisseur hielt. Der winkte mich zu sich, und ich flüsterte ihm ins Ohr, dass das so nicht geht. Er konsultierte einen bedeutend jüngeren Mann, den ich für irgendeinen Assistenten hielt.

Später erfuhr ich, dass das der Regisseur war. Bryan Singer, dem mit "Die üblichen Verdächtigen" der Durchbruch gelang. Mein Durchbruch soll an meinem dritten und letzten Drehtag, in der Nacht von Freitag auf Samstag, erfolgen. (Fortsetzung folgt)

BARBARA BOLLWAHN

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