Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien: Ex-Minister im Hungerstreik
Vier katalanische Politiker in Haft protestieren gegen das spanische Verfassungsgericht. Dieses ignoriert angeblich bewusst ihre Beschwerden.
Sie protestieren mit der Aktion gegen das spanische Verfassungsgericht. Das verschleppe absichtlich alle Einsprüche der Gefangenen im Ermittlungsverfahren wegen „Aufstand“, „Rebellion“ und „Veruntreuung öffentlicher Gelder“ im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober vergangenen Jahres, behaupten die Inhaftierten.
Die Abstimmung wurde trotz Verbot durch die Zentralregierung in Madrid durchgeführt. Den Angeklagten, unter denen sich zahlreiche Minister des ins Ausland geflohenen ehemaligen katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont befinden, drohen – so die Forderung der rechtsradikalen Partei VOX – bis zu 55 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu 25 Jahre. Die vier wurden im vergangenen Dezember auf der Liste von „Gemeinsam für Katalonien“ (JxCat) von Puigdemont ins katalanische Parlament gewählt. Sànchez und Turull kandierten gar für den Posten des Regierungschefs. Insgesamt haben die Anwälte der Angeklagten ein Dutzend Beschwerden beim Verfassungsgericht eingelegt. Das hat alle akzeptiert, aber bisher keine Entscheidung gefällt. Gegen Urteile des obersten Gerichtshofs kann keine Berufung eingelegt werden.
Es bleibt nur der Gang nach Europa. Und dieser ist verbaut, solange das spanische Verfassungsgericht nicht entschieden hat. Die erste Beschwerde ging am 22. November 2017 ein. Unter anderem haben die Angeklagten mehrere Richter als befangen abgelehnt. Knapp 160.000 Menschen haben sich per Onlinepetition mit Sànchez und Turull solidarisiert. Neben den katalanischen Parteien stellte sich auch die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, und ihre linksalternative „En Comú“ hinter die Hungerstreikenden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid