Unheimliche Anschlagsserie in Malmö: Schüsse aus dem Nichts auf Migranten

In der südschwedischen Stadt Malmö wurde in den vergangenen 12 Monaten fünfzehn Mal auf ausländisch aussehende Menschen geschossen. Meist von hinten: "Es knallt einfach nur."

Hier wurde am Freitag auf zwei Frauen mit Migrationshintergrund geschossen: Polizisten am Tatort in Malmö. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | "Schluss mit den Schüssen!", "Toleranz und Sicherheit für alle!" So lauteten einige der Parolen auf einer Demonstration, zu der christliche, jüdische und islamische Gemeinden am Samstag in Malmö aufgerufen hatten. Die südschwedische Stadt lebt derzeit in Angst wegen einer Serie ungeklärter Attentate, bei denen ein Heckenschütze oder auch mehrere Täter auf Menschen mit Migrationshintergrund schießen.

In der vergangenen Woche äußerte die Polizei erstmals öffentlich den Verdacht, dass es einen Zusammenhang geben könne. Jedenfalls sei bei fünf oder sechs der fünfzehn Anschläge der letzten Monate dieselbe Tatwaffe verwendet worden. Dass die Taten rassistische Motive haben könnten, "ist eine von vielen Theorien", sagt Lars-Håkan Lindblom, Polizei-Pressesprecher von Malmö.

Beginn dieser Anschlagsserie in vorwiegend von MigrantInnen bewohnten Vororten Malmös ist laut Polizei der 10. Oktober 2009. Damals gab es den ersten Todesfall: Die getötete 20-Jährige war das einzige Opfer ohne Migrationshintergrund. Migrant war aber der gleichzeitig verletzte Mann, mit dem sie im Auto gesessen hatte.

Allen Anschlägen seither sei gemeinsam, "dass es einfach nur knallt. Die Opfer werden mit dem Täter nicht konfrontiert und wissen auch nicht warum", sagt Lindblom. Die Schüsse würden meist von hinten abgefeuert. Von hinten an einer Bushaltestelle getroffen wurden zuletzt am 10. und 19. Oktober ein 47-jähriger Somalier und ein 28-jähriger ebenfalls dunkelhäutiger Mann. Am Donnerstag vergangener Woche knallte es wieder. Zwei Frauen wurden durch ein Küchenfenster beschossen.

Gibt es einen neuen "Lasermann"?, fragen schwedische Medien. Zwischen August 1991 und Januar 1992 hatte ein Attentäter, der ein Gewehr mit Laserzielgerät benutzte, im Raum Stockholm Anschläge auf dunkelhäutige Menschen verübt. Eine Person starb, 10 wurden verletzt.

Als Motiv gab der Täter - er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt - Ausländerhass an: Er sei durch die damalige ausländerfeindliche Stimmung im Land zu seinen Taten angestachelt worden. Damals befand sich Schweden in einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte, militante Rassisten erhielten Zulauf, und mit der "Neuen Demokratie" wurde erstmals eine offen ausländerfeindliche Partei ins Parlament gewählt.

"Die Gangart uns gegenüber ist härter geworden", sagt Mahad, der bei der somalischen Vereinigung in Malmö aktiv ist: "Die Leute sagen offen, man solle uns rauswerfen." Seit einigen Wochen gibt es mit den "Schwedendemokraten" auch wieder eine ausländerfeindliche Partei im Reichstag.

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