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Ungleichheit wächstSuperreiche immer reicher

Global und national wächst die wirtschaftliche Ungleichheit. In Deutschland sind Einkommensungleichheit und Armutsquote auf einem neuen Höchststand.

Kassensturz: Bei vielen Menschen ist weniger im Portemonnaie, als sie für das Leben brauchen Foto: Roel Burgler/plainpicture

Das Vermögen der Superreichen in den G20-Ländern ist im vergangenen Jahr um 2,2 Billionen US-Dollar gestiegen. Einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse der Entwicklungsorganisation Oxfam zufolge wuchs das Vermögen der Mil­li­ar­dä­r:in­nen in den größten Industrie- und Schwellenländern in nur einem Jahr um 16,5 Prozent auf 15,6 Billionen US-Dollar an. Der Vermögenszuwachs reiche mehr als aus, um 3,8 Milliarden Menschen aus der Armut zu befreien, teilte Oxfam mit. Die jährlichen Kosten dafür betragen danach 1,65 Billionen US-Dollar.

Die Organisation veröffentlichte die Zahlen anlässlich des in wenigen Tagen stattfindenden G20-Treffens in Johannesburg. Die südafrikanische G20-Präsidentschaft hat die Bekämpfung der Ungleichheit zu ihrem zentralen Thema gemacht. „Es ist absolut inakzeptabel, dass Superreiche noch immer nicht angemessen besteuert werden, während gleichzeitig immer mehr Regierungen die Entwicklungszusammenarbeit zusammenstreichen und sich so aus ihrer internationalen Verantwortung stehlen“, sagte Tobias Hauschild von Oxfam. Mit den Kürzungen im Entwicklungsetat im Haushalt für 2026 sende die Bundesregierung ein fatales Signal an die ärmsten Länder der Welt.

Auch in Deutschland nehmen soziale Verwerfungen zu. Einkommensungleichheit und Armutsquote sind in der Bundesrepublik auf einem neuen Höchststand. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Einkommenungleichheit steigt seit 2010. Die ausgleichende Umverteilungswirkung durch Steuern und Sozialtransfers habe zugleich tendenziell abgenommen, hieß es.

Die Zahl der in Armut lebenden Haushalte ist von 2010 bis 2022 von 14,4 Prozent auf 17,7 Prozent gestiegen. Maßstab für die Einkommensverteilung ist der sogenannte Gini-Koeffizient. Je höher er ist, desto größer ist die Ungleichheit. Er kletterte von 0,282 auf 0,310. „Wenn es eine soziale Marktwirtschaft nicht schafft, ihr Teilhabe- und Fairnessversprechen einzuhalten, ist das hochproblematisch für ihre Akzeptanz – und auch für die Akzeptanz unserer Demokratie“, sagte Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI.

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