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Unruhen in BangladeschBrandanschläge auf Textilfabriken

Die Textilindustrie in Bangladesch leidet unter der politisch instabilen Lage im Land. Händler befürchten Produktionsausfälle.

Aus Sorge vor Angriffen bleiben einige Fabriken in Bangladesch aktuell geschlossen Foto: dpa

Berlin taz | In Bangladesch hat die politisch instabile Lage auch Auswirkungen auf die Textilindustrie des Landes. Laut Angaben der bangladeschischen Handelskammer hat es zuletzt Plünderungen und Brandanschläge auf Textilfabriken gegeben. Daraufhin blieben einige Fabriken aus Angst vor neuen Angriffen geschlossen – auch weil viele Po­li­zis­t:in­nen im Land gestreikt und ihre Arbeit niedergelegt hatten.

Am Freitag berichteten Vertreter von Armee und Industrie, dass eine militärische Spezialeinheit in betroffene Industriegebiete geschickt wurde. Damit hat sich die Lage in den Fabriken etwas beruhigt und die Produktion weitestgehend normalisiert. Unsicher bleibt der Export von Waren dennoch. Laut einem Bericht des Nachrichtensenders Al Jazeera wissen viele Unternehmen nicht, ob die Banken in Bangladesch die für den grenzüberschreitenden Handel erforderlichen Akkreditive weiterhin ausstellen.

Die Textilindustrie bildet das Rückgrat für die Wirtschaft des südasiatischen Landes. Mehr als vier Millionen Menschen arbeiten in knapp 4.000 Textilfabriken, die Waren im Wert von 46 Milliarden US-Dollar produzieren – mehr als 80 Prozent des gesamten Exportvolumens.

„Bangladesch bleibt sicher und attraktiv für Modeeinkäufer“

In einem offenen Brief hat sich zuletzt Mostafiz Uddin, Chef der Bangladesh Apparel Exchange, einer privaten Organisation zur Förderung der Textilindustrie, zu Wort gemeldet und seine Branche verteidigt: „Trotz der zivilen Unruhen bleibt Bangladesch ein sicheres und attraktives Ziel für internationale Modeeinkäufer“.

Mit diesem Appell sollen sich wahrscheinlich auch deutsche Unternehmen angesprochen fühlen, die 2023 Waren im Wert von 7,1 Milliarden Euro einkauften. Trotzdem zeigte sich der Handelsverband Deutschland letzte Woche beunruhigt.

„Händler und Hersteller befürchten, dass die kurzfristigen Fabrikschließungen und Produktionsunterbrechungen zu Verzögerungen in den Lieferketten führen könnten“, teilte der Handelsverband mit. Tanja Cronnen, Pressesprecherin des Modeverbands GermanFashion, beschwichtigt gegenüber der taz jedoch: Zwar könne es zu Engpässen kommen, für die Ver­brau­che­r:in­nen in Deutschland werde das aber nicht spürbar sein, so Cronnen.

In Bangladesch hatten Studierende gegen die zunehmend autoritär geführte Regierung protestiert. Es kam zu gewaltsamen Zusammenstößen, in denen mehr als 400 Menschen ums Leben kamen. Nachdem die Ministerpräsidentin Sheikh Hasina den Rückhalt des Militärs verloren hatte, trat sie von ihrer Funktion zurück und floh nach Indien. Momentan führt der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus das Land als Chef einer Übergangsregierung.

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1 Kommentar

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  • Und wieviel bekommen die Arbeiter in den Textilfabriken von den 46 Mrd. $ an Waren die in den Fabriken produziert werden? Im November 2023 wurde der Mindestlohn für Bekleidungsarbeiter auf 12.500 Taka pro Monat festgelegt, dass entspricht etwa 116$- demnach macht der Lohn für 4Mio Arbeiter pro Jahr nur 5.56 Mrd. $ aus oder 12%. Und ich nehme an die 46 Mrd. ist auch nur der Wert für den die Waren dort angekauft werden und nicht der Wert den ihr Verkauf letzendlich bringt. Vielleicht liegt darin auch ein Teil der Ursache für den Unmut? In der Fast Fashion gibt es mittlerweile über 50 Micro-Seasons, ich glaube es wird kaum jemanden auffallen wenn die 40te Kollektion an Billig-Klamotten fehlt. Ich glaube die Industrie/ Handel im Westen ist vermutlich mehr besorgt, dass jemand wie Muhammad Yunus tatsächlich etwas für die Menschen in seinem Land tut und eventuell auch die Arbeitsbedingungen und Löhne verbessern könnte, so dass die Menschen dort auch von ihrer Arbeit leben können. Westliche Wirtschaftsinteressen interessieren sich meist wenig für Menschenrechte, Bezahlung die zum Leben reicht oder auch politische Unruhen außer es sind damit Mehrkosten oder Verluste verbunden.