Unbefristeter Streik bei der Post: Appel wirft Verdi Eigeninteresse vor
Die Forderungen der Gewerkschaft Verdi seien „kein Beitrag zur Lösung unseres Kernproblems“, findet Post-Chef Appel. Gestreikt wird seit Montag ohne Frist.
Post-Chef Frank Appel zeigte sich zuversichtlich, dass das Unternehmen die Folgen des unbefristeten Streiks abfedern kann. „Wir hatten ja in diesem Jahr schon 28 Streiktage und können damit umgehen“, sagte er der Zeitung Bild (Dienstag).
Der Manager kritisierte zugleich den Kurs der Gewerkschaft in dem Tarifkonflikt. Es stelle sich die Frage, ob Verdi „vorrangig Eigeninteressen oder die wirklichen Interessen der Arbeitnehmer“ verfolge. Appel kündigte an, hart zu bleiben. Die Forderungen der Gewerkschaft seien „leider kein Beitrag zur Lösung unseres Kernproblems“, sagte er der Zeitung. „Unsere Löhne liegen doppelt so hoch wie bei unseren Wettbewerbern – wenn wir so weitermachen, entstehen neue Arbeitsplätze in der Paketzustellung nur noch bei der Konkurrenz.“
In dem Tarifkonflikt geht es um die Arbeitsbedingungen von rund 140.000 Beschäftigten. Vor allem aber wird über die schlechtere Bezahlung bei 49 neu gegründeten regionalen Gesellschaften für die Paketzustellung gestritten. Die dort angestellten rund 6.000 Paketboten werden nicht nach dem Haustarif der Post bezahlt, sondern erhalten die oft niedrigeren Löhne der Logistikbranche. Verdi will erreichen, dass sie tariflich unter das Dach der Post zurückkehren.
Die Post habe sich in sechs Verhandlungsrunden keinen Millimeter bewegt, kritisierte Verdi-Verhandlungsführerin Kocsis. Auch auf ein Ultimatum der Gewerkschaft war das Unternehmen in der vergangenen Woche nicht eingegangen.
Bei der Post arbeiten 138.000 Tarifbeschäftigte und 40.000 Beamte. Letztere streiken nicht. Daher hatte die Post auch bei wochenlangen Warnstreiks zuletzt einen Teil ihres Angebots aufrechterhalten können. Millionen Briefe und Pakete kamen allerdings deutlich verspätet an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“