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Update-Pflicht für Geräte mit SoftwareTeurer, aber langlebiger

Kommentar von Svenja Bergt

Eine Updatepflicht für elektronische Geräte ist sinnvoll. Nachhaltig wird es aber erst, wenn die Aktualisierungszyklen möglichst lange laufen.

Smartphone-Käufer*innen wissen oft nicht, wie lange das erworbene Gerät mit Updates versorgt wird Foto: Miguel Candela/imago

E s ist eines der gern übersehenen Probleme bei der Digitalisierung: Obsoleszenz durch Software. Also vernetzte Geräte wie Smartphones, die besser nicht mehr verwendet werden sollten. Weil die Software darauf so veraltet ist, dass Sicherheitslücken es An­grei­fer:innen allzu leicht machen. Und das nur, weil der Hersteller des Geräts überhaupt kein Interesse daran hat, Updates bereitzustellen. Schließlich kaufen Kund:innen eher ein neues Gerät, wenn das alte unbenutzbar ist.

Dass Verbraucherschutzministerin Christine Lambrecht (SPD) hier mit einer Updatepflicht Abhilfe schaffen will, ist also erst einmal gut. Der diese Woche veröffentlichte Referentenentwurf sieht vor, dass Verbraucher:innen Aktualisierungen wie etwa Sicherheits­updates bekommen müssen. So weit die Basis. Doch jetzt beginnen die Probleme: Im aktuellen Entwurf sind keine Zeitspannen vorgegeben – weder für den Zeitraum noch für die Häufigkeit, mit der es Updates geben soll. Die werden aber in der nun beginnenden Verbändeanhörung zu dem Entwurf heiß umkämpft werden. Die Industrie wird dabei versuchen, die Zeiträume möglichst kurz zu halten.

Dabei wäre das Gegenteil nötig: möglichst lange Aktualisierungspflichten. Dass ein Smartphone nur ein bis zwei Jahre nutzbar sein soll, entspringt allein der Ideenwelt der Hersteller und deren Interesse an schnellen Verkaufszyklen. Da ginge deutlich mehr. Warum nicht fünf Jahre Systemupdates und zehn Jahre lang Sicherheitsupdates? Und noch einmal längere Updatepflichten für andere vernetzte Geräte: Waschmaschinen, Staubsaugerroboter, Autos. Dabei gilt: Sicherheitsupdates müssen schnell und häufig ausgeliefert werden. Einmal im Monat wäre das Mindeste.

Klar, die Geräte würden dadurch teurer. Aber langlebiger. Neuanschaffungen wären viel seltener nötig, und wer doch schnell ein neues Gerät will, kann sein altes guten Gewissens weitergeben. Es wäre ein Schritt weg vom Immer-schneller-Kapitalismus zu einem etwas nachhaltigeren Wirtschaften. Einer, der angesichts der steigenden Anzahl vernetzter Geräte immer wichtiger wird.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Mein Smartphone (Jolla) ist sieben(!) Jahre alt und wird immer noch mit aktuellen Updates (SailFishOS V3.4) versorgt. Einzigstes Manko ist der immer lahmer werdende Aufbau von Webseiten, "dank" umfangreicher JavaScripts auf den Seiten. Auch hier bei der taz ist das in den letzten Jahren immer schlimmer geworden.

    Hersteller sollten verpflichtet werden ihre Geräte offen für freie Systeme zu machen, dann erledigt sich das von selbst. Linux auf einem Desktop hat eben *nicht* zur Folge, dass der PC oder Laptop nach nur wenigen Jahren kaum noch benutzbar ist, weil das Betriebssystem mehr mit sich selbst beschäftigt ist, als mit dem User.

    • @Angie:

      Das Problem mit alternativen Betriebssystemen ist nach wie vor, dass man als Totallaie schnell völlig überfordert ist.



      Der Normalanwender braucht ein System, bei dem er sich um wenig bis nichts kümmern muss und auf dem seine bevorzugten/notwendigen Programme einfach so laufen. Solange es das nicht gibt, werden die "Großen" groß bleiben und mehr oder weniger machen, was sie wollen.



      Ich würde liebend gerne Windows in den Wind schießen, aber auch, wenn einige (im Normalfall Nerds) anderes behaupten, ist Linux kein "plug & play" und ohne entsprechende Kenntnisse nicht wirklich verwendbar.

  • Daß Updates lange geliefert werden, ist in der Tat notwendig - zusammen mit langlebigen reparaturfähigen (modularen) Geräten.

    Erwähnung verdient hier - was Handys betrifft - die deutsche Firma shiftphones:



    www.shiftphones.com/en/

    Waschmaschinen und Staubsaugerroboter ans Netz zu hängen - ist jedoch von vornherein schwachsinnig.

  • Reine Symbolpolitik - einmal mehr.

    Schon jetzt sich halten grade die "Großen Player" nicht an die schon lange bestehenden Deutschen Gesetze [z.B dass Akkus entnehmbar sein müssen] und wenn wenn das mal jemand einfordert, klopft Herr Lobbiist leise auf die Schulter... und wenn alle Stricke reissen, räusbert sich Onkel Donald einmal kurz...

    Aber vielleicht ist das vom Ansatz her garnicht schlecht.

    Vielleicht in Verbindung mit der Verpflichtung auch alternativen Softwareherstellern einen entsprechenden Zugang zu den Geräten zu ermöglichen.

    Und der Verpflichtung qualifizierten [nach deutschem Recht natürlich - nicht nach US-Nasenfaktor] Firmen die Reparatur zu ermöglichen und diese mit Ersatzteilen zu versorgen - zu gleichen Konditionen wie die hauseigenen Reparaturbetriebe.

    Und natürlich dem Recht der Käufer, alle nicht notwendingen Apps nach Belieben zu deinstallieren und bei Bedarf wieder zu installieren.

    Dann wäre es mehr wie nur Symbolpolitik. Aber ich wette dazu wird es nicht reichen.

    Ich höre schon das Gelaber "...kein deutscher Alleingang" "... nicht durchsetzbar..." blahblah.



    Wenn auf einen Artikel dann mal 57% anstatt 16% Steuern erhoben werden wird sich das schon durchsetzen ...

    Wie z.B. bei den Alco-Pops: Da hat das ja auch ganz wunderbar funktioniert.

    • @Bolzkopf:

      Dann braucht es noch eine entsprechende Regelung für Akkus. Im mittleren preissegment gibt es keine neuen modelle mehr, wo man die akkus tauschen kann (stiftung watentest hatte 30 modelle bis 300€ getestet).

      Und das gilt auch für viele andere geräte. Müsste das gehäuse meiner zahnbürste zerstören, um den akku raus zu bekommen.

      Gleiches gilt für meine fahrradlampen. Was nützen die 2 jahre gewährleistung (akku ausgenommen), wenn der akkuschon nach 1 jahr schwächelt.

    • @Bolzkopf:

      dem stimme ich vorbehaltlos zu