Unruhen in Bangladesch: Brandanschläge auf Textilfabriken
Die Textilindustrie in Bangladesch leidet unter der politisch instabilen Lage im Land. Händler befürchten Produktionsausfälle.
Am Freitag berichteten Vertreter von Armee und Industrie, dass eine militärische Spezialeinheit in betroffene Industriegebiete geschickt wurde. Damit hat sich die Lage in den Fabriken etwas beruhigt und die Produktion weitestgehend normalisiert. Unsicher bleibt der Export von Waren dennoch. Laut einem Bericht des Nachrichtensenders Al Jazeera wissen viele Unternehmen nicht, ob die Banken in Bangladesch die für den grenzüberschreitenden Handel erforderlichen Akkreditive weiterhin ausstellen.
Die Textilindustrie bildet das Rückgrat für die Wirtschaft des südasiatischen Landes. Mehr als vier Millionen Menschen arbeiten in knapp 4.000 Textilfabriken, die Waren im Wert von 46 Milliarden US-Dollar produzieren – mehr als 80 Prozent des gesamten Exportvolumens.
„Bangladesch bleibt sicher und attraktiv für Modeeinkäufer“
In einem offenen Brief hat sich zuletzt Mostafiz Uddin, Chef der Bangladesh Apparel Exchange, einer privaten Organisation zur Förderung der Textilindustrie, zu Wort gemeldet und seine Branche verteidigt: „Trotz der zivilen Unruhen bleibt Bangladesch ein sicheres und attraktives Ziel für internationale Modeeinkäufer“.
Mit diesem Appell sollen sich wahrscheinlich auch deutsche Unternehmen angesprochen fühlen, die 2023 Waren im Wert von 7,1 Milliarden Euro einkauften. Trotzdem zeigte sich der Handelsverband Deutschland letzte Woche beunruhigt.
„Händler und Hersteller befürchten, dass die kurzfristigen Fabrikschließungen und Produktionsunterbrechungen zu Verzögerungen in den Lieferketten führen könnten“, teilte der Handelsverband mit. Tanja Cronnen, Pressesprecherin des Modeverbands GermanFashion, beschwichtigt gegenüber der taz jedoch: Zwar könne es zu Engpässen kommen, für die Verbraucher:innen in Deutschland werde das aber nicht spürbar sein, so Cronnen.
In Bangladesch hatten Studierende gegen die zunehmend autoritär geführte Regierung protestiert. Es kam zu gewaltsamen Zusammenstößen, in denen mehr als 400 Menschen ums Leben kamen. Nachdem die Ministerpräsidentin Sheikh Hasina den Rückhalt des Militärs verloren hatte, trat sie von ihrer Funktion zurück und floh nach Indien. Momentan führt der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus das Land als Chef einer Übergangsregierung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption