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Urteil zu Datenabkommen zwischen USA und EUEin guter Anfang

Kommentar von Svenja Bergt

Datenexporte in die USA sind legal nicht möglich, urteilt der Europäische Gerichtshof. Das Silicon Valley ist entsetzt.

Wer seinen Daten wirklich schützen will, sollte manche Apps einfach nicht benutzen Foto: Arnulf Hettrich/imago

D en Hammer hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) gut versteckt: Die Überwachungsprogramme der USA sind so umfassend, dass ein legaler Export persönlicher Daten von europäischen Nutzer:innen nicht möglich ist. So heißt es, vereinfacht ausgedrückt, auf Seite 64 des am Donnerstag gefällten Urteils. Solche Exporte sind derzeit Standard, egal ob es um Facebook geht oder darum, dass ein Onlineshop einen E-Mail-Dienstleister aus den USA nutzt oder Daten von Nutzer:innen in eine US-Cloud schickt. Die klaren Worte zeigen, dass das Gericht keine Angst hat vor der Wirtschaft. Und das ist gut.

Denn schon jetzt kommen sie, die Unternehmen und Lobbyverbände. Und sie jammern sehr, sehr laut. Darüber, dass ein guter Teil der aktuell laufenden Datentransfers damit ganz offiziell illegal wird. Rechtsunsicherheit! Wettbewerbsnachteile für europäische Unternehmen! Untergang der globalisierten Wirtschaft, wie wir sie kennen!

Äh, nein. Und es braucht auch definitiv keine neue rechtliche Grundlage für den Datenexport, wie es Wirtschaftsverbände jetzt fordern. Die würde schließlich an der Überwachungspraxis in den USA nichts ändern. Aber das macht der EuGH richtigerweise zur Bedingung, wenn persönliche Daten von Nutzer:innen aus der EU in die USA exportiert werden sollen.

Im besten Fall liest die EU-Kommission das Urteil gründlich, verzichtet auf eine neue wackelige Vereinbarung – und wartet einfach mal ab. Denn spätestens, wenn die Aufsichtsbehörden in der EU die ersten Datenexporte untersagen, es vielleicht noch ein paar Schmerzensgeldklagen wegen illegaler Datenübermittlung gibt, dürfte es spannend werden in den USA.

Denn dann treffen zwei der mächtigsten Player des Landes aufeinander: Auf der einen Seite die Geheimdienste, die gerne weiterhin weitgehend unbeschränkte Zugriffe auf alles haben wollen. Auf der anderen Seite die Firmen aus dem Silicon Valley, für die der Import von Daten europäischer Nutzer:innen Teil ihrer Unternehmensmodelle ist. Wer sich durchsetzt? Unmöglich vorherzusagen. Aber der Anfang ist gemacht.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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10 Kommentare

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  • >Die Überwachungsprogramme der USA sind so umfassend, dass ein legaler Export persönlicher Daten von europäischen Nutzer:innen nicht möglich ist. <

    HUAWEI wird diese Begründung mit einer gewissen Genugtuung gelesen haben.

  • "Datenexporte in die USA sind legal nicht möglich,..." ist das allen ernstes das heutige Juristenblala? Früher hätten die Gelehrten formuliert "Datenexporte in die USA sind.. VERBOTEN oder ILLEGAL. Kein Wunder dass sich heute niemand mehr an was hält. Achso ja - ich vergaß: Die ehrenwerten Juris müssen möglichst verschwurbelt formulieren damit das Geschäft gut läuft.

    • @Super Constellation:

      Sach mal so. Ehse sich komplett - öh Verschwurbeln.

      Haltense mal sine ira et studio - die beiden Formulierungen nebeneinander:



      Was die eine & was Ihre sagt. Gellewelle



      Na? Get it? Fein.

      unterm——- Super Constellation -



      Mein xfacher-Millionärs-Nennonkel -



      Ein Technikfreak von Gnaden a Concern



      Mied bei seinen häufigen Flügen via Südamerika konsequent diese Maschine



      “Nö. Zu - Wackelig!“



      & Däh!



      “ Vom Erstflug 1950 bis Februar 2019 kam es mit Lockheed L-1049 Super Constellation zu 111 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 58 davon kamen 1094 Menschen ums Leben.“



      de.wikipedia.org/w...uper_Constellation

      • @Lowandorder:

        Ich würd mal 'sine studio et ira' sagen: meins ist eindeutig, bestimmt und schnell begreifbar. Das andere nicht. Wenn Gebote verschwurbelt daherkommen ist (Achtung Berater-Neudeutsch) Non-Compliance vorprogrammiert. War vermutlich bei der ruckeligen Lockheed Super-Constellation ähnlich, deswegen gabs Tote. Wollen wir das ?

        • @Super Constellation:

          Sorry. Sie begreifens scheint’s nicht.

          Das sind zwei verschieden Paar Schuh.



          Hier. Es wird ein Vertrag & seine Auswirkungen überprüft (Sollen - Sein & Sollsein). (Nicht eine - einseitige - Rechtsnorm).



          &



          Das Gericht trifft dazu verschiedene Feststellungen.



          & Däh!



          “ Datenexporte in die USA sind legal nicht möglich…“ D.h. nach den Anforderungen des Vertrages!

          kurz - Der Kläger hat recht.



          Solange das auf Seite des usaVertragspartners nicht geändert wird - No way •

          unterm——— btw Nuance -



          Ich hätte oben - wenn auch nicht falsch - nicht “urteilt“ - sondern “stellt fest“ geschrieben - is klarer.



          (Ihrs hingegen ist ~ mißverständlich)

  • Das kam ja total überraschend, war doch das fast identische Safe Harbour Abkommen an genau dem Punkt gescheitert, aber die EU wird sich sagen, aller guter Dinge sind 3...

  • Ein guter Anfang.

    “ Datenexporte in die USA sind legal nicht möglich, urteilt der Europäische Gerichtshof. Das Silicon Valley ist entsetzt.“ Ach was!

    Vllt kann ja ihr fellow traveller - Peter Unfried helfen! Gellewelle.



    Einfach mal‘n paar Datensätze rüberwachsen lassen.



    Unser le chefle Au Tor vande Fjutscher2 - hilft immer gern.



    Nur Mut. Das wird. Wo er ist - Ist immer vorne. Newahr



    Keine eine eine Frage! Unser Superhyper Immergriiens.



    Normal.

    • @Lowandorder:

      WTF Herr Lewandorder?

      • @joaquim:

        Ok. Weil Sie‘s sind - 🥳 -

        taz.de/Abschied-vo...en-Traum/!5556296/



        “ Abschied von einem liberalen Traum



        : California Albdreaming



        Kalifornien, das war lange ein großes Versprechen – von der Kraft der Gegenkultur und einem freien Leben. Die soziale Spaltung hat den Traum zerstört.“ by PU - Get it? Fein

        unterm——— der “Gelöschte“ =



        Der Gute Mann - aus GiWezuan -



        Wolfgang Leiberg - ahl Hessebub - schwer vermißt. Stay sane - I hope.



        Where ever you are - Alter.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Ich sach mal so,



          wenn ich das jetzt noch richtig in die Reihe bringe..

          ...Ich vergaß: die Pointe des Jahrhunderts ist natürlich, dass den Grünen die Macht heute praktisch kampflos und ohne größere Verwerfung vor die Füße fällt. Wer lange genug überlebt, und sich dabei fleißig häutet, hat am Ende gut feixen....

          Where ever you are!!

          ...Eine kurze Erwiderung auf die Schnelle, dann gilt das Prinzip ('miep-miep') Roadrunner....

          Njorp!



          ;-)