Umstrittener Landeselternvertreter stellt sich zur Wiederwahl: L'école cest moi
Am Freitag bestimmen die Berliner Elternvertreter ihren Sprecher. André Schindler wird wohl wiedergewählt.
Es sieht ganz danach aus, als würde der alte der neue werden: André Schindler ist Vorsitzender des Landeselternausschusses (LEA) in der dritten, je zwei Jahre währenden Amtsperiode. Am Freitag wird der oberste Elternsprecher der Stadt von den aus den Bezirkselternausschüssen (BEA) entsandten Mitgliedern des LEA voraussichtlich wiedergewählt.
Dabei ist Schindler nicht unumstritten: Als Verfechter des mehrgliedrigen Schulsystems ist er ein erklärter Gegner der rot-roten Schulpolitik. In deren Schulreform, die Haupt-, Real- und Gesamtschulen zu Sekundarschulen zusammenfassen will, wittert Schindler den Plan, die Gymnasien zu schließen. Dagegen kämpft er - und schießt dabei gerne recht scharf: Als in der SPD im Oktober über neue Zugangsregelungen für Gymnasien geredet wurde, lautete der Titel der LEA-Pressemitteilung: "Gymnasien droht Schließung".
Dass der oberste Elternsprecher keineswegs immer die Meinung der von ihm vertretenen Eltern oder auch nur die aller LEA-Mitglieder wiedergibt, zeigte sich auch im Dezember: Nach einer LEA-Debatte über ein von Kitaeltern angestrebtes Volksbegehren für mehr Personal in Schulhorten meldeten Zeitungen am nächsten Tag, der LEA lehne dessen Unterstützung ab. Dabei sei der "durchaus bunten Debatte" keinerlei Abstimmung gefolgt, so eine Teilnehmerin, die lieber anonym bleiben will.
Überhaupt sind offene Schindler-KritikerInnen im LEA schwer zu finden. Zwar seien "nicht alle mit Schindler glücklich und zufrieden", sagt etwa Kathrin Schulz, Vorsitzende des BEA Pankow und Mitglied im LEA. Offene Opposition gebe es aber ebenso wenig wie GegenkandidatInnen: "Das ist eben ein Ehrenamt, das viel Zeit bindet", so Schulz. Es sei schwer, dafür Leute zu finden. Sie selbst hat mit Schindler weniger inhaltliche Probleme: Eltern seien eben "eine sehr heterogene Gruppe, da ist es schwer, eine Richtung zu finden." Und der Vorsitzende könne schließlich nicht vor jeder öffentlichen Stellungnahme Rücksprache mit allen Mitgliedern des Gremiums halten. Doch sein Stil sei "unglücklich", meint Schulz: "Ich komme mir manchmal vor wie am französischen Hof."
Schindler halte wenig von interner Kommunikation und Basisdemokratie, sagt auch Thomas Lembke, Vorsitzender des BEA Tempelhof-Schöneberg. Zudem seien im LEA vor allem die "sehr bildungsnahen Eltern" vertreten. Auf Bezirksebene "wird offener diskutiert und wir haben auch Eltern aus Brennpunktgegenden", so Lembke.
Noch schärfer formuliert Elternvertreter Remzi Uyguner aus Kreuzberg: "Schindlers Positionen sind ungeeignet, sozial benachteiligte SchülerInnen zu unterstützen", sagt er. Und: "Er vertritt nur eine Sorte Eltern: die bildungsorientierten. Alle anderen kommen zu kurz." Uyguner vertrat den BEA Friedrichshain-Kreuzberg im Landeselternausschuss, bis der BEA vor zwei Jahren, aus Protest gegen Schindlers Positionen, die Zusammenarbeit einstellte.
Auch Doreen Kröber, Lichtenberger Elternvertreterin im LEA, geht kaum noch zu dessen Treffen. Die Mutter eines autistischen Sohnes hat das Netzwerk Förderkinder zur Unterstützung behinderter Schulkinder mitgegründet. Doch zu Runden Tischen, die der LEA mit der Senatsbildungsverwaltung zu diesem Thema plant, wurde sie nicht eingeladen. Sie fühle sich im LEA nicht respektiert, sagt Kröber: "Da setze ich meine Zeit lieber sinnvoll etwa für das Netzwerk ein, als stundenlang im LEA zu sitzen, wo keine echten Debatten stattfinden."
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