Unabhängiges Filmfest Osnabrück: Globaler Blick, vor Ort zu sehen
Das Unabhängige Filmfest Osnabrück zeigt seine Filme wieder nur in Kinos und nicht im Internet. Der Programmschwerpunkt liegt auf Dokumentarfilmen.
![Eine Frau sitzt auf einem weißen Plastikstuhl in einem Garten und krault ihren Hund. Eine Frau sitzt auf einem weißen Plastikstuhl in einem Garten und krault ihren Hund.](https://taz.de/picture/5179373/14/210230017-b285f87d6a-1.jpeg)
„Ein Filmfestival sollte in den Kinos stattfinden“, sagt die Leiterin des „Unabhängigen FilmFest Osnabrück“ (UFO) Julia Scheck. Heutzutage keine Selbstverständlichkeit, viele Festivals, auch im Norden, sind weiterhin hybrid, zeigen die Filme zusätzlich im Netz. Vorteil: eine globale Verbreitung.
Das UFO jedoch versteht sich als regionales Filmfestival: „Wir wollen die Welt nach Osnabrück holen“, sagt Scheck. Anders als im vergangenen Jahr sind die Filme nur in Osnabrücker Spielstätten zu sehen: im Lagerhaus, im Haus der Jugend, im Filmtheater Hasetor und im Cinema Arthouse. Dabei muss sich das Publikum auf verschiedene Bedingungen und Zugangsbeschränkungen einstellen: Mal gilt 2G, mal 3G. Mit erheblichen geringeren Zuschauer*innenzahlen als im Jahr 2019 rechnet Scheck deshalb. Beim Programm aber wurde nicht gespart. 80 Produktionen zeigt das Festival, 30 Lang- und 50 Kurzfilme.
Als unabhängig versteht sich das Filmfest dabei auch, weil es von etwa 40 Osnabrücker*innen programmiert wird, die ehrenamtlich in verschiedenen Sichtungsgruppen arbeiten. Anders als bei fast allen anderen Filmfestivals Norddeutschlands sieht man deshalb keine NDR-Fernsehproduktionen. Die kosten die Festivals wenig und prominente Hauptdarsteller*innen als Gäste gehören zum Paket dazu. Auch deshalb hatte das Osnabrücker Filmfest in früheren Jahren erhebliche Probleme mit der Förderung und stand einige Male vor dem Aus. Jetzt rechnet Scheck mittelfristig damit, dass die Finanzierung wie überall in der Kulturbranche stagnieren wird. Dann müsse das Programm in den kommenden Jahren „abgespeckt werden“.
Ein Alleinstellungsmerkmal des Osnabrücker Filmfests ist der mit 15.000 Euro dotierte Friedenspreis, der für einen Film vergeben wird, der „eine ästhetische Qualität in herausragender Weise mit humanem Denken und sozialem Engagement verbindet“. Unter den neun Produktionen des Wettbewerbs sind fünf Dokumentarfilme, was den programmatischen Schwerpunkt des Festivals widerspiegelt, das mehr nonfiktionale Film zeigt als alle anderen Festivals in Niedersachsen.
Do, 20. 10. bis So, 24. 10., Programm: https://filmfest-osnabrueck.de
So wurde das Filmfest denn auch am Mittwoch mit einem Dokumentarfilm eröffnet. In „Monobloc“ erzählt der in Bremen geborene Hauke Wendler von dem Plastikstuhl, der mit einer Stückzahl von knapp einer Milliarde das meistverkaufte Möbelstück der Welt ist. Wendler reiste diesem Allerweltsding um die halbe Welt hinterher, fand es in Fabriken und Italien und Indien, in einem deutschen Designmuseum, in Uganda und Brasilien. Für Julia Scheck ist es ein Film auf der Höhe der Zeit, weil er unserem durch Corona geschärften „globalen Blick auf Gegenstände“ entspricht.
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