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Urlaub mit Hans in der TürkeiDer Kartoffelfresser

Mit meinem Freund Hans besuchte ich ein Restaurant an einer staubigen Landstraße. Leider setzte sich der Wirt zu uns und fing an, über Hans zu reden.

Bei türkischen Nationalisten unbeliebt: deutsche Kartoffel Foto: dpa / Martin Gerten

M ein Arbeitskollege Hans und ich fahren in der Türkei mit meinem Ford Transit von einem Ort zum nächsten und filmen dabei alles, was sich uns in den Weg stellt. Ein „Japanischer Urlaub“ sozusagen.

Plötzlich merken wir, dass wir einen Riesenhunger haben. Wir halten an einem Restaurant an, das genauso verstaubt wirkt wie die Landstraße. Draußen gibt es einige Tische, und wir nehmen erschöpft Platz. Wenig später baue ich das Stativ auf und stelle unsere Videokamera drauf. Die soll mal ein bisschen alleine arbeiten.

Wir bestellen Rinderdöner und Frauenschenkel-Köfte. Der Döner ist aus echtem Rind, der Köfte ist zum Glück nicht aus echtem Frauenschenkel. Er heißt nur so. Vor dem Essen bekommen wir aber zuerst den dicken Chef serviert. Offensichtlich aus purer Langeweile setzt der sich einfach an unseren Tisch.

„Ist der Kerl etwa ein Kartoffelfresser?“, fragt er mich und zeigt auf Hans.

„Ja, aber heute will er lieber Döner fressen“, sage ich.

„Ich mag diese Kartoffelfresser nicht“, knurrt er.

Na toll! Das ist jetzt genau das, was ich mir bei einem gemütlichen Essen nicht wünsche! Ich habe einen riesigen Kohldampf und hab überhaupt keine Lust auf alberne Diskussionen. Und erst recht nicht mit einem blöden Nationalisten. Die kann ich ja nicht mal mit vollem Bauch ausstehen.

„Wie schade, der Kartoffelfresser hat gerade gesagt, dass er Sie sehr sympathisch findet“, lüge ich.

„Ist der Kerl etwa auch noch schwul?“, zischt er empört.

„Nein, er hat nur einen schlechten Geschmack“, lache ich.

„Also ich finde, dass diese Deutschen sehr dreckig sind!“

„Wie kommen Sie denn jetzt da drauf? Kennen Sie denn so viele Deutsche?“

„Nein, zum Glück hab ich nicht so viele Deutsche kennengelernt.“

„Sie haben Recht. Um Vorurteile zu haben, braucht man die Menschen doch gar nicht zu kennen. Es ist sogar sehr hilfreich, wenn man sie nicht kennt. Gerade dann entwickelt man nämlich die schönsten und die dicksten Vorurteile.“

Gelangweilt durch unsere türkische Unterhaltung fängt Hans an, den Tisch sauber zu machen. Er leert den vollen Aschenbecher in einen Mülleimer, wischt mit seinem eigenen ­Taschentuch den Tisch ab und dann stürzt er sich mit der gleichen Begeisterung auf die ­Tische rechts und links.

Der Restaurantbesitzer beobachtet das seltsame Geschehen mit großen Augen und wird dabei knallrot.

„Weshalb macht er denn überall sauber? Hat er mich etwa verstanden? Kann der Kartoffelfresser Türkisch?“, fragt er panisch.

„Das nicht. Aber dein Laden ist so versifft, dass nicht mal die dreckigen Deutschen es hier aushalten.“

„Das glaube ich nicht! Der hat sicherlich vorher selber alles hier eingesaut. Deshalb macht er jetzt sauber“, meckert er.

Ich nehme den Videorekorder vom Stativ und beweise ihm, dass sein Laden schon vor unserer Ankunft so dreckig war.

Jetzt kapiere ich, warum die Japaner ­überall auf dieser beschissenen Welt voller ­Idioten, selbst den kleinsten Mist so eifrig ­dokumentieren!

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