Urteil vom Bundesverwaltungsgericht: Keine Zöpfe für Soldaten
Männliche Soldaten müssen kurze Haare haben. Ein Gericht bestätigte die Praxis der Bundeswehr, über Haarlängen zu wachen. Für Frauen gelten hingegen andere Regeln.
LEIPZIG dpa | Soldaten mit Zopf bleiben tabu. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am Dienstag entschieden, dass der sogenannte Haar- und Barterlass der Bundeswehr rechtmäßig ist.
Es wies in zwei Beschlüssen die Beschwerden eines Wehrpflichtigen ab, der 2009 mit 40 Zentimeter langen Haaren seinen Grundwehrdienst angetreten hatte. Er widersetzte sich den Befehlen, seine Frisur den Bundeswehr-Regeln anzupassen. Der Mann sah sich in seinem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit verletzt und fühlte sich gegenüber Soldatinnen benachteiligt.
Der Haar- und Barterlass schreibt nach Angaben des Gerichts vor, dass bei männlichen Soldaten das Haar am Kopf anliegen oder so kurz geschnitten sein muss, dass Augen und Ohren nicht bedeckt sind. Zudem dürfe bei aufrechter Kopfhaltung das Haar Uniform- und Hemdkragen nicht berühren.
Der 1. Wehrdienstsenat entschied nun, dass das Bundesverteidigungsministerium befugt sei, die Haar- und Barttracht der Soldaten zu regeln. Auftrag und Funktionsfähigkeit der Streitkräfte seien „in einem hohen Maß durch ein nach außen einheitliches Auftreten und einen nach innen engen Zusammenhalt ihrer Angehörigen geprägt“. Überdies werde keine Einheitsfrisur verordnet.
Dass Soldatinnen längere Haare tragen dürfen, stelle „eine zulässige Maßnahme zur Förderung von Frauen in der Bundeswehr dar“. (Az.: BVerwG 1 WRB 2.12 und 3.12)
Leser*innenkommentare
David
Gast
Wer ist denn so naiv und glaubt, man könne von heute auf morgen auf alle Armeen der Welt verzichten?
Zu Wehrdienstzeiten kamen, auch wenn es gerne anders dargestellt wird, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und jeder politischen Couleur zur Bundeswehr. Einige von diesen Menschen sind bei der Bundeswehr geblieben und haben diese geprägt.
Das Wegfallen des Wehrdiensts bedeutet für die Bundeswehr ein großes Problem, da das Gleichgewicht der Truppe droht verloren zu gehen. Der Zopf ist daher auch als politisches Statement eines Soldaten zu sehen, der sich nicht in die konservative Ecke stellen lassen möchte. Man kann Soldat und trotzdem „links“ sein.
Ich habe in den Jahren meiner Berufssoldatenlaufbahn viele Soldaten erlebt, die sich eher dem linken politischen Spektrum zurechnen lassen. Sie sind im Rahmen des Wehrdienstes zur Bundeswehr gekommen und dort geblieben -und das sicherlich nicht weil sie schießwütig sind. Es sollte auch im Interesse der linken politischen Parteien sein, wenn es weiterhin solche Soldaten gibt.
tazzer
Gast
@David Vielen Dank für diesen Kommentar. Dem kann ich nur zustimmen.
Waage69
Ich schließe mich der Zustimmung von @Tazzer an.
Ich habe selber ebenfalls grundsätzlich keine Probleme mit der Bundeswehr. Eine Demokratie braucht eine ihr zweifelsfrei unterstellte Armee, die nicht vorwiegend aus eher "Rechten" bzw. Jungkonservativen besteht. Diese Lehre kann man aus den Jahren 1918/19 und der weiteren bitteren Geschichte der Weimarer Republik ziehen.
Ich war Ende der 80er ebenfalls wegen meiner seinerzeit langen Haare gezwungen Zivildienst zu leisten. Na ja habe ich in dieser Funktion ebenfalls einen sinnvollen Dienst für die Gemeinschaft abgeleistet.
Allerdings ging es mir mächtig gegen den Strich, dass man für sein Bürgerrecht auch noch bei seiner Verweigerung den weltfremden Vollpazifisten mimen musste.
In den Niederlanden mutete man seinen Bürgern solche dialektischen Verrenkungen nicht zu, da wurde bei langen Haaren unterm Helm einfach ein Haarnetz getragen.
Christian_72
Es sollte bei der Diskussion bedacht werden, dass es in der Vorschrift der Bundeswehr auch einen Abschnitt gibt, der ausschließlich für weibliche Soldaten gilt:
Die Haartracht weiblicher Soldaten darf den vorschriftsmäßigen Sitz der
militärischen Kopfbedeckung nicht behindern. Zur Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen
und bei bestimmten Diensten (z.B. Gefechtsausbildung, Sportausbildung,
Teilnahme an Einsätzen und Übungen) kann der Disziplinarvorgesetzte bei
langen Haaren das Tragen eines Haarnetzes befehlen.
Eleonor
Gast
Das nennt man also Gleichstellung? Und wenn Frauen per Gesetz bevorzugt werden, dann nennt man das Frauenförderung. Nur die Männerförderung gibt es nicht, dabei gibt es Berufszweige, in denen Männer nur eine Minderheit sind wie z. B. Lehrer in der Grundschule oder Erzieher. Auf solch eine Gleichstellung können wir verzichten.
Hoje
Gast
Wo bleibt der Aufschrei der taz Autoren gegen diese Diskriminierung? Wenn Männer von einer solchen betroffen sind, reicht es für die taz nur zu einem kurzen unaufgeregten Artikel, aber wehe eine Frau bricht sich einen Fingernagel ab, weil ihr Arbeitsplatz nicht an den weiblichen Körper angepasst wurde...
Pedro Jimenez Duarte
Witzig. Zu "meiner Zeit" (oh Mann, bin ich alt :-)) war die Hälfte meiner Kumpel Kriegsdienstverweigerer, weil sie keinen Bock hatten, ihre Heavy Metal Matte abzuschneiden. Das war Mitte/Ende der Achtziger. Sie hör(t)en Bands wie: Slayer, Atomkraft, Megadeth oder Venom und waren so ziemlich das Gegenteil ihrer 68er Eltern.
Aber der Bund war zu dumm und setzte mehr auf die Mode, die seit ca. 100 Jahren vorschreibt: Männer haben kurze Haare zu haben.
Die tausende von Jahren davor war es eher andersrum (siehe Samson)
Grüße von nem langhaarigen Nichthippie!
goofy3
Gast
Peiniche, falsche Überschrift!
Vor dem BVG hätte diese Regel kein Bestand und wenn ist das GG eh nix mehr wert.
Übrigens liebe TAZ für solche reisserischen Überschriften zahle ich nix, denn sie tragen zur Fehlinformation bei, ihr baut fürchterlich ab.
Nemomen
Gast
Ich denke die Richter sind wohl noch von der alten Generation. Anders ist mir die Begründung nicht zu erklären.
Wie schon jemand erwähnt hat, entweder es ist für alle verboten oder für alle erlaubt, aber keine Sondergenehmigungen!
gast
Gast
Soldaten repräsentieren ein Land.
Wie sollen die Menschen in anderen Ländern die Soldaten respektieren, wenn sie mit Wallemähne, Pferdeschwanz oder Zöpfen,, Vollbart und Schlabberkleidung, vielleicht noch mit nem Joint im Mundwinkel antanzen.
Es braucht in gewissen Bereichen Regeln, besonders bei Soldaten.
Nin-Chen
Die Mudschaheddin hatten damit keine Probleme.
Und überhaupt - was haben die Soldaten in anderen Ländern zu suchen?
Waage69
Lächerlich!
tazzer
Gast
"Die Soldatin hat Glück, sie darf ihren Zopf weiter tragen."
Das heißt die Frau Hauptgefreite®. Kein Wunder, dass das niemand weiß. In der taz Redaktion ja auch nur Hippies:P
willkuer
Gast
Willkürjustiz.
Nicht mit fundamentalen Rechtsprinzipien vereinbar.
Thorsten Reinert
Gast
Grundgesetz, Artikel 3:
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Wahnsinn, wie sie diesen Artikel stets FÜR Frauen und GEGEN Männer auslegen. Diese Chuzpe, dieser Verlogenheit, diese Heuchelei, dieser mit einem Wort: FEMINISMUS.
Dass der institutionalisierte Feminismus nichts vom Grundgesetz hält und Männerrechte, die MENSCHENRECHTE sind, mit Füßen tritt, ist nix neues.
cosmopol
Gast
Es ist Feminismus wenn Männer (der hyperpatriarchalen Bastion Bundeswehr, die erst seit kurzem Frauen überhaupt auch nur zulässt) anderen Männer vorschreiben, dass sie sich die langen Haare abschneiden sollen? Oo
Hat auch nur irgendeine Feministin das gefordert?
gast
Gast
Oooooooch, armes Opfer. Aber ihr Männer seid schon froh, das eure Ehefrauen arbeiten gehen, damit ihr euch mehr leisten könnt ?????
Die Frauen aber nebenbei die Kinder versorgen, den Haushalt machen usw.
gast
Gast
Wovon redest du denn? Es sind ja wohl eher die Männer, die das Geld nach Hause bringen (bei Verheirateten) als die Frauen.
Keine Ahnung aber hauptsache gegen Männer, was?
mützeglatze
Gast
Ich wage mal zu behaupten, dass an jemandem für den es schon zu viel verlangt ist sich die Matte abzurasieren eh kein großer Soldat verloren gegangen ist.
Wobei andererseits, Rambo hatte ja auch ne ziemliche Mähne. Vielleicht sollte man einfach rote Stirnbänder als Kompromiss einführen. säh auch cooler aus.
ErnstEllert
Aus dem Gleichstellungsgesetz:
...Eine unmittelbare Benachteiligung liegt vor, wenn eine Person wegen eines in § 1 genannten Grundes eine weniger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person in einer vergleichbaren Situation erfährt...
Dies Bezieht sich auch auf die Umstände und Bedingungen am Arbeitsplatz.
Ich hoffe das sich ein öffentlicher Träger, eine Partei, oder zB. der ein eingetragener Verein wie Manndat findet der den Soldaten bei seinem offensichtlich erfolgreichem Gang vor das Bundesverfassungsgericht unterstützt. Dieses Urteil ist mitnichten so trivial wie es erscheinen mag. entweder verbietet das Berufsbild des Soldaten lange Haare oder nicht und wenn, dann für beide Geschlechter.
Horsti
Überall wo "Gleichstellung" und "Gleichberechtigung" draufsteht, ist Männerdiskriminierung drin. Hat jetzt auch dieser Soldat zu spüren gekriegt.
cosmopol
Gast
@Horsti Uiuiui. Es waren also gar nicht das Bundesverwaltungsgericht/die von Männern gemachte Bundeswehr-Frisuren-Reglements, sondern irgendwelche bösen Gleichstellungsbeauftragten die dem Soldaten die Haare absäbeln wollen? Schrecklich sowas. Und wo steht das noch gleich im Artikel? Garnicht? Och.
ridicule
Gast
Manoman - die schwächeln vielleicht in Leipzig:
was ist mit dem Haarnetz als milderes Mittel beim Recht auf körperliche Unversehrtheit?;-))
das sah immer schwer putzig aus und dank change the gender ist doch der Haarwickeler und die Presswurst - äh -welle nicht weit;
schließlich tragen die Drohnen die Haare auch länger als die Bienen;
jedenfalls bei Dralle!
emil
Gast
selbst schuld wer bei dem verein mitmacht. aufnahmebedingung ist schließlich das abtreten grundlegender rechte. vielleicht mal nicht krieg spielen und soviel zöpfe tragen wie mensch möchte?
Anton Gorodezky
Als der junge Mann Wehrdienst leisten musste, konnte man der Einberufung nur entgehen, wenn man aus Gewissensgründen nicht mitmachen konnte oder zu krank war.
Und es soll ja Leute geben, die zwar kein Problem mit ihrem Gewissen bekommen, wenn sie den Wehrdienst leisten müssen, sich aber dort dann nicht alles gefallen lassen. Grundlegende Rechte trat man übrigens auch als Zivildienstleistender ab.
golm
Gast
Na da gibt es nur eins, als Mann einfach nicht zur Bundeswehr gehen.
Aufrechtgehn
Unfassbar, dass ein Bundesverwaltungsgericht ein dermaßen offensichtlich verfassungswidriges Grundsatzurteil fällen kann. Gleich mehrere Menschenrechte wie der Gleichheitsgrundsatz, das Recht auf freie Entfaltung und die körperliche Unversehrtheit werden hier eklatant verletzt. Gut, dass die Wehrpflicht ausgesetzt ist - besser, sie würde ganz aufgehoben!
Klarsteller
Gast
Bei der Begründung bleibt dir doch gleich die Spucke weg.
Panzerblüte
Gast
Mit bestehender Wehrpflicht hätte ich jetzt das Bundesverwaltungsgericht, A. Schwarzer oder den Vatikan angerufen. (Wahrscheinlich alle drei).
Irgendwie riecht das doch nach einer Verletzung des Gleichstellungsparagraphen/-Gesetzes.
Bei einer freiwilligen Armee sieht die Sache aber wohl anders aus und fällt in die Kategorie "selbst schuld" :(
„in einem hohen Maß durch ein nach außen einheitliches Auftreten und einen nach innen engen Zusammenhalt ihrer Angehörigen geprägt“
Und wenn sich langhaarige männliche Gestalten in weiblichen Uniformen kleiden?
3848985326
Gast
Immer schön die Männer diskriminieren...
Carsten Stoppel
Die Haare müssen ab, das Gehirn wird ja schließlich beim Bund auch entfernt.