Unionspolitiker diskutieren mit der Basis: Streit? Welcher Streit?
In Berlin fand der letzte von sechs „Deutschland-Kongressen“ statt. Dabei demonstrierten CDU und CSU in Sachen Sicherheit viel Einigkeit.
Läuft ja wie geplant. Sechs gemeinsame Veranstaltungen haben die beiden C-Parteien seit Ende September durchgeführt. Auf den „Deutschland-Kongressen“ diskutierten Vertreter der Parteispitze an wechselnden Orten zu wechselnden Themen mit der Basis. Nach dem Streit über die Flüchtlingspolitik sollten CDU und CSU so öffentlichkeitswirksam wieder zusammenrücken.
Zum Abschluss der Serie sitzt neben Maizière und den beiden Herren aus Bayern auch noch Verteidigungsministerium Ursula von der Leyen auf dem Podium. Das Thema lautet „Innere und äußere Sicherheit“ und ist geschickt gewählt: In diesem Bereich herrscht ohnehin kein großer Dissens zwischen den Parteien. Eine gute Voraussetzung für die Harmonie-Show auf der Bühne.
„Misstrauen gegen unsere Sicherheitsbehörden ist unberechtigt. Wir müssen hier rechtliche Hindernisse für die Nutzung neuer Ermittlungstechniken beseitigen“, darf de Maizière sagen. Konsens bei den Konservativen, Applaus für den Innenminister.
Thomas de Maizière, Innenminister
„Wir müssen die Bundeswehr für ihre Aufgaben angemessen ausstatten und ausrüsten“, darf von der Leyen sagen. Noch ein Konsens, Applaus für die Verteidigungsministerin.
„Die Ängste der Menschen kann man nicht verbieten. Kameras auf öffentlichen Plätzen können zur Beruhigung beitragen“, darf Gribl sagen. Schon wieder Konsens, Applaus für den Augsburger Bürgermeister.
Und wo war noch mal das Problem zwischen CDU und CSU?
Am Ende der Diskussion darf die Basis ihre Fragen loswerden. Ein CDU-Mitglied mit türkischen Wurzeln bekommt das Mikrofon, ein Freund der Regierung in Ankara ist der Mann nicht. Er erwähnt ein internes BND-Papier, das im August öffentlich geworden war; der Geheimdienst schrieb darin von Verbindungen des türkischen Staates zum IS. Warum, fragt der Mann nun, hat man von der Bundesregierung in den vergangen zwei Monaten nichts mehr darüber gehört?
De Maizière weicht aus: Einerseits sei das Verhältnis zur Türkei schwierig, andererseits sei das Land ein wichtiger Partner. „Ein differenzierter Blick ist der richtige Weg“, sagt der Innenminister. In der CSU sieht man die Partnerschaft eigentlich kritischer. Dass sich die Bundesregierung mit dem Flüchtlingsabkommen an die Türkei gebunden hat, haben die Christsozialen mehrmals kritisiert. Auf dem Podium bleiben die CSU-Vertreter nun aber still.
Offenbar haben sie auf de Maizière gehört. Wie hatte der am Anfang noch gesagt? „Beim Zusammenhalt zwischen CDU und CSU gibt es keine Baustellen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja