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Unter LeutenExilkubaner in Brooklyn

Philipp Eins
Kolumne
von Philipp Eins

Roberto Poveda verließ Kuba. Das politische Tauwetter zwischen den USA und Kuba ließ ihn hoffen – aber Kuba ändert sich kaum.

Roberto Poveda in Brooklyn Foto: Philipp Eins

E s waren noch wenige Tage bis zur Wahl zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, als ich durch den New Yorker Stadtteil Brooklyn spazierte. Ich war auf der Suche nach der kubanischen Jazzszene der Stadt, und hier, in der Driggs Avenue, konnte sie nicht weit sein.

Über 135.000 „Cuban Americans“ leben in der Metropolregion New York. Ihre Musik hat eine lange Tradition in der Stadt, sie reicht bis in die 30er Jahre zurück. Doch innerhalb der Szene überwogen vor anderthalb Jahren die Disharmonien, und das nicht nur wegen der Blue Note.

Dass der damalige US-Präsident Barack Oba­ma sich dem Erzfeind Kuba politisch annäherte, war eine Sensation. Flüge aus den USA waren plötzlich zu Spottpreisen zu haben, Telefongespräche kosteten nur noch wenige Cent. Auch Wirtschaftssanktionen auf kubanischen Rum und Zigarren ließ man fallen. Doch nicht alle Exilkubaner waren von dem Vorstoß begeistert. Was konnte man bloß dagegen haben?

Am Ende der Driggs Avenue bog ich in eine Seitenstraße und erreichte die Galerie Ad Hoc Art in der Frost Street. Zum Proberaum? Der Galerist schickte mich in eine dunkle Kammer voller Mikrofone, Keyboards und Verstärker. Hier traf ich den kubanischen Jazzmusiker Roberto Poveda.

Der 50-Jährige mit den schwarzen Locken kam 1997 über Kolumbien nach Miami, 2006 zog er nach New York. In seinen Songs kombinierte er traditionelle kubanische Musik mit Jazz und Elementen aus HipHop und afrikanischen Rhythmen. In der Szene kannte er sich gut aus.

„Ich habe Kuba verlassen, weil ich mich dort ohnmächtig fühlte“, erzählte Roberto. „Die Regierung unterdrückt die Menschen, gibt dir keine Chance, dein Leben zu verbessern – und zu reisen.“ Für viele Exilkubaner in den USA ist das Regime in Havanna ein rotes Tuch. Sie wollten keine Annäherung.

Wir müssen den Menschen in Kuba klar machen, dass sie das Recht haben, anders zu denken

zu denken.“

Nicht aber Roberto Poveda. Er wollte das politische Tauwetter nutzen, um in seiner alten Heimat etwas zu bewegen. Daher schloss er sich der aktionistischen Instar-Bewegung der Künstlerin Tania Bruguera an, die mit Protestaktionen in Havanna für Aufsehen sorgte. „Wir müssen den Menschen in Kuba klar machen, dass sie das Recht haben, anders zu denken“, sagte Roberto.

Das war vor anderthalb Jahren. Nun bin ich wieder in New York, wieder in Brooklyn. Ich treffe Roberto in einem Jazzclub, dem Barbès im Stadtteil Park Slope. Wie läuft’s? Roberto winkt ab. Mehr als die Hälfte der US-Kubaner haben Trump gewählt, verbessert hat sich nichts. Es sei schwieriger, an Visa zu kommen. Von politischer Öffnung keine Spur. „Den Anfang hat Obama gemacht“, sagt er. „Aber auf den Wandel warten wir noch immer.“

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Philipp Eins
Freier Journalist und Gründer von EINS.STUDIO.
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