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Illustration: Manuel Fazzini

Zunehmend geraten auch Museen in Russland unter staatliche Kontrolle. Ein Gespräch mit einem Exiljournalisten in Estland und einer Kulturwissenschaftlerin.

Die Kultur wird in Russland zur Bühne für Propaganda. Neue Ausstellungen glorifizieren das Militär, Schü­le­r:in­nen werden zu Besuchen verpflichtet, und moderne Medientechnik erzeugt gezielt emotionale Wirkung. Im Podcast sprechen der exilierte Journalist Alexey Shishkin und die Kulturwissenschaftlerin Anastasiia Serikova über die Instrumentalisierung von Museen, gestohlenes Kulturerbe aus der Ukraine und den Verlust kultureller Freiheit. Die Moderation übernimmt Tigran Petrosyan.

In Russland gibt es schon lange keine freien Medien mehr. Auch Kultur und Literatur unterliegen strenger Zensur. Nun geraten auch die Museen unter staatliche Kontrolle. Sie werden zunehmend für Kreml-Propaganda genutzt. Neue Ausstellungen preisen das russische Militär. Der Staat schafft eine Nachfrage, einen Impuls für die Darstellung eines Themas, der sich über das gesamte Museumsnetzwerk von den größten Museen in Moskau bis hin zu den kleinsten Schulmuseen in den Regionen verbreitet. Viele Schü­le­r:in­nen sind zu Museumsbesuchen gezwungen – freiwillig ist das oft nicht. Außerdem wird moderne Multimedia-Technologien eingesetzt, um beim Besucher emotionale Beteiligung und ein Gefühl der Verbundenheit mit der Geschichte zu wecken.

Propaganda hinter einem „Bildungsprogramm“ versteckt

„Und tatsächlich wird unter dem Deckmantel eines kulturellen Bildungsprogramms oft auch Propaganda über das System der Museen, über das System der Bildungszentren betrieben“, sagt Shishkin, Journalist aus St. Petersburg, der im Exil in Estland lebt. Er schreibt unter anderem zu kulturhistorischen Themen. Shiskin ist Autor des Projekts Krieg und Frieden. Ein Tagebuch“ der taz Panter Stiftung.

Mit ihm diskutiert Serikova, Doktorandin an der Universität Bielefeld. Sie forscht zur Propaganda in russischen Museen sowie zum historischen und schwierigen kulturellen Erbe in Russland. Sie sagt: „Der Staat ist sehr an einem bestimmten Erbe in Russland interessiert und fördert und manipuliert es auf jede erdenkliche Weise“.

In diesem Podcast berichten beide Ex­per­t:in­nen unter anderen über gestohlenes Kulturerbe aus den besetzten ukrainischen Gebieten, das in russische Hände gelangt ist. Zugleich wurden europäische Ausstellungen geschlossen und durch neue Präsentationen ersetzt – etwa durch eine Schau mit dem Titel „Das Leben bemerkenswerter Hunde“.

Osteuropa gehört zu den Schwerpunkten der taz Panter Stiftung, die dorthin blickt, wo der Zugang zu Informationen immer schwieriger wird – Russland und Belarus gehören dazu. Am letzten Tag im Monat erscheint eine neue Podcastfolge von „Unser Fenster nach Russland/Belarus“ im Podcastformat „Freie Rede“ der taz Panter Stiftung.

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