Urteil wegen Korruption in Pakistan: Zehn Jahre Haft für Ex-Premier
Nawaz Sharif ist einer der mächtigsten Politiker Pakistans – nun soll er wegen Korruptionins Gefängnis. Das könnte die anstehende Parlamentswahl beeinflussen.
Ins Rollen gekommen war die Affäre im vergangenen Jahr. Oppositionspolitiker beschuldigten Sharif und einige Verwandte, Staatsgelder veruntreut und gewaschen zu haben. Es ging vor allem um die Finanzierung teurer Wohnungen in London. Oppositionspolitiker stützten ihre Vorwürfe auch auf Dokumente, die 2016 im Zuge der Panama-Papers-Enthüllungen über mutmaßlichen Steuerbetrug aufgetaucht waren. Dokumente zu Offshore-Firmen zeigten die Namen von Kindern von Sharif, nicht aber seinen eigenen.
Nawaz Sharif, der dreimal Ministerpräsident war und weiterhin als einer der mächtigsten Politiker des Landes gilt, wurde daraufhin im Juli 2017 vom Obersten Gerichtshof des Amtes enthoben. Im April 2018 verbannte das Gericht Sharif dann auf Lebenszeit auch aus dem Parlament. Die Entscheidung vom Freitag traf nun ein sogenanntes Rechenschaftsgericht, das den Korruptionsvorwürfen näher nachgehen sollte. Die Entscheidung in zwei weiteren Fällen gegen Sharif und seine Familie steht noch aus.
Sharif-Anhänger nennen die Gerichtsverfahren eine „politische Verschwörung“. Das Urteil könnte Auswirkungen haben auf die Chancen von Sharifs großer Regierungspartei PML-N bei der Parlamentswahl am 25. Juli. Zudem hatten Gerichte in den vergangenen Wochen auch Außenminister Khawaja Asif von der PML-N seines Amtes enthoben und den ehemaligen Minister Daniyal Aziz aus der Politik verbannt. Verfahren gegen zwei weitere PLM-N-Politiker laufen.
In Pakistan ist die Ansicht verbreitet, dass das mächtige Militär bei den Verfahren seine Hände im Spiel hat. Sharif und das Militär lagen in Fragen der Unabhängigkeit der Zivilregierung und bei außenpolitischen Themen – vor allem zum Umgang mit Erzfeind Indien – überkreuz. Sharifs politisches Ende gebe dem Militär mehr Einfluss, um das Land aus dem Hintergrund zu kontrollieren, sagen Analysten.
Das Urteil erging unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Rund 4000 Polizisten und mehrere Hundert Angehörige paramilitärischer Gruppen sicherten die pakistanische Hauptstadt aus Sorge vor gewalttätigen Protesten, wie ein örtlicher Beamter, Mohammed Naeem, sagte.
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