Umstrittene Seminare in Deutschland: Hotels gegen „Pick-up“-Sexisten
Tausende fordern in einer Petition den deutschen Hotelverband auf, den „Pick-up-Artists“ keine Räume zur Verfügung zu stellen. Der reagiert.
BERLIN taz | Erster Erfolg der GegnerInnen des sexistischen Dating-Spezialisten Julien Blanc: Mit über 170.000 Unterschriften rückte die //secure.avaaz.org/de/julien_blanc_de/?fpla:Petitionsplattform Avaaz dem Hotel- und Gaststättenverband auf die Pelle: Hotels sollten den fragwürdigen „Abschlepp-Coaches“ der Firma Real Social Dynamics keine Räume mehr zur Verfügung stellen. In Videos hatten einzelne Trainer Gewalt als Mittel des „Rumkriegens“ propagiert, einer brüstete sich gar mit einer Vergewaltigung. Der Hotelverband Deutschland (IHA) sagte nun zu, seine 1.400 Mitglieder über die Aktivitäten von RSD zu informieren.
Unterdessen //www.youtube.com/watch?v=BMaXmUmGFb4:sagte Julien Blanc dem Fernsehsender CNN, er entschuldige sich bei jedem, den er verletzt habe. „Ich bin nicht glücklich, wenn ich mich fühle wie der meistgehasste Mann der Welt“. Er sei überwältigt von den weltweiten Reaktionen.
„Mit tut sehr leid, was da passiert ist.“ Die Anleitung zum Würgen von Frauen sei ein „schrecklicher Versuch gewesen, lustig zu sein“, der aus dem Kontext gerissen worden sei. Welchen Kontext ein Twitter-Hashtag namens #ChokingGirlsAll AroundTheWorld („Mädchen rund um die Welt würgen“) haben soll, blieb unklar.
Er versuche, Männern mehr Selbstvertrauen im Umgang mit Frauen zu vermitteln, manche hätten durch ihn ihre Ehefrauen kennengelernt, warb Blanc. Die gewalttätigen Praktiken habe er nie in seinen Kursen unterrichtet.
Jennifer Li, eine amerikanische Aktivistin, die die weltweite Online-Kampagne unter dem Hashtag #TakeDownJulienBlanc gegen Blanc gestartet hatte, sagte, die Entschuldigung sei „voller Blödsinn“.
„Natürlich unterrichtet er diese Dinge“, sagte sie dem Newsportal Buzzfeed. Schließlich seien die Szenen, in denen er empfiehlt, Japanerinnen gleich auf der Straße den Kopf zu seinem Schoß zu ziehen, aus einer Unterrichtseinheit. Dass seine Firma RSD auf die Vorwürfe überhaupt nicht reagiere, sei ein Zeichen dafür, das dort alle ähnlich dächten.
Blanc kündigte an, seinen Online-Auftritt zu überprüfen. Auf jeden Fall wolle er aber weiter Seminare geben – dies allerdings in immer weniger Ländern: Nach Australien und Brasilien hat ihm nun auch Großbritannien die Einreise verweigert.
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