Urheberrechtpakt für Internet: Die Großen gegen Piraterie
US-Medienkonzerne wollen gemeinsam mit Microsoft gegen Urheberrechtsverletzungen auf Videoseiten vorgehen. YouTube-Betreiber Google beteiligt sich nicht.
Es ist der bislang größte "Urheberrechtspakt", den Medienkonzerne und Internetfirmen miteinander eingegangen sind: Unter Federführung des Softwarekonzerns Microsoft wollen die vier US-Unterhaltungsriesen Disney, NBC Universal, Viacom und News Corporation/Fox künftig kooperieren, um gegen illegale Video-Uploads im Netz vorzugehen. Mit so genannten "Prinzipien für nutzergenerierte Inhalte" legte die Gruppe am Donnerstag insgesamt 15 Punkte vor, die alle beteiligten Firmen einhalten wollen. Darunter befindet sich auch die Prämisse, widerrechtlich eingestellte Videos künftig sofort zu blockieren - Clips aus TV-Sendungen und Filmen etwa, die sich im Web millionenfach finden.
Allerdings ist die Beteiligung von Internetfirmen an der Initiative noch eher gering - neben Microsoft mit seinen Plattformen "Soapbox" und "MSN Video" tragen nur die kleineren Videodienste Dailymotion und Veoh den Vorstoß mit. Das ebenfalls beteiligte soziale Netzwerk MySpace ist hingegen selbst eine Tochter des Medienkonzerns News Corporation - und hat allein schon deshalb ein Interesse daran, Piraterie zu reduzieren. Die Suchmaschine Google, mit YouTube Betreiber des größten Video-Angebotes im Web, trägt den Urheberrechtspakt hingegen nicht mit - entsprechende Verhandlungen sollen laut Brancheninsidern zunächst gescheitert sein. Auf Seiten der Medienkonzerne fehlt zudem TimeWarner, das größte US-Unterhaltungskonglomerat.
Die Idee hinter der Initiative ist recht simpel: Möglichst alle Videoplattformen im Netz sollen baldmöglichst Erkennungstechnologien einsetzen, mit denen geschützte Werke schon beim Hochladen (Upload) durch Nutzer erkannt werden können. Dazu müssen die Medienkonzerne allerdings ihre Inhalte erst einmal in eine Datenbank einspeisen, damit die Nutzervideos mit den geschützten Inhalten überhaupt automatisiert abgeglichen werden kann. Neu am Urheberrechtspakt ist hingegen die Striktheit: Während Google bei YouTube zunächst alle Uploads zulässt, um sie dann im Streitfall wieder zu löschen, soll die Initiative nun zu einer sofortigen Blockade führen. Ob dies technisch überhaupt möglich ist, bezweifeln Experten allerdings.
Videodienste, die bei der Initiative mitmachen, sollen künftig nicht mehr der Gefahr ausgesetzt sein, von den beteiligten Medienkonzernen verklagt zu werden. Dies dürfte insbesondere Veoh interessieren: Das Angebot befindet sich aktuell in einem Rechtsstreit mit der Universal Music Group, einer Schwester von NBC Universal. Allerdings müssen die Videodienste sich dafür härter gegenüber ihren Nutzern zeigen: Mindestens 60 Tage lang sollen die Daten aller hochladenden Nutzer künftig vorgehalten werden, damit Medienkonzerne Urheberrechtsverletzer direkt belangen können. Im Gegenzug versprechen die Medienkonzerne, "Fair Use"-Regeln einzuhalten, also insgesamt weniger klagewütig zu sein.
An anderer Stelle gibt sich der Urheberrechtspakt aufklärerisch: Das Motto lautet "Kreativität ermutigen, geistiges Eigentum respektieren". Nutzer sollen bei den beteiligten Videodiensten deutlich darauf hingewiesen werden, dass das Hochladen urheberrechtlich geschützter Werke verboten ist. Auch soll allgemein über das Copyright aufgeklärt werden.
Seit dem Boom von Videodiensten wie YouTube kämpfen Medienkonzerne mit dem Problem, das ihre Inhalte von Nutzern vielfach ins Netz geladen werden. Viacom, am neuen Urheberrechtspakt beteiligt, hat deshalb Google auf über eine Milliarde Dollar Schadenersatz verklagt. In Reaktion startete der Internetkonzern in dieser Woche einen Dienst, mit dem Inhalteanbieter widerrechtlich eingestellte Inhalte leichter identifizieren und löschen können. Viacom zufolge reiche diese Technik allerdings nicht aus. "Google kann, wenn es will. Aber sie wollen offenbar nicht", sagte Viacom-Chef Philippe Dauman. Google begrüßte den Urheberrechtspakt als Möglichkeit, bei Technologien gegen Piraterie zusammen zu arbeiten. "Wir freuen uns über die Ideen der verschiedenen Medienkonzerne", hieß es in einer Stellungnahme.
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