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Unschuldigen Afroamerikaner erschossenUS-Polizist wird schuldig gesprochen

Ein Polizist erschoss grundlos einen unbewaffneten Familienvater in einem Treppenhaus. Er muss mit einer Haftstrafe von bis zu 15 Jahren rechnen.

To protect and to serve? Im Falle des Polizisten David Liang wohl eher das Gegenteil. Foto: dpa

New York afp/dpa | Ein New Yorker Polizist, der im November 2014 einen unbewaffneten Afroamerikaner erschossen hatte, ist wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen worden. Dies habe die Jury entschieden, teilte die Staatsanwaltschaft in der Ostküsten-Metropole am Donnerstag mit. Die Festlegung des Strafmaßs soll demnach am 14. April erfolgen. Dem 28-jährigen Peter Liang droht mindestens der Verlust seiner Arbeit, maximal eine Haftstrafe zwischen fünf und 15 Jahren.

Die Staatsanwaltschaft hatte Liang vorgeworfen, „ohne Grund“ das Feuer eröffnet zu haben, als der 28-jährige Akai Gurley ein dunkles Treppenhaus im Stadtteil Brooklyn hinab ging. Der Beamte zog seine Waffe und tötete Gurley, ohne dass sich der Vater einer kleinen Tochter verdächtig verhalten haben soll.

Zudem ließ Liang laut Staatsanwaltschaft anschließend „kostbare Zeit“ verstreichen, weil er sich mit seinem Kollegen gestritten habe, anstatt einen Notarzt zu rufen. Die Verteidigung Liangs hatte dagegen erklärt, dass es sich um einen „Unfall“ gehandelt habe. Laut Liangs Anwältin löste sich der Schuss versehentlich und ihr Mandant habe in der Dunkelheit zunächst gar nicht bemerkt, dass er jemanden getroffen habe.

Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze haben wiederholt für Empörung und Aufruhr in der afroamerikanischen Bevölkerung gesorgt. Im Sommer 2014 hatte die Tötung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri schwere Unruhen ausgelöst. Der verantwortliche Polizist wurde nicht angeklagt, obwohl Brown unbewaffnet war.

Vergangenen April führte der Tod des Schwarzen Freddie Gray im Polizeigewahrsam in Baltimore zu Ausschreitungen in der Ostküstenstadt. Der Prozess gegen den ersten der sechs angeklagten Polizisten in dem Fall war im Dezember geplatzt, weil sich die Geschworenen nicht auf ein Urteil einigen konnten.

Vorsichtigen Schätzungen zufolge töten Polizisten in den USA jährlich etwa 400 Menschen. Andere Schätzungen gehen von rund 1000 Toten durch Polizeikräfte pro Jahr aus.

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1 Kommentar

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  • Es hätte mich jetzt ja mal interessiert, ob die Staatsanwaltschaft die fahrlässeige Tötung (manslaughter, second degree) nur als Auffangsstraftatbestand zusätlich angeklagt hatte, oder sie gleich auf Totschlag (manslaughter first degree) verzichtet hatte, weil sie den Vorsatz (intent) nicht beweisen konnte oder wollte?

     

    Außerdem wäre extrem interessant zu wissen, wie die Juztiz es rechtfertigt, das dem Angeklagten eine höhere, härtere Strafe von 7-20 Jahren statt 5-15 drohte, wenn er/sie einen Polizisten zum Opfer gehabt hätte, aber es nicht aggrevated manslaughter in the second degree sein soll, wenn ein Polizist, dem man aufgrund seiner dienstlichen Verpflichtungen und einhergehender Ausbildung eine höhere Sorgfaltspflicht unterstellen müsste, als einem normalen Bürger?! Das kotzt mich schon seit längerem an. Gleichheit vor dem Gesetz wäre schon was schönes.

     

    Zur Lektüre: http://statelaws.findlaw.com/new-york-law/new-york-involuntary-manslaughter-laws.html