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Unfälle mit ElektrorädernLeben Pedelec-Fahrer gefährlicher?

2016 sind so viele Menschen mit einem Elektrorad verunglückt, wie nie zuvor. Geschwindigkeit ist nicht der Grund, sagen Experten.

Sieht schnell aus, ist aber nicht so gefährlich: Immer mehr Menschen nutzen ein Elektro-Fahrrad Foto: dpa

Berlin taz | Die Zahl sorgt für Beunruhigung: Im Jahr 2016 sind von Januar bis September 46 Menschen auf Pedelecs tödlich verunglückt. Das sind 20 Menschen mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Es gibt demnach auch immer mehr verletzte Fahrer – bis September 2016 waren es 3214, 39 Prozent mehr als im Vorjahr.

Heißt das, dass Pedelecnutzer immer gefährlicher leben? Der Zweirad-Industrie-Verband glaubt das nicht. „Diese Unfallstatistik sagt nichts aus“, sagt Sprecher David Eisenberger. Der Unfallrekord sei darauf zurückzuführen, dass die Räder immer stärker genutzt werden: Laut dem Zweirad-Industrie-Verband wurden im Jahr 2016 560.000 Pedelecs und E-Bikes verkauft, ein Anstieg von fast fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und sogar 17 Prozent im Vergleich zu 2014.

Pedelecs gelten als Fahrräder, weil die Nutzer selbst treten und der Elektromotor nur unterstützt. Sie dürfen auf Radwegen gefahren werden, E-Bikes mit Motorantrieb gelten als Kraftfahrzeuge.

„Pedelecs werden häufiger genutzt, weil sie eine größere Investition sind als normale Fahrräder“, erklärt Eisenberger weiter. Man könne mit ihnen längere Strecken zurücklegen, auch dadurch steige die Unfall-Wahrscheinlichkeit.

„Pedelecs sind nicht viel schneller“

Außerdem bemängelt Eisenberger, dass in der Statistik nicht enthalten ist, wer die Unfälle verursacht hat. Ob Pedelec-Fahrer oder Autofahrer häufiger an Unfällen schuld sind, wird noch nicht erfasst, wie das Statistische Bundesamt auf Nachfrage mitteilt. Ein Grund für die hohen Unfallzahlen sei auch das Alter der Nutzer, wie Stephanie Krone, Sprecherin des Fahrradverbands adfc erklärt: „Pedelec-Fahrer sind durchschnittlich älter und anfälliger für schwerere Verletzungen.“

Grundsätzlich litten Pedelec-Fahrer genauso wie klassische Radfahrer unter der mangelnden Infrastruktur, so Krone. Auch die Vorstellung, dass Pedelecs immer schneller führen als Fahrräder, stimme so nicht, erklärt Krone: Auf Radwegen seien ohnehin Geschwindigkeiten zwischen 15 und 20 km/h normal, viel schneller würden Pedelecs auch nicht.

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4 Kommentare

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  • Die E-Power setzt zu plötzlich ein. Für alte Leute ein echtes Problem. Die elektrische Unterstützungsleistung müßte beim Antritt viel exakter dosierbar sein. Dito die Bremsen. Das ist der Grund warum meine Mutter (72) ihr E-Bike stehen läßt. Jüngere Leute verstehen das nicht. Die Koordination der Bewegungen klappt bei alten Menschen nicht schnell genug.

     

    Das die Adfc-Frau das nicht rafft, ist ein echtes Armutszeugnis. Stattdessen quatscht sie von besseren Fahrradwegen. So ähnlich faselte auch der ADAC im Mittelalter über den Mangel an Autobahnen. Auf den Gedanken das die Technik selbst ein Problem sein könnte, kamen die Lobbyisten schon damals nicht.

    • @el presidente:

      "Für alte Leute ein echtes Problem."

       

      Bitte keine Verallgemeinerungen. Meine Tante ist 75 und ist ihr Leben lang Rad gefahren, bis sie vor drei Jahren auf ein Pedelec umstieg - ohne Probleme!

      Und ich sehe viele "alte Menschen", die glücklich mit ihrem elektrisch unterstützten Fahrrad durch die Gegend fahren!

       

      Wenn ältere Menschen, die sich sonst nicht mehr aufs Rad gewagt haben (aus unterschiedlichen Beweggründen), jetzt plötzlich das Pedelec für sich entdecken, sollten sie erst einmal damit üben.

      Das gilt für alles Neue!

  • Ich find es immer wieder bewundernswert wie man eigentlich ohne nennenswerte Erkenntnisse Berichte, Artikel und Meldungen in die Welt posaunt:

    Wir wissen nun das mehr Menschen auf einer bestimmten Sorte Fahrrad sterben. Das alles ohne weitere Daten. Dem wird dann statt die Daten zu liefern gegenübergestellt wie viele Räder verkauft wurden.

    Wenn ich mit so einer Ansage zur Prof.in gehen würde hätte ich ne Exmatrikulation zu befürchten.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @FriedrichH:

      Ihre Prof.in würde sich vielleicht freuen, wenn Sie zeigten, dass Sie in der Lage sind, die Daten im Beitrag in einem sachlichen Zusammenhang zu sehen.