piwik no script img

Urteil zu Cannabis als TherapiemittelAnbau als „Notlösung“ erlaubt

Wer chronisch krank ist und Cannabis für die Therapie braucht, darf dieses künftig in Ausnahmefällen selbst anbauen. Das entschied das Verwaltungsgericht Köln.

Grund zur vorsichtigen Freude: Initiative zur Legalisierung demonstriert am Dienstag vor dem Verwaltungsgericht Köln Bild: dpa

KÖLN dpa/taz | Chronisch kranke Patienten, denen außer der illegalen Droge Cannabis nichts gegen ihre Schmerzen hilft, dürfen diese in Ausnahmefällen Zuhause selbst zu Therapiezwecken anbauen. Das entschied das Kölner Verwaltungsgericht am Dienstag in einem aufsehenerregenden Urteil nach den Klagen von fünf Schwerkranken gegen ein behördliches Anbauverbot.

Der Cannabis-Eigenanbau bleibe im Grundsatz verboten, könne aber unter mehreren Bedingungen als „Notlösung“ erlaubt werden, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Fleischfresser. Zu den Voraussetzungen gehöre, dass der Patient austherapiert ist, es keine Behandlungsalternative für ihn zu Cannabis gibt und Apotheken-Cannabis unerschwinglich ist.

In drei Verfahren seien die Voraussetzungen gegeben, weil etwa in der Wohnung der Zugriff Dritte auf die Cannabis-Pflanzen ausgeschlossen werden kann, so das Gericht. In einem anderen Verfahren sah das Gericht diese Voraussetzungen nicht gegeben. Die Klage eines weiteren Kläger wies das Gericht ab, weil es davon ausgeht, dass der Kläger noch nicht alle „zumutbaren Behandlungsalternativen ausgeschöpft habe“.

In Deutschland ist knapp 300 chronisch kranken Menschen per Sondergenehmigung erlaubt, Cannabis in der Apotheke zu kaufen. Dort kostet ein Gramm allerdings etwa 15 Euro. Für die Therapie benötigen manche Patienten allerdings zwischen 50 und 100 Gramm im Monat. Die Medizin ist für sie damit unerschwinglich.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • "(..)und beschäftigt euch mit Wichtigerem!!!"

    Machen die Lenker doch schon.Wie kann ich den OttoNormalo weiter ausnehmen und die Schuld an der Misere einem anderem armen Schwein in die Schuhe schieben.

    Das Urteil an sich ist schonmal ein Schritt, wenn es irgendwann zur Entkriminalisierung kommen sollte wird es wie immer in D eine Totgeburt xD

  • Wie konnte es mit der Menschheit nur soweit kommen,dass sie sich zu einem solchem Krampf hinreißen läßt.

    Legalisiert das Kraut endlich und beschäftigt euch mit Wichtigerem!!!