Unruhen in Pakistan: Spiel mit dem Feuer
Der pakistanische Ex-Premierminister Khan ist verhaftet worden. Einst war er ein Hoffnungsträger, inzwischen hat er sich längst entzaubert.
P akistans Entwicklung ist ein Grund zu großer Sorge. Denn bereits ohne den dort jetzt eskalierenden politischen Machtkampf steht der hoch verschuldete Atomwaffenstaat wirtschaftlich gefährlich nah am Abgrund. Mit den landesweiten Unruhen, die nun auf die Festnahme des vor 13 Monaten gestürzten Regierungschefs Imran Khan folgten, verschärft sich die Krise. Khan wurde am Mittwoch unter dem Vorwand der Korruption festgenommen, worauf seine Anhänger seine Drohung wahr machten und das Land noch tiefer ins Chaos stürzten.
Der gegen das elitäre Clan-Establishment als demokratischer Reformer angetretene Populist enttäuschte in seiner vierjährigen Regierungszeit. Die meisten versprochenen Reformen blieben aus, die Wirtschaftskrise verschärfte sich weiter. Deshalb war erstmals in der Geschichte des Landes ein Misstrauensvotum im Parlament gegen einen Regierungschef erfolgreich.
Khan musste abtreten, was er nie akzeptierte und wofür er immer andere verantwortlich machte. Zuvor hatte er bereits schon die Gunst des Militärs verloren. Das hatte ihn einst protegiert, doch verlor er dessen Gunst, als er in dessen Machtbereich eingreifen wollte. Immerhin putschte es nicht wieder.
Seitdem regiert eine Koalitionsregierung der Familiendynastien der Sharifs und Bhuttos. Sie hatten sich früher befehdet und an der Macht abgelöst, bevor der politische Emporkömmling Imran Khan ihnen gefährlich wurde. Der jetzige Premierminister Shehbaz Sharif, ein konservativer Industrieller, hatte wirtschaftliche Gesundung versprochen, scheiterte aber auch und will Neuwahlen möglichst lange hinauszögern.
Die sieht Khan als seine Chance und versucht nun, sie mit Gewalt herbeizuführen. Doch der Reformer hat sich längst entzaubert und unterscheidet sich in seinen skrupellosen Methoden und seinem Machthunger längst nicht mehr von seinen politischen Gegnern. Das ist Pakistans Tragik: Die Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht – weder mit noch ohne Khan.
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