piwik no script img

Unterstützung für Familien in BerlinAuch bei den Neugeborenen will der Senat sparen

Die Liste der vom Berliner Senat gekürzten Projekte wird immer länger. Es trifft wohl auch ein Hilfsprojekt für Neugeborene – die „Welcome Baby Bags“.

Kreißsaal in Berlin-Schöneberg (Symbolbild): Auch bei den Allerjüngsten soll gespart werden Foto: Annette Riedl/dpa

Von

Gabrielle Meton aus Berlin

taz | Überall wird gespart, jetzt auch bei Babys. Die Initiative „Welcome Baby Bags“ übergibt Berliner Familien kostenlose Baby-Erstausstattungen in Taschen. Der Gesundheitsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hat Mitte Oktober jedoch beschlossen, die Finanzierung des Projekts für die Jahre 2026 und 2027 zu streichen.

Die Starterpakete für Neugeborene enthalten unter anderem Waschlappen, Stilleinlagen, Bodys, Decken, Handschuhe und Strumpfhosen – alles Dinge, die armutsbetroffene Familien seit 2015 über eine Sozialarbeiterin, Hebamme oder Familienhelferin beziehen konnten.

Seit 2020 stützt sich die Initiative auf Spenden sowie Förderungen des Senats. Bereits im Januar wurden die Zuschüsse jedoch um 40 Prozent gekürzt. Von den 1.300 Taschen, die 2024 armutsbetroffenen Familien und einzelne Personen in Berlin erhalten haben, habe der Verein bis Ende Oktober 2025 nur 871 packen können, erklärt Amy Ruttowski, eine der beiden Mitarbeitenden des Vereins.

Durch die Kürzung ist auch eine Stelle verloren gegangen – Welcome Baby Bags arbeitet nun mit einer Minijobberin zusammen. Der gesamte Inhalt der Tasche im Wert von rund 280 Euro wird ausschließlich durch Geld- und Sachspenden erbracht. Aber: „Das Projekt ist nicht komplett ehrenamtlich möglich. Es braucht einen Grundstock an festem Geld, damit wir unsere Arbeit überhaupt leisten können“, sagt Ruttowski.

150.000 Euro im Jahr würden reichen

Pro Jahr werden 150.000 Euro für die Finanzierung der Initiative gebraucht. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft der Baby Bags wird am 12. November im Hauptausschuss getroffen. „Wir sind uns nicht wirklich sicher, ob das jetzt noch was wird. Aber wir kämpfen auf jeden Fall dafür“, gibt sich Ruttowski kämpferisch.

Seit der Bekanntgabe der Kürzungen hat die Initiative ihre Community um Unterstützung gebeten: Sie sollen den Abgeordneten von CDU und SPD Briefe für den Erhalt der Baby Bags schreiben. Eltern und Frauen, die sich gemeldet haben, kommen von überall her, freut sich Ruttowski. Mittlerweile schicken ihnen sogar die Mütter, denen sie geholfen haben, Spenden, erzählt sie.

In Ländern wie Finnland oder Schottland profitieren alle Familien von kostenlosen Baby-Boxes. Dort werden sie bei der Geburt eines Kindes vom Staat finanziert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare