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Umgang mit AntisemitismusHochschule weist Kritik zurück

Die CDU-Politikerin Cornelia Seibeld wirft der Freien Universität in Berlin vor, dem „Kampf gegen Antisemitismus aus dem Weg zu gehen“. Der FU-Chef widerspricht.

Die Freie Universität stand im Zentrum der Kritik von Parlamentspräsidentin Cornelia Seibeld (CDU) in der jüngsten Plenarsitzung Foto: Monika Skolimowska/dpa

Berlin taz | Die Spitze der Freien Universität (FU) hat die scharfe Kritik durch die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld, zurückgewiesen. Die CDU-Politikerin hatte der FU am Donnerstag zu Beginn der Parlamentssitzung vorgeworfen, dem „Kampf gegen Antisemitismus aus dem Weg zu gehen“. Sie äußerte sich im Rahmen ihrer Gedenkworte zur Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 80 Jahren. „Wir gehen nichts aus dem Weg“, widersprach FU-Präsident Günter Ziegler in einem Interview der Morgenpost.

Er wünsche sich von der Berliner Politik mehr Vertrauen in die Hochschulen beim Umgang mit antisemitischen und pro­palästinensischen Protesten, wird Ziegler zitiert. „Ich nehme aber leider ein grundsätzliches Misstrauen wahr.“ Der FU-Präsident verweist auf die im Grundgesetz garantierte Wissenschaftsfreiheit. „Dazu gehört, dass wir selbst entscheiden können müssen, mit wem wir reden, wie lange wir reden und wann wir zu dem Schluss kommen, dass kein Gespräch mehr möglich ist“, sagte Ziegler.

Die FU war mehrfach Schauplatz antisemitischer Äußerungen und Vorfälle. Seibeld warf ihr sowie der Humboldt-Universität und der Alice-Salomon-Hochschule vor, nicht genug gegen solche Vorfälle oder propalästinensische Besetzungen zu tun. Die Präsidentin berichtete, die FU habe die Wanderausstellung „The Vicious Circle“ (Der Teufelskreis) des englischen National Holocaust Museum aus für sie nicht nachvollziehbaren Gründen nicht zeigen wollen.

Das werde nun ab dem 25. Februar das Abgeordnetenhaus tun, als ein Ort der Information und Aufklärung, „was die FU l­eider nicht sein will“, hatte Seibeld gesagt. Das soll in Zusammenarbeit mit dem Haus der Wannseekonferenz und der Botschaft des Staates Israel geschehen. Die Gedenkstätte am Wannsee wird die Ausstellung danach selbst zeigen, nach eigenen Angaben vom 6. März bis zum 3. April im neuen Seminargebäude.

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2 Kommentare

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  • "Dazu gehört, dass wir selbst entscheiden können müssen, mit wem wir reden, wie lange wir reden und wann wir zu dem Schluss kommen, dass kein Gespräch mehr möglich ist"

    Können sie doch? Aber wenn man immer wieder wegen antisemitischer Vorfälle wiederholt in der Kritik steht aber eine Wanderausstellung über den Holocaust ablehnt, dann muss man sich eben auch die Kritik „Kampf gegen Antisemitismus aus dem Weg zu gehen“ gefallen lassen.

    Und ich frage mich jedes Mal, was das Argument mit der Wissenschaftsfreiheit soll? Wo schränkt es die Wissenschaft ein, wenn man als Universität neutral bleiben würde? Es schadet viel mehr der Freiheit, wenn sich jüdische Studenten nicht mehr in die Universität trauen und ganze Gebäude besetzt werden, somit der Lehre und Forschung nicht mehr zur Verfügung stehen, weil irgendwelche Menschen meinen ihre Meinung sei die einzig richtige und alle anderen folgen dieser Meinung, oder werden boykottiert.

  • dass einem mit dieser verkommenen partei, die im bundestag mit den geistigen erben des nationalsozialismus paktiert und gleichzeitig mit zeige- und mittelfinger auf andere zeigt, auch nichts erspart bleibt...