Unterdrückung der Frauen in Afghanistan: UN rufen ihr Personal zu Streik auf

Die Taliban verbieten offenbar einheimischen Frauen die Arbeit bei UN-Organisationen. Jetzt sind diese nicht mehr arbeitsfähig.

In hellblaue Burkas verhüllte Afghaninnen warten im August 2022 in Kabul auf die Verteilung von Lebensmittelrationen.

Afghaninnen in Kabul warten im August 2022 auf die Verteilung von Lebensmittelrationen Foto: Ebrahim Noroozi/ap/dpa

KABUL rtr/afp | Die Vereinten Nationen haben internen Informationen zufolge ihre Mitarbeiter in Afghanistan zu einem 48-stündigen Streik aufgefordert. Begründet wurde der Aufruf mit Sicherheitsfragen und dem Wunsch, mehr über das von den Taliban verhängte Arbeitsverbot für die bei den UN beschäftigten Frauen zu erfahren. Das sagten mit dem Vorgang vertraute Personen bei den Vereinten Nationen am Dienstag zu Reuters.

Zuvor hatten die UN mitgeteilt, dass Mitarbeiterinnen in der östlichen Provinz Nangarhar nicht mehr zur Arbeit erscheinen dürften. Sprecher der Taliban-Regierung waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Nach UN-Angaben haben die Taliban jetzt ein Arbeitsverbot für alle afghanischen Mitarbeiterinnen der Vereinten Nationen im Land erlassen. „Uns wurde über verschiedene Kanäle gesagt, dass das Verbot für das ganze Land gilt“, erklärte der Sprecher des UN-Generalsekretärs, Stéphane Dujarric, am Dienstag.

Die Entscheidung sei „inakzeptabel und ehrlich gesagt unbegreiflich“, fügte er hinzu. Zuvor hatte es geheißen, das Verbot für Afghaninnen in UN-Diensten gelte lediglich für die östliche Provinz Nangarhar.

Da es noch keine schriftliche Anordnung gebe, würden die UN-Verantwortlichen am Mittwoch mit den Behörden in Kabul zusammentreffen, um „Klarheit“ zu erlangen, sagte Dujarric. Ein solcher Beschluss würde „die Fähigkeit humanitärer Organisationen untergraben, denen zu helfen, die es am nötigsten haben“, beklagte der Sprecher.

Proteste nach NGO-Arbeitsverbot

Die Leitung des UN-Einsatzes für Afghanistan-Hilfen in Kabul wandte sich an die afghanischen Behörden mit dem Hinweis, dass sie ohne weibliches Personal nicht arbeiten könnte.

Seit dem Sturz der vom Westen unterstützten Regierung 2021 haben die islamistischen Taliban die Rechte von Frauen zunehmend eingeschränkt und ihnen unter anderem den Zugang zur Universität verwehrt und Mädchengymnasien geschlossen.

Im Dezember untersagten die Taliban den meisten weiblichen Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationen die Arbeit. Nach massiven internationalen Protesten wurde das Verbot zumindest im Gesundheitsbereich gelockert. UN-Organisationen waren von dem Verbot allerdings nicht betroffen.

Die UN-Sondergesandte für Afghanistan und Leiterin der UN-Hilfsmission für Afghanistan (Unama), Rosa Otunbajewa, hatte bereits im Januar vor dem UN-Sicherheitsrat vor einem möglichen Arbeitsverbot für das einheimische weibliche Personal gewarnt.

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