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Väterrechtler stellen sich gegen Ex-MannGekränkter Stolz

Der „Väteraufbruch für Kinder“ lädt zur „Mahnwache“ vorm Haus des Ex-Mannes einer Prominenten. Die taz war eingeladen, durfte aber doch nicht mit.

Angefasst wie dieser Bart sind die organisierten Berufsväter von der taz-Berichterstattung über sie Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Hamburg taz | Dafür ist die taz nicht gegründet worden: Zunehmend eskaliert der öffentlich ausgetragene Streit zwischen einer Frau und ihrem Ex-Mann, es sind Kinder involviert im Schulpflicht-Alter. Zuletzt steht der Vorwurf im Raum, der Vater habe zwei, wenn nicht drei davon entführt, halte sie im benachbarten Ausland fest. Der so Beschuldigte wiederum wirft – ebenfalls im RTL-Interview – der Ex-Frau vor, den Kleinen gegenüber gewalttätig geworden zu sein, die deshalb gar nicht zu ihr zurückwollten.

Weil die Frau einer Hamburger Unternehmerdynastie entstammt und inzwischen liiert ist mit einer Sport-TV-Größe, erhält der Fall mehr Aufmerksamkeit, als möglicherweise sehr viele in der Sache vergleichbare Vorgänge sie bekommen würden: Es geht einerseits um Christina Block, eine von drei Che­f:in­nen des gleichnamigen Hamburger Steakrestaurant-Imperiums und Lebensgefährtin des Sportreporters Gerhard Delling; andererseits um ihren Ex, Stephan Hensel, und sein Haus in Dänemark.

Dort soll es am jetzt anstehenden Samstag eine „Mahnwache“ geben, in Anwesenheit Blocks, vielleicht auch Dellings. „Frau Block möchte darauf aufmerksam machen, dass ihre Kinder in Dänemark von ihrem Expartner, dem Vater der gemeinsamen Kinder, festgehalten wird“: So schrieb es am Donnerstag der „Väteraufbruch für Kinder – Landesverein Hamburg e.V.“ in einer Einladung an die örtlichen Medien. Und bot Berichterstattenden gleich noch an, mitzukommen nach Sonderburg, an Hensels Gartenzaun.

„Unterstützer der ‚Genug Tränen‘-Kampagne nehmen an der Aktion teil“, hieß es dann noch; „Genug Tränen“ ist ein „Aktionsbündnis“ mit Sitz in Frankfurt/Main, das sich den Kampf gegen die gezielte „Entfremdung“ von Kindern und Elternteilen nach einer Trennung auf die Fahnen schreibt. „Väteraufbruch für Kinder“ (VAFK) gehört zu seinen Partner- respektive Unterstützerorganisationen.

Mit dem VAFK stellt sich da nun also eine ausdrücklich für die Rechte getrennter Väter streitende Vereinigung an die Seite einer Frau – die im Clinch liegt mit dem Vater der gemeinsamen Kinder. Eine so erst mal nicht zu erwartende Konstellation, ein Ins-Tanzen-Bringen dessen, was man über die organisierten Väterrechtler zu wissen glaubte: Das machte die leicht nach Kaffeefahrt klingende Ausflugseinladung interessant im journalistischen Sinne. Haben die VAFK-Verantwortlichen einfach verstanden, dass die Solidarisierung mit Christina Block – wegen der Delling-Connection – maximale Aufmerksamkeit generiert? Ist aufrichtiges Mitgefühl mit einer Mutter im Spiel, die von ihren Kindern entfremdet zu werden droht?

Die taz hätte das gerne ausgeleuchtet, ja: gerne auch manche Vorstellung in den Köpfen mancher Le­se­r:in­nen ein wenig herausgefordert: Sind das am Ende doch keine verbohrten Mütterfeinde und Familienrichterinnenhasser, diese im Verein organisierten Berufsväter?!

Aber daraus wird nun nichts. Hatte der Hamburger VAFK sich gefreut über unsere Zusage, lud der Bundesvorstand uns am nächsten, also Freitagmorgen wieder aus: „Hintergrund ist“, schrieb man, „dass die taz schon seit Jahren immer wieder voreingenommen und abseits journalistischer Grundsätze über solche Themen berichtet hat.“

Den ehrenrührigen Anteil dieses Anwurfs, das mit dem „journalistischen Grundsätzen“, mal beiseite lassend: „Voreingenommenheit“ scheint für den VAFK alles darzustellen, was keine Sympathie ist, kein Applaus. Und der offenbar „seit Jahren“ immer wieder gekränkte Stolz einer Organisation, vielleicht aber auch nur einzelner Funktionsträger darin, scheint dem „Väteraufbruch“ wichtiger als die Sache, um die es ihm angeblich geht: das Kindeswohl.

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1 Kommentar

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  • Das Grundproblem ist m.M. weder Taz noch Väter-Verein, sondern Beziehungen halten nicht, wer Kinder hat, der steht vor Trennungsszenarien und da fängt m.M. die Tragödie an. Für die Kinder muss es Vater und Mutter geben, für Gerichte und die Jugendämter sieht es anders aus, die küren Verlierer und Gewinner, die schneiden ab, trennen, entscheiden, werten auf, disqualifizieren.



    Ob sich das in Raster oder in grundsätzliche Aussagen verpacken lässt, ich bin mir nicht sicher, auch wenn Kinder eigentlich immer bei der Mutter leben, eher selten wird für den Vater entschieden. Trotzdem kann man nicht pauschal sagen, alle sind so oder so. Oder die taz fährt zum Zaun, oder die taz bleibt hier. Am Ende geht diese Tragödie durch die Kindheit der betroffenen Kinder und Jugendlichen.