Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Ich denke hier darf man nicht außer Acht lassen wie dieser positive Lerneffekt für ausländische Kinder überhaupt entsteht. Nämlich dadurch dass sich die Kinder in eine mehrheitlich deutsche Gruppe integrieren müssen. Bei 40 Prozent oder bei Bevorzugung oder in Ballungszentren noch höherem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund frage ich mich ob das noch funktioniert. Oder ob man hier nicht die Institution Kita mit Problemen überfrachtet die sie alleine nicht lösen kann.
Die Lösung sehe ich nicht in der Bevorzugung einer Gruppe sondern im Ausbau des Betreuungsangebotes insgesamt ergänzt um spezielle Sprachförderung.
....wenn die Vergabe von Plätzen nicht an der Erwerbstätigkeit der Mütter hängt....
Nur damit ich das verstehe... demnach soll die erwerbstätige Mutter ihren Job an den nagel hängen oder beide Partner Teilzeit (zu unterschied Zeiten) arbeiten um das eigene Kind zu betreuen, damit das Kind einer nicht arbeitenden Person dann betreut werden kann?
Ich weiß ja nicht wie das in Berlin läuft aber bei uns gibt es in den AWOKindergärten Vergaberichtlinien da gehts nach Alleinerziehend, Berufstätig voll/ teil ... wenn Personen identische Vorraussetzungen haben dann wird Kind mit Migrationshintergrund bevorzugt... im Übrigen kosten Kitas außerhalb Berlins idR Geld und das sparen sich halt auch viele gern
Zu argumentieren, das kindergartenplätze für Kinder mit migrationshintergrund besonders wichtig seien, weil das die zukünftigen fachkräfte würden, ist doch Quatsch. Alle Kinder sind potenzielle zukünftige fachkräfte, egal ob mit oder ohne migrationshintergrund. Dementsprechend ist es so oder so schlecht wenn ein Kind keinen kindergartenplatz bekommt, mit oder ohne migrationshintergrund. Wenn Kinder mit migrationshintergrund seltener einen kindergartenplatz bekommen, dann ist die einzig wichtige Frage warum das so ist. Aber darauf geht der Artikel leider nicht ein.
@Andrea Seifert Naja, das Erlernen der deutschen Sprache dürfte bei muttersprachlich deutschen Kindern schon zu Hause passieren, anders als bei muttersprachlich nicht-deutschen Kindern. Letztere werden ohne Kitaplatz also schon abgehängt, bevor sie überhaupt in die Schule kommen.
Die Demo am Einheitstag in Berlin hat erneut gezeigt: Diejenigen, die dort nach Frieden riefen, meinen etwas ganz anderes – die Kapitulation der Ukraine.
Ungleichheit in der Kita: Gebt der Zukunft einen Platz
Kinder migrantischer Eltern bekommen viel seltener einen Kita-Platz als solche aus deutschen Familien. Das ist nicht nur unfair, sondern auch unklug.
Alle Kinder brauchen gute Kitas und faire Chancen Foto: jungeblodt.com
Es ist eine Prozentzahl, die auch die sogenannte Mehrheitsgesellschaft alarmieren sollte: 40 Prozent aller Familien mit Kindern zwischen ein und unter drei Jahren, in denen zu Hause kein Deutsch gesprochen wird und die sich einen Kita-Platz wünschen, haben einen solchen Platz nicht. Im Durchschnitt aller Familien mit Kleinkindern beträgt diese Unterversorgung nur 20 Prozent. Das sind aktuelle Zahlen vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB).
Alarmierend sind sie aus zweierlei Gründen: Erstens weiß man aus der Forschung, dass in Familien mit Migrationshintergrund die frühe Sprachförderung besonders wichtig ist und Kinder, die früh gut Deutsch gelernt haben, später in der Grundschule mit ihren deutschsprechenden Altersgenoss:innen mithalten können.
Zweitens aber, und das hat sich noch nicht wirklich herumgesprochen, reden wir hier von den Berufstätigen und Fachkräften von morgen. Jenen Menschen, die auch für die sogenannte Mehrheitsgesellschaft unverzichtbar sind und die ihr den Arsch retten, wenn der demografische Wandel die Erwerbsbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zusammenschrumpfen lässt.
40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren haben derzeit einen sogenannten Migrationshintergrund, bei den Neugeborenen in Ballungszentren sind es noch mehr. Überproportional häufig sind diese Familien armutsgefährdet.
Wenn es zukünftig noch ausreichend Arbeitskräfte geben soll, muss Kindern aus diesen Familien auch der Weg dorthin ermöglicht werden.
Der paternalistische, mitleidige Blick der Mittelschichten auf diese Bevölkerungsgruppen, verbunden mit der Sorge, kinderreiche Familien könnten sogar zu viel Bürgergeld in Anspruch nehmen, ist aber nicht nur herablassend, sondern auch kurzsichtig. Wenn es zukünftig noch ausreichend Arbeitskräfte, Fachkräfte und Beitragszahler:innen geben soll, muss Kindern aus genau diesen Familien auch der Weg dorthin ermöglicht werden.
Deswegen ist es nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen richtig, wenn es mehr wohnortnähere Kitaplätze gibt, wenn die Suche danach mehrsprachig begleitet wird, wenn die Vergabe von Plätzen nicht an der Erwerbstätigkeit der Mütter hängt, zum Beispiel.
Wenn es zukünftig noch ausreichend Arbeitskräfte, Fachkräfte und Beitragszahler:innen geben soll, muss Kindern aus genau diesen Familien auch der Weg dorthin ermöglicht werden.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
Themen