Unsere Online-Videos des Jahres 2015: Taylor Swift und Mandarinen? Egal!
Tricksende Waffengegner, tanzende BVG-Kontrolleure und Flüchtlingskinder mit Träumen: 2015 gab es Tausende tolle Videos. Das sind die taz-Favoriten.
16.01.: Ein Polizist singt Taylor Swift
Das Jahr begann lustig mit einem freundlich schauenden Polizisten, der während einer Streifenfahrt Taylor Swifts „Shake It Off“ mitsang. Seine Textsicherheit und theatralischen Tanzmoves machten das Video zu einem der meistgeschautesten auf YouTube in diesem Jahr. Das Video, so teilte die Polizei Dover später mit, war gestellt und wurde in 15 Minuten gedreht. „Taylor Swift, wenn du das schaust: Es tut uns Leid“, schrieben die BeamtInnen. Swift nahm es mit Humor und twitterte: „LOLOLOLOL THE SASS.“ (etwa: „Lacht laut, so frech“).
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17.03.: Die Geschichten der Waffen
Gut eintausend Menschen sind im Jahr 2015 in den USA durch Schusswaffen ums Leben gekommen. Seit Jahren schon gibt es den Streit darum, ob das in der Verfassung verbriefte Recht, Waffen zu besitzen und mit sich zu tragen, für solche Statistiken mitverantwortlich ist. Um ihren Argumenten Nachdruck zu verleihen, bauten Schusswaffengegner in New York ein Waffengeschäft auf, in dem nicht nur über die Kenndaten der Waffen informiert wurde - sondern auch über die Schießereien und Amokläufe, bei denen sie verwendet wurden.
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27.05.: Wie schön es ist, schön genannt zu werden
„Ich mache ein Kunstprojekt und nehme Dinge auf, die ich schön finde“, sagt die Schülerin hinter der Kamera. Die Gesichter ihrer MitschülerInnen vor der Kamera beginnen zu strahlen. Wie schön es ist, schön genannt zu werden, beweist dieses Video der Chicagoer High-School-Schülerin Shea Glover – auch wenn das gar nicht ihr eigentlich Ziel war. „Mir ging es nicht darum, die Reaktionen zu filmen“, schreibt sie zum Video, „sondern um Schönheit zu filmen.“
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10.07.: Unsere schönen deutschen Euros
Wie beschissen haben sich deutsche Medien in der Griechenland-Krise aufgeführt? Sehr beschissen, zeigt dieses Video von Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf. Die beiden sprechen nur in Schlagzeilen deutscher Medien – Stern, Welt, Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung und ganz viel Bild – und führen vor, mit welchen Klischees und Vorurteilen viele deutsche Medien in der Griechenland-Krise Politik betrieben.
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15.07.: Angela Merkel trifft ein geflüchtetes Mädchen
2015 war das Jahr der Flüchtlinge. Viele mehr erreichten wohlhabendere Länder und lösten dort Panikreaktionen und Verlustängste aus – vieles davon hatte wenig mit Fakten zu tun, trotz langer, kurzer und kontroverser Aufklärungsversuche. Doch am prägnantesten fasste dieses Video die unglaubliche Distanz zwischen den menschlichen Schicksalen und der deutsche Staatslogik zusammen, in dem Bundeskanzlerin Merkel auf ein geflüchtetes Mädchen traf und ihr erklärte, warum Abschiebungen „notwendig“ sind.
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30.07.: Viraler Protest in Indien gegen Unilever
Im Sommer erinnerte ein virales Video in Indien an einen längst vergessenen Umweltskandal. Mit dem Lied „Kodaikanal Won‘t“ rappte die Musikerin Sofia Ashraf über eine Unilever-Fabrik im südlichen Indien, die vor 14 Jahren geschlossen wurde, weil sie Quecksilber illegal in die Umwelt entsorgt hatte. Seitdem gibt es Streit um die Aufräumarbeiten, aber auch um die Entschädigung von ArbeiterInnen, die wohl nicht ausreichend gegen das giftige Metall geschützt wurden. Passiert ist bisher – trotz viralem Video – nichts.
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03.09.: „Sie sehen die Verantwortung zu eng“
„Jeder arbeitet fü sich selbst“, sagt der grauhaarige Mann im Publikum vor Gregor Gysi. „Jeder trägt für sein eigenes Leben Verantwortung.“ Kurz gefasst: Er möchte keine Verantwortung für „Afrikaner“ oder Hartz-IV-EmpfängerInnen. In dem Video, das Tilo Jung aufgenommen und verbeitet hat, gibt Gysi eine rhetorisch gewitzte Gegenrede. Irgendwann sind alle auf die Hilfe anderer angewiesen, erwidert er: „Sie schauen zur Seite, aber das ist der falsche Blick. Wenn Sie etwas verändern wollen, müssen Sie nach oben schauen.“
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04.11.: Justin Trudeau erklärt, was 2015 bedeutet
Der neue, gutaussehende und linkere Premierminister Kanadas, Justin Trudeau, machte direkt zu Beginn seiner Amtszeit vieles richtig. Zum Beispiel, die Auswahl seiner MinisterInnen: Genau die Hälfte des Kabinetts sind Frauen, es sind Behinderte vertreten und ethnische Minderheiten. Warum es ihm so wichtig gewesen sei, dass die Hälfte des Kabinetts Frauen sind, fragte eine Journalistin. „Weil wir 2015 haben“, kam die schlagfertige Antwort.
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17.11.: Helge Schneider isst eine Mandarine
Helge Schneider lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Kurz nachdem er eine Veranstaltung wegen Sicherheitsgründen absagen musste, saß der 60-Jährige Komiker in seinem Hotelzimmer und schälte seelenruhig eine Mandarine: „Man sagt, Vitamine wären gesund.“ Er scheint nicht allzu beeindruckt von Terrordrohungen zu sein und kündigt an: „Ich kann nur sagen, wenn das so weitergeht und ich am Ende morgen auch noch mal absagen muss – dann komm ich Donnerstag wieder.“
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11.12.: Ein Berliner Werbevideo wird zum Hit
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Die Berliner Verkehrsbetriebe haben mit ihrem neuen Werbevideo einen Hit gelandet. Darin tanzt der Musiker Kazim Akboga als Kontrolleur verkleidet durch Bus und Bahn und singt eine umgedichtete Version seines Youtube-Hits „Is Mir Egal“. Er trifft Punks mit Jahreskarte, einen Mann mit einem Pferd, eine Zwiebeln schneidende Frau, feiernde Hertha-Fans. Die ganze Vielfalt Berlins – außer die nicht zu unterschätzende Nicht-Weiße Bevölkerung Berlins. „Is‘ mir egal“, wiederholt Akboga immer und immer wieder. Die Message: Es ist egal, wer ihr seid, hauptsache ihr habt ein Ticket.
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