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Unruhen in TripolisDer Mob macht Politik

Eine wütende Menschenmenge hat das libysche Parlament gestürmt, um seine Auflösung zu erzwingen. Drei Abgeordnete wurden verletzt, zwei Politiker traten zurück.

Vor Kurzem noch hat der Mob gefeiert, jetzt ist er wieder am Rasen. Bild: dpa

TRIPOLIS dpa | Ein wütender Mob hat eine Sitzung des libyschen Parlaments gestürmt. Nach Angaben lokaler Medien wurden bei dem Angriff am Sonntagabend drei Parlamentarier leicht verletzt. Die bewaffneten Angreifer wollten die Auflösung des Parlaments erzwingen. Sie zündeten vor dem Gebäude in Tripolis mehrere Fahrzeuge an.

Die Regierung von Ministerpräsident Ali Seidan verurteilte den Angriff und erklärte, dieses Verhalten sei einer Demokratie unwürdig. Durch Verzögerungen im Fahrplan für die Übergangszeit nach dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi war das Übergangsparlament nicht wie geplant am 7. Februar abgelöst worden.

Der Vorsitzende der Wahlkommission, Nuri al-Abbar, und zwei seiner Stellvertreter gaben unterdessen ihren Rücktritt bekannt. Sie hatten die Regierung während der Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung im vergangenen Februar wegen der mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen in einigen Wahlbezirken kritisiert.

Einige Beobachter vermuten jedoch, Al-Abbar sei zurückgetreten, um demnächst für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidieren. Einige Parlamentarier, die der Muslimbruderschaft angehören, wollen Seidan stürzen. Al-Abbar gilt als möglicher Kandidat für seine Nachfolge.

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6 Kommentare

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  • @taz

    @ Jens Hansen:

    Den selben Ärger habe ich auch über die taz:

    Mob oder soziale Bewegung oder Revolutionäre?

    @MRF: umgekehrt die Bewegungen in Europa (Spanien) haben sich die Belagerung des Regierungssitzes in arabischen Ländern zum Vorbild genommen:

    Kasbah in Tunis, Tahrirplatz in Kairo, entsprechendes in Jemen und Bahrein.

     

    Die taz läßt hier ein grünes Vorgehen durchblicken. Wie die Boell-Stiftung, so auch hier:

    Instrumentalisierung der Bevölkerung.

    Nein, Basisversammlungen sollten wie in Tuzla selbst entscheiden.

    • V
      verrückter
      @nzuli sana:

      Dann kann bei uns aber nicht berichtet werden, dass sich die Menschen eine Annäherung an den Westen wünschen. Tuzla bzw. BiH und weitere #protesti auf dem Balkan sind das beste Beispiel dafür. Da gehen Menschen auf die Straße gegen Oligarchen, gegen Nationalisten und gegen die Einmischung aus dem Westen, FÜR Selbstbestimmung ... und hier hören wir nichts. Keine dieser Forderungen ist kompatibel mit der kapitalfreundlichen Linie der Medienanstalten. Warum also berichten? Es gibt einfach nichts zu holen.

  • PH
    Peter Haller

    Vor einem Jahr noch Revolutionäre, jetzt auf einmal Mob.

    Maul schauen, wie in einem Jahr die "Revolutionäre" in Kiew bezeichnet werden.

  • Da hat sich in Tripolis wohl jemand den Euromaidan zum Vorbild genommen.

  • J
    jandob

    Das ist eine der bescheurtsten Bildunterschriften, die ich je gelesen habe. Soll das so sein oder ist das ein Versehen?

  • JH
    Jens Hansen

    Könnte die Taz bitte mal erklären ab wann jemand Mob ist und ab wann Freiheitskämpfer/Revolutionär/ect.

    Die Leute in der Ukraine sind kein Mob-aber sonst gibt´s ja auch noch den Volksmob. Wer ist wer???